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Literatur

Calamity again - Mein lieber Gott, schon wieder Morden!

Lutz Müller
Diplomökonom

Geboren 1956. Längste Schulzeit in Döbeln/Sachsen. Statistikstudium in Odessa. Tätigkeiten für verschiedene statistische Institutionen im In- und Ausland, Schwerpunkt Wirtschaftsstatistik und Beratung im Transformationsprozess. Un-Ruhestand in Berlin.
Kontakt: odessa.ua@sonnenkinder.org

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Lutz MüllerDonnerstag, 22.09.2022

Nach der neuen Eskalation im russischen Feldzug scheint der Krieg in immer gefährlichere Nähe zu rücken. Für mich war das heute der Anlass, noch einmal einen Essay herauszusuchen, den Anne Applebaum am Tag des Kriegsbeginns in The Atlantic veröffentlichte.

Taras Schewtschenko (1814-1861) drückt Gedanken und Emotionen aus, die wir heute als die „nationale Identität“ der Ukraine beschreiben würden, sagt Applebaum. Ihr Essay ist nach einem Poem des Nationaldichters  betitelt, das er zwischen 1853 und 1859 in der Festung Nowopetrowsk schrieb, dem Ort seiner Verbannung im heutigen Kasachstan.

Hier sind Erich Weinerts deutsche Übertragung aus der Zeit des Moskauer Exils und die Originalfassung:

Mein lieber Gott, schon wieder Morden!
Es war so hold und still geworden;
Kaum machten wir die Sklaven los,
Die Unsren, die in Ketten stöhnten …
Und wieder Blut der Bauern floß
Denn schau, die Henker, die gekrönten,
Wie gierge Hunde, sind besessen
Aufs Schädel fressen

   Мій боже милий, знову лихо!
   Було так любо, було тихо;
   Ми заходились розкувать
   Своїм невольникам кайдани
   Аж гульк! Ізнову потекла
   Мужицька кров! Кати вінчанні,
   Мов пси голодні за маслак,
   Гризуться знову

Taras Schewtschenkos Sprache und Stil sind nicht mehr zeitgemäß, dennoch, so findet Applebaum, ist es von hoher Dringlichkeit, diesen Dichter einem Auditorium außerhalb der Ukraine vorzustellen, das seine romantischen Balladen nicht lesen wird. Über Russlands Sicht und seine Ziele in Bezug auf die Ukraine sei so vieles geschrieben und spekuliert worden. Und am Montag (vor Beginn des Einmarschs) „informierte uns Putin in einer einstündigen Tirade sogar, dass die Ukraine überhaupt nicht existieren solle.“

Auf die Frage, was nun die Ukraine den Ukrainern bedeute, folgt ein kurzer Abriss der Geschichte vom 16. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.

„Die ukrainische Identität war anti-elitär, bevor jemand überhaupt den Begriff anti-elitär benutzte, oft wütend und anarchisch, manchmal brutal. Schewtschenkos Poesie ist zum Teil wirklich sehr wütend und sehr brutal.“

Ausführlich geht der Essay auf die Entwicklung der ukrainischen Sprache und Kultur ein, die ursprünglich von der einfachen Landbevölkerung gepflegt wurden und durch das „Ukrainischsein“ charakterisiert werden. Trotz Verbot und Verdrängung fand die ukrainische Sprache Verbreitung auch unter Intellektuellen und der Stadtbevölkerung.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart könne man keine klaren Linien ziehen, keine Nation sei gezwungen ihre Geschichte zu wiederholen. Aus den Erfahrungen der Eltern und Großeltern ergibt sich jedoch die Gewohnheit, nicht zu den Machthabern, zu „denen da“, dazugehören zu wollen. Es ist gewiss kein Unglück, dass sich viele Ukrainer danach richten und ihrem eigenen Staat gegenüber skeptisch eingestellt sind, meint Applebaum.

Somit wird die jüngste Geschichte im Spannungsfeld zwischen Kleptokratie, Korruption und Autokratie und dem Streben nach einer besseren Zukunft unter Wahrung der Souveränität, auch unter Einsatz des eigenen Lebens, beschrieben.

Ein exzellenter Text.

***

Das im PIQ zitierte Poem ist der interaktiven Lyrikbibliothek Textkette entnommen.

Hier finden wir auch zwei weitere Gedichte von Taras Schewtschenko:

     Der Dnepr stöhnt und brüllt 

     Ode an das Licht 

und einen Hinweis auf den Lyrikband Meine Lieder, meine Träume


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