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Literatur

Wie kommen Sie darauf, mich sowas zu fragen?

Wie kommen Sie darauf, mich sowas zu fragen?

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMontag, 07.08.2017

Richard and me, wie Wim Wenders über Sam Shepard schreiben würde, gehen eine ganz schöne Zeit zurück. 1989 wurde Ford mein Lieblingsautor, nachdem ein großes Portrait von Ulrich Greiner über ihn in der "Zeit" erschienen war, woraufhin ich sofort den "Sportreporter", den fantastischen ersten Roman der Frank Bascombe-Reihe, und "Rock Springs", die fantastische, in einer vollkommen anderen Tonlage verfasste Kurzgeschichtensammlung, gelesen hatte (und seitdem immer mal wieder reingeschaut habe, wenn auch nicht mehr so wie mit neunzehn: von heute aus betrachtet eine rätselhafte Phase, in der man begeistert die "Zeit" las und frühreif irgendwelchen amerikanischen mittleren Helden in der Midlife-Crisis nacheiferte).

Anyway, wie der vorletzte Woche leider verstorbene Ford-Freund Sam Shepard (without Wim) hinzufügen würde: über die Jahre blieb die intensive Leser-Autor-Beziehung bestehen. In den Neunzigern hatten Richard Ford und ich über einen gemeinsamen Bekannten bei A. Knopf sogar kurz mal Mailkontakt, bis ich ihn leichtfertig fragte, ob er mit Bono befreundet wäre. Ich hatte mir auf einem Tiefpunkt meiner literaturkritischen Nebentätigkeiten die Liner-Notes eines U2-Albums durchgelesen ("Pop"). Dort wurde tatsächlich einem Richard Ford gedankt, welcher daraufhin den Mailkontakt mit mir lieber abbrach.

Dafür blieb ich ihm als Leser treu verbunden. Aufgeregt besuchte ich alle seine Lesungen in Berlin, um anschließend unaufgeregt aus der Bücher-Signier-Schlange heraus ein paar freundliche Worte mit ihm zu wechseln (wir konnten das beide sehr gut). So auch vor zwei Jahren, als ich - nach dem Totaldesaster "Kanada" (dem einzigen wirklich grottenschlechten Buch von Ford) - heilfroh über sein grandioses Frank Bascombe-Comeback, den Erzählband "Let Me Be Frank With You" (auf deutsch schlicht "Frank") auflief und mit ihm nach der Lesung ein bisschen rumflachste.

Denn Ford hatte mir inzwischen tatsächlich ein sensationell schlechtgelauntes Mailinterview für die Literaturseite des Magazins gegeben, für das ich damals arbeitete (siehe unten). Und wir lachten jetzt beide über diese zumindest für mich absolut einmalige Erfahrung. Mein Kumpel B. machte ein Foto von uns - und mein anderer Kumpel E. meinte, was Ford mir auf dem Foto gerade gesagt hätte, wäre "I'm your father." gewesen.

In dieser Woche erscheint das neue Buch von Richard Ford ("Between them") auf deutsch ("Zwischen ihnen", Hanser Berlin). Ford schreibt darin essayistisch über seine Eltern, Parker und Edna. Kurz fragt man sich, warum sollte Ford auch auf einmal autobiographisch schreiben können, wenn beispielsweise Carrère oder Knausgård so gar nicht mehr fiktional schreiben können. Denn stellenweise etwas zu lakonisch zugeknöpft scheint Ford auf nur 170 Seiten immer wieder aus dem für ihn ungewohnten Genre Memoir in die Reflektion zu flüchten. Trotzdem stelle ich mir in diesen Tagen gern vor, was sich Richard Ford und Karl Ove Knausgård zum Thema Vater zu sagen hätten:

“Incomplete understanding of our parents‘ lives is not a condition of their lives. Only ours.” (Between them, Seite 20)


Ach so, und hier kommt noch das Interview, das ich im Herbst 2014 über eine Londoner Presseagentin (die arme Roxanne) mit ihm führte:

INTERVIEWER: Ist Ihr Leben eher ein Roman oder ein Sachbuch?

RICHARD FORD: Wie kommen Sie darauf, mich sowas zu fragen? Nichts von beidem. Eher ein Flipperautomat.

INTERVIEWER: Wie riechen Bücher?

FORD: Weiss ich nicht.

INTERVIEWER: Welches Buch flog schon mal gegen die Wand?

FORD: Keine Antwort.

INTERVIEWER: Ja oder Nein – lachen Sie beim Lesen?

FORD: Nein.

INTERVIEWER: Wo lesen Sie am liebsten?

FORD: Ich bevorzuge es, nicht im Bett zu lesen.

INTERVIEWER: Erinnern Sie noch eine gute Sexstelle aus einem Roman?

FORD: Not clearly.

INTERVIEWER: Lieblingsname aus einem Roman?

FORD: Wallstreet, Panic Snopes.

INTERVIEWER: Ein Lieblingsbuch mit siebzehn?

FORD: Ich las keine Bücher, als ich siebzehn war. Ich suchte Ärger.

INTERVIEWER: Welcher Autor soll Ihre Biographie schreiben?

FORD: Ich. I’d get it like I want it.

INTERVIEWER: Gibt es ein gutes Lesen im schlechten Leben?

FORD: Das scheint lost in translation zu sein.


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