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Literatur

Literaturverfilmungen, und es geht doch!

Lena Gorelik
Autorin
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Lena GorelikDonnerstag, 17.11.2016

Es sind die Filme, die besser werden, weil die Bücher waren schon immer gut. Nur eben meistens nicht deren Verfilmungen. Oder es ist das Thema, das es einfacher macht, Romanstoff auf die Leinwand zu bringen: Jugendliche, die in Gefühlen ertrinken. Oder von diesen beseelt sind. Dieses eine Gefühl, an das man sich mit dem dazu gehörigen Weltschmerz erinnert. Gerade ist ein paar Wochen nach „tschick" „Die Mitte der Welt" in die Kinos gekommen, eine Verfilmung von Andreas Steinhöfels Coming-of-Age-Roman, und der Film ist - auch wenn ein Vergleich unangebracht ist - genauso grandios wie der Roman. Das ist selten, und deshalb muss es erwähnt werden.

Die Story ist so einfach wie kompliziert. Ein Junge, der sich in einen anderen Jungen verliebt. Unsterblich, wie es sich in diesem Alter gehört. Die Zwillingsschwester, die sich permanent mit der Mutter anlegt, wie es sich für Mädchen in diesem Alter gehört. Beste Freundinnen, die für einen da sind, oder eben nicht, Fragen, die drängen, aber unbeantwortet bleiben, Herzen, die gebrochen werden — wie es sich in diesem Alter eben gehört, aber jetzt fange ich an, mich zu wiederholen. 

Der Regisseur Jakob M. Erwa hat Steinhöfels leisen und berührenden Roman in Bilder umgewandelt, und er hat es auf eine sehr direkte Art getan. Es sind weniger die Dialoge, die einen durch die - gegen Ende zu abstruse - Geschichte führen, als die Bilder, die augenblicklich Gefühle erzeugen, in der Magengegend, wo auch die Schmetterlinge flogen, als man siebzehn war, und auch der Weltschmerz saß. Wenn der Protagonist nachhause radelt, nachdem sein Schwarm ihn zum ersten Date geladen hat, und dabei die Hände vom Lenkrad reißt und die Arme von sich streckt und bis zu den Ohren grinst, dann weiß man genau, wie er sich fühlt. Ebenso, als er zum ersten Mal betrogen wird, und sich wortwörtlich unter der Wolldecke seiner Patentante verkriecht. Und bestimmt nie, nie, nie wieder hervorkommen will. 

Das, was früher Jugendroman hieß, heißt heute Coming-of-Age-Geschichte, und das ist gut so. Weil es die Romane, die einen jeden von uns angehen, weil sie unsere Geschichten erzählen, die unserer ersten Liebe, die des ersten Liebeskummers, und die der langsamen Schritte ins Ich, aus einer Nische holt. In diese Nische wurden sie als eine Art Selbsthilfeliteratur für verwirrte Teenager gesteckt, obwohl sie das Leben erzählen, und ihnen wurde damit der literarische Wert abgesprochen. Andreas Steinhöfel wurde gerade als erster Kinder- und Jugendbuchautor in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Das lässt Hoffnung zu: Auf mehr schöne Wehmut, die Romane und Filme wie „Die Mitte der Welt" erzeugen. 

Literaturverfilmungen, und es geht doch!

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Kommentare 4
  1. Leopold Ploner
    Leopold Ploner · vor mehr als 7 Jahre

    Einspruch. Das Problem ist ja nicht, dass Literaturverfilmungen nicht "genauso grandios wie der Roman" sind; das Problem ist, dass sie dem Roman nichts hinzufügen. Der Film ist dann im besten Fall genauso gut, schlecht, spannend oder langweilig wie der Roman. Also hätte man ihn sich auch sparen können.
    Die Ausnahme sind für mich Tarkowski's Verfilmungen Stalker und Solaris.

    1. Lena Gorelik
      Lena Gorelik · vor mehr als 7 Jahre

      Aber es ist doch auch nicht die Aufgabe einer Literaturverfilmung, dem Roman etwas hinzuzufügen. Die Aufgabe ist es, die Geschichte, die Figuren, die Stimmungen, die Themen, die Gefühle in Bildern zu erzählen. Und was Tarkowski angeht: Ja. Ja. Ja.

    2. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor mehr als 7 Jahre

      @Lena Gorelik Na gut, da sind wir anscheinend unterschiedlicher Meinung, was eine Literaturverfilmung leisten soll. Ich glaube nämlich schon, dass der Film dem Roman etwas hinzufügen, eine andere Perspektive geben soll.

    3. Lena Gorelik
      Lena Gorelik · vor mehr als 7 Jahre

      @Leopold Ploner Was ja wohl die beste Zusammenfassung auf die Frage nach Kunstkritik im Allgemeinen ist: Wenn schon die Erwartungen so unterschiedlich sind, wie divers sind dann die Reaktionen?

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