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Literatur

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Felix Lorenz

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Felix LorenzSonntag, 30.04.2017

Im Jahr 1989 veröffentlichte Richard McGuire den kleinen, sechsseitigen Schwarz-Weiß-Comic Here, der gleich als echte Innovation wahrgenommen wurde. Der Zeichenstil war nicht besonders auffällig, einfach sogar; was den Comic zu etwas Besonderem machte, war seine ungewöhnliche Art, wie er mit der Zeitstruktur des Mediums umging. Für gewöhnlich liest sich ein Comic linear, von einem Panel zum nächsten wird die Handlung fortentwickelt. McGuire griff nicht in diese Lesegewohnheiten ein und veränderte die Darstellungsmöglichkeiten trotzdem, indem er verschiedene Zeitebenen in einem einzelnen Panel übereinanderschichtete. In ein Bild fügte er weitere kleinere ein und erzählte damit parallel Handlungen aus unterschiedlichen Jahren, die allerdings alle am gleichen Ort stattfinden, in der Ecke eines nicht besonders auffälligen Wohnzimmers. Kinder werden aufgezogen, eine Party wird gefeiert, ein Film geschaut, jemand spielt Klavier, das Haus wird gebaut, die Dinosaurier schauen vorbei, Menschen aus der Zukunft betreiben eigenartige Zeremonien. Manche Stränge sind über mehrere Panels fortgesetzt, andere bleiben punktuelle Sprünge in ein anderes Zeitalter der Menschheits- und Erdgeschichte. Die Einheit des Orts dominiert bei dieser Technik über alle anderen erzählerischen Dimensionen.

25 Jahre später hat Richard McGuire aus diesem kurzen Comicstrip ein umfangreiches Buch gemacht. Die Anlage ist im Wesentlichen die gleiche geblieben: Jede Doppelseite zeigt ein ganz bestimmtes Wohnzimmer in unterschiedlichen Zeiten (wenn das Haus im entsprechenden Jahr denn schon gestanden hat oder noch steht) und schon bald werden in jede Zeitebene Splitter aus anderen eingefügt. Neu gegenüber der Fassung von 1989 ist vor allem der Einsatz der Farbgebungen und Zeichenstile, für jedes Jahr wählt McGuire eine andere Gestaltung. Aquarelle und Tuschzeichnungen, Bleistiftskizzen und Computerbearbeitungen, monochrome und kontrastreiche Seiten, Landschaftspanoramen und vollgestopfte Gesellschaftsbilder wechseln sich ab, mal bilden sie Kontinuitäten und mal Gegensätze. Ein oder zwei historische Figuren treten auf, ein paar Seiten später landet man bei Einschüben von SciFi oder bei großflächigen Bildern der Ursuppe, und meistens kann man schon am Stil wiedererkennen, in welcher Zeit man sich befindet.

Man kann diese Abfolge locker auf sich wirken lassen oder vor- und zurückblättern und neue Bezüge entdecken. Die Erfahrung, die man dabei macht, ist nicht die einer großen, überspannenden Geschichte und noch nicht einmal die vieler kleiner, isolierter. Es ist eher die Erfahrung eines Orts, zu dem man immer wieder zurückkehrt und bei dem man zusehen kann, wie die Zeit auf ihn wirkt, ihn mit Geschichte auflädt und ihm ein Hinterland der Assoziationen hinzufügt. Vor allem aber kann man in Here sehen, wie dehnbar das Comic als Medium ist. Wer sich einen Eindruck von den vielleicht noch gar nicht so weit ausgeschöpften Möglichkeiten der Comickunst machen will, kann ihn hier bekommen.

Englisch: Richard McGuire: Here. Pantheon Books, 2014.

Deutsch: Richard McGuire: Hier. Übersetzt von Stephan Kleiner. DuMont, 2015.

“Here” ist auch in einer E-Book-Fassung erschienen, bei der die verschiedenen Zeitebenen in den einzelnen Bildern interaktiv ein- und ausgeblendet werden können.

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