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Schoffmann entdecken

Schoffmann entdecken

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtMittwoch, 15.03.2017


Geschichte, so scheint es, ist das Feld dessen Aufarbeitung dringend geboten ist, aber nie zu einem Ende gelangen wird. Und wenn man die Literaturgeschichte als einen Bereich der Geschichte im Allgemeinen betrachtet, wird auch ihre Aufarbeitung eine unendliche Angelegenheit sein. Sie kennt, obwohl sie eine Vergangenheit darstellt, keinen Abschluss. Immer wieder wird mir klar, wie treffend Walter Bemjamins Bild des Engels aus den geschichtsphilosophischen Thesen formuliert ist:

„Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann.“

Und um noch einen Schritt weiterzugehen im Gewirr der Ausdifferenzierungen, ereignet sich eben auch innerhalb der Literaturgeschichte eine der Hebräischen und Jiddischen Literatur. Sie sind, schon aufgrund der Grenzverschiebungen in Europa in den letzten beiden Jahrhunderten nicht an die Lage irgendeines Nationalstaates gekoppelt, breiten sich über ganz Europa aus, und findet den Weg über Emigrationsbewegungen nach Amerika, ja im Grunde über die ganze Welt.

Im Gegensatz dazu steht das Vergessen:

„Obwohl Gerschon Schoffmann innerhalb der hebräischen Literaturgeschichte einen fixen Platz einnimmt und er einer bedeutendsten literarischen Schaffensperioden in seinen Jahren in Österreich hatte, erinnert hier nichts mehr an ihn.“ Das schreibt Gerald Lambrecht in seinem Nachwort: Gerschon Schoffmann – Eine biographische Annäherung.

Im österreichischen Droschl Verlag ist nun ein Buch mit einer umfangreichen Auswahl von Erzählungen und Kurzprosa des Autors Gerschon Schoffmann erschienen. Texte die sich über kleinste und kurze Distanzen erstrecken. Miniaturen, Erzählungen. Momentaufnahmen, die blitzartig eine ganze Epoche aufscheinen lassen.

Und unstet in der Fremde, weit außerhalb der Grenzen meiner Heimat, erwache ich zuweilen und sehe in einer Art Albtraum unser Haus, das einsam und allein am Ende des Viertels der Goijm steht, mit Blick auf die Felder.

Schoffmann wurde 1880 in der Stadt Orscha geboren, die im heutigen Weißrussland liegt, und seine Lebensstationen ziehen sich durch ganz Osteuropa bis nach Österreich, bevor er 1938 nach Palästina floh. Gestorben ist er 1972 in Gedera, Israel.

Die vorliegende Auswahl ist die erste Buchveröffentlichung Schoffmanns in deutscher Sprache, und sie ist ein Ereignis. Aus dem Hebräischen übertragen wurden die Texte von Ruth Achlama. Sie findet eine deutsche Entsprechung, die ich als nicht weniger sensationell empfinde, wie die Begegnung mit dem Autor überhaupt.

Die Migrationsbewegungen haben sich tief in die Texte eingegraben, sodass sie in ihrer Gesamtheit ein Panorama der osteuropäischen Situation des ersten Drittels des vergangenen Jahrhunderts vom Zerfall der europäischen Ordnung im Zuge des ersten Weltkrieges bis hin zur Ausbreitung des Nationalsozialismus liefern. Gleichzeitig erfährt man eindringlich die Rückbindung des Autors an die europäische literarische Moderne, speziell seine Verehrung des Autors Peter Altenberg, dessen pointiert lakonische Schreibart hier einen Verwandten findet.

"nicht für immer" heißt dieses Buch.

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