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Dieser Newsletter macht Mut, für seine Arbeit Geld zu verlangen

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzMittwoch, 09.02.2022

Sebastian Esser hat die Plattform Steady mitgegründet und groß gemacht. Jetzt macht er sich selbstständig, unter anderem mit dem kostenlosen Newsletter "Blaupause" – den er natürlich über Steady verschickt.

Der Newsletter hat eine recht spezifische Zielgruppe, die Sebastian so beschreibt:

Alle, die mit dem Gedanken spielen, Mitgliedschaften anzubieten. Und für die, die das schon tun und erfolgreicher sein wollen. Gehörst da dazu? Dann verspreche ich dir jede Woche Kniffe, Abkürzungen und Daumenregeln, die dir eine Menge Zeit sparen und dich erfolgreicher machen werden. Du wirst von den Erfahrungen anderer Medienmacher:innen profitieren und aus ihren Fehlern lernen, sodass du sie nicht selbst machen musst. Sobald du an Wachstumsgrenzen stößt, helfe ich dir mit neuen Ideen. Bist du dabei?

Ich glaube, dass diese Zielgruppe größer sein sollte, als sie derzeit ist. Denn deutlich mehr Menschen könnten mit dem, was sie im Netz veröffentlichen, Geld verdienen. Damit meine ich nicht unbedingt: davon leben. Aber wer sich ein kleines, treues Publikum erschrieben (oder erpodcastet) hat, kann aus einem reinen Hobby einen Nebenjob machen. Warum machen es so wenige?

Und schon haben wir das Tierchen kennengelernt, das den Medienwandel seit Jahren effektiv ausbremst: das Hochstapler-Syndrom. Meiner Beobachtung nach sind überdurchschnittlich viele Medienmacher:innen davon überzeugt, dass sie durch ein schreckliches Missverständnis erfolgreich sind, und nicht etwa durch Leistung, Wissen und Talent. Typischer Gedankengang: Man hält mich für kompetenter, als ich in Wirklichkeit bin. Und sobald eines Tages rauskommt, dass ich betrüge, bin ich geliefert, beschämt und professionell bankrott.

Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, was Sebastian da schreibt. Beim Social Media Watchblog haben wir uns jahrelang gefragt: Wer soll dafür denn bezahlen? Andere machen das doch besser und professioneller. Unser Thema ist viel zu speziell und nischig, das interessiert doch niemanden. Dann haben wir irgendwann um freiwillige Unterstützung gebeten und den Newsletter schließlich nur noch an Abonnentïnnen verschickt. Jetzt lebt Martin davon, für mich ist es der beste Zweitjob der Welt.

In der ersten Blaupause-Ausgabe erklärt Sebastian, wie das Imposter-Syndrom zu drei Tendenzen führen kann:

  • Perfektionismus: Psychologisch schwierig ist es, Geld für etwas anzunehmen, das wir alle inzwischen jeden Tag machen: ins Internet publizieren. Warum sollten meine Gedanken, Recherchen, Analysen wertvoller sein, als die vielen kostenlosen da draußen? Dafür zahlt doch kein Mensch! Also muss es etwas ganz Besonderes sein. Es muss perfekt sein.
  • TotplanenBevor ich anfange, brauche ich erst: Software-Entwickler:innen; Designer:innen; mehr Mitarbeitende; mehr Zeit; mehr Geld; mehr Wissen; mehr von allem. Sonst ist es nicht perfekt! Was werden die Leute denken? Meine Freunde, Familie, Kolleg:innen und Followers werden merken, dass ich nur heiße Luft produziere. Das wird peinlich.
  • AufschiebenWir schieben die vielen Dinge, die ja angeblich noch fehlen, immer wieder auf. Name, Logo, Preise für mein Mitgliedschaftsprogramm? Das mache ich gleich nach dem Wochenende, oder spätestens nach den Ferien, also Herbst 2023 klingt realistisch.

In der Kombination führt das dazu, dass sich viel zu wenige Menschen trauen, für ihre Arbeit um Unterstützung zu bitten. Das ist schade:

Medienmacher:innen haben eine eingeschworene Community aufgebaut, die nur darauf wartet, durch einen kleinen monatlichen Beitrag ihre Wertschätzung ausdrücken zu können. Objektiv betrachtet kann gar nichts schief gehen mit einem erfolgreichen Mitgliedschaftsprogramm. Aber es passiert: nichts.

Natürlich sind Abo- und Supporter-Modelle nicht für alle der richtige Weg. Ein Blog, ein Newsletter oder ein Podcast kann ganz bewusst "nur" ein Hobby sein. Schließlich können auch Spenden ein Anspruchsdenken bei der Unterstützerin oder ein Pflichtgefühl ("Jetzt muss ich liefern") beim Kreativen auslösen.

Es macht aber nicht nur Druck, sondern kann ein verdammt schönes Gefühl sein, wenn Menschen für die eigene Arbeit freiwillig Geld bezahlen. Deshalb hoffe ich, dass Sebastian mit seinem Newsletter mehr Menschen überzeugen kann, ein Mitgliedschafts-Angebot zu starten.

Dieser Newsletter macht Mut, für seine Arbeit Geld zu verlangen

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Kommentare 2
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

    Vielen Dank, das ist sehr hilfreich. Ergänzend dazu: Was Johannes Franzen vor kurzem twitterte, hat mich angesprochen: "Die meisten Künstler, die ich kenne, wollen nicht unterstützt, sondern bezahlt werden." Das möchte ich ausweiten auch auf Menschen, die publizieren, kreieren, recherchieren, etc. https://twitter.com/Jo...

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren

    Das Hochstapler-Syndrom ist wirklich ein fieser Geselle fast aller Kreativen. Ich habe es auch und ich finde es wirklich hilfreich, das zu benennen und einander einzugestehen.

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