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Literatur

Piano Oriental

Piano Oriental

Jochen Schmidt
Schriftsteller und Übersetzer
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Jochen SchmidtDienstag, 27.09.2016

Die Comic-Autorin Zeina Abirached scheint mit ihrem Stil vom Himmel gefallen zu sein — so eigen, hochstilisiert und vollkommen zeichnet sie schon vom ersten Buch an. Die Künstlerin ist 1981 in Beirut geboren, hat ihre Kindheit in der geteilten Stadt verbracht (wovon das wundervolle „Ich erinnere mich – Beirut" erzählt) und ist 2004 nach Paris gegangen, mit 23 Kilogramm Gepäck, für jedes Lebensjahr ein Kilo. Es gibt viele Arten seine Heimat zu verlieren, aber ein 15 Jahre langer Bürgerkrieg ist sicher eine der schlimmsten. Deshalb ist es so bemerkenswert, dass in ihren Büchern, in denen sie mit Kindheitserinnerungen arbeitet und die Geschichte ihrer Familie erforscht, so viel gelächelt wird. In „Piano Oriental" erzählt sie die Geschichte eines Vorfahren, der jahrelang versucht hat, ein Piano so umzubauen, dass es die Viertelnoten, die man für orientalische Musik braucht, wiedergeben kann. Es gelingt ihm tatsächlich, er reist mit einem Freund nach Wien, um das Piano vorzustellen. Aber, obwohl er großes Interesse weckt, wird seine Erfindung die arabische Musikwelt nicht verändern. Zwar kommen alle großen Musiker ihn besuchen, aber es treffen nie genug Bestellungen ein, um die Produktion zu starten, es wird immer nur dieses eine Exemplar geben, das er gebaut hat. Und wenige Jahre nach seinem Tod werden Synthesizer das Problem der Vierteltöne mühelos lösen. Das Piano Oriental ist eine wundervolle Metapher für die Suche nach einer Brücke zwischen Orient und Okzident und für die Vergeblichkeit menschlichen Strebens, das aber trotzdem voller Poesie sein kann. Es ist schön, dass Zeina Abirached ihrem Verwandten so ein Denkmal setzen konnte, sowie dem Beirut vor dem Bürgerkrieg, dessen Verschwinden man nur bedauern kann, nachdem man hier ein Bild davon bekommen hat. Die Autorin ist zweisprachig aufgewachsen, der französische Lebensstil war als Sehnsucht immer präsent, aber die Mischung der Kulturen machte den Charme aus. (Vielleicht arbeitet Abirached ja in Schwarz-Weiß, weil die Videorekorder im Libanon auf das amerikanische PAL-System ausgerichtet waren und man die französischen Filme deshalb nur in Schwarz-Weiß sehen konnte, wie sie erklärt.) Die Autorin ist aber mehr als eine Geschichtenerzählerin, sie ist eine geniale Illustratorin. Immer wieder nutzt sie die Mittel des Mediums, um so verkürzt und effektiv, wie eben nur im Comic möglich, zu erzählen. Fast jede Seite ist subtil und effektvoll aufgebaut und arbeitet mit überraschenden graphischen Lösungen. Was für ein starkes Bild, wenn Abdallah Kamanja lächelnd Klavier spielt und die Familienfotos an der Wand hinter ihm darüber diskutieren, wer daran Schuld ist, dass er so aus der Art geschlagen ist. Und wie bewegend, wenn die Autorin an ihrem Pariser Fenster steht und über die Häuser sieht, am Horizont der Eiffelturm, und eine waagerechte Linie in den Himmel zeichnet, denn schon liegt Paris am Meer und alte und neue Heimat, zwischen denen sie inzwischen ständig pendelt, sind wenigstens in der Kunst nicht mehr getrennt.

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