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Literatur

Osangs Ostern

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMittwoch, 19.04.2017

Seit längerem schon – es müssen Jahrzehnte sein – veröffentlicht der Spiegel-Reporter Alexander Osang zuverlässig zu Ostern und Weihnachten eine Kurzgeschichte für seine alte Heimatzeitung, die Berliner. Sie haben immer einen aktuellen Bezug zum jeweiligen Feiertag und zu gerade grassierenden politischen/gesellschaftlichen/kulturellen Themen (also immer mehrere Bezüge). Die Geschichten sind meistens recht witzig und routiniert-gekonnt runtergeschrieben. Osangs Helden sind die sogenannten kleinen, einfachen Leute, die unverdient oder überraschend einen großen Moment erleben, oder erfolgreiche Parvenüs aus einem Umfeld, das dem seinen ähneln dürfte und deren Leben als große Wahrheit auch nicht besser ist, sondern genauso vom Scheitern bedroht und tendenziell eher scheiße wie das der sogenannten kleinen, einfachen Leute. Ganz gut klappt bei Osang vor diesem Hintergrund der Sound einer gewissen Überforderung mit der Gegenwart:

"Es passierte so viel dort draußen in der realen Welt ... Deutschland löste sich auf, die Verdauung und das Glück waren wichtig, die Araber, die Russen und die Amerikaner kamen und der deutsche Wald rauschte geheimnisvoll. Das war's doch im Wesentlichen."

In jedem Fall vermitteln die Geschichten mehr oder weniger souverän den Eindruck, dass hier jemand nur über Dinge schreibt, mit denen er sich auskennt. Und dass hier jemand schreibt, der trotz seiner eigenen Erfolgsstory – 1962 im Osten geboren und journalistisch ausgebildet, dann beliebter Kolumnist und Reporter für die Berliner Zeitung wurde, später als New York-Korrespondent zum Spiegel und dort heute eine der Edelfedern neben Leuten wie Dirk Kurbjuweit und Markus Feldenkirchen – auf sympathische Weise geerdet und eben nicht abgehoben ist.

In der aktuellen Geschichte „Lehmanns Auferstehung“ geht es um einen altgewordenen Lektor in Berlin, der vom smarten neuen Verlagseigentümer wegrationalisiert wird, dann als ostdeutscher CDUler in einer Talkshow auftritt und plötzlich zum Hoffnungsträger seiner Partei wird. Es ist eine von Osangs schwächeren Stories, weil sie klar in zwei Hälften zerfällt. Die erste Hälfte erzählt recht gemächlich und ausführlich-detailliert von inneren Vorgängen, die inspiriert wirken von der gegenwärtigen Umstrukturierung des Berliner Zeitung-Verlags. Die zweite Hälfte handelt dagegen etwas märchenhaft vom kometenhaften Aufstieg des Lehmann, in die Osang etwas zu direkt seine Verwunderung über die begeisterte Rezeption des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz reingeschrieben hat.

Trotzdem habe ich mir diese Geschichte bis nach Ostern aufgehoben, um sie gestern nachmittag in einer ruhigen Minute zum Kaffee ganz durchzulesen. Denn ich lese jede von Osangs Oster- und Weihnachtsgeschichten. Ich lese sie zur allgemeinen Nervenstärkung, weil sie mich gleichzeitig beruhigen, trösten und ein bisschen deprimieren. Sie sind wie kleine, überzeugende Beweisführungen, warum eine personale Erzählführung heute nicht mehr funktioniert (... als er vor kurzem einmal außerhalb der Reihe über sein eigenes Nicht-Trinken im Magazin der Berliner geschrieben hatte, kam die Story gleich viel frischer und direkter rüber, auch wenn die anti-alkoholische Outsider-Perspektive schon sehr nach Stuckrad-Barre klang).

In der Printausgabe vom 15./16./17. April 2017 war ausserdem unter der Erzählung ein Veranstaltungshinweis abgedruckt, der die Geschichte fast perfekt abschloss:

Am 13. 7. Um 20 Uhr liest Alexander Osang im Berliner Prater aus Kolumnen über Che Guevara und Martin Schulz, Sting und Thomas de Maiziere sowie deutsche Reisen und deutsche Kriege.“

Osangs Ostern

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