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Literatur

Literaturverfilmung? Ja. Diesmal ein Ja.

Lena Gorelik
Autorin
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Lena GorelikMittwoch, 14.09.2016

Als das Wort "Literaturverfilmung" fällt, da sitze ich schon längst im Kino. Als ich mit meiner These, dem viel-zu-langen, dem möchtegern-klugen, dem beispiel-gespickten Satz, der erklärt, warum Literaturverfilmungen scheitern müssen, am Ende angelangt bin, da hört man schon die ersten Töne des Films. Die Töne sind wichtig: Sie sind eine Andeutung auf das, was kommt. Auf dieses eine Gefühl.

"Tschick" ist dieser Roman, den alle mochten, die Jungen, die Alten, die Schüler, die Lehrer, die Deutscher Buchpreis-Jury, und die Deutscher Jugendpreis-Jury, und auch diejenigen, die fest entschlossen waren, ihn nicht zu mögen. "Tschick" ist diese Geschichte, die dem bzw. in dem Fall den Anti-Helden ein Denkmal setzt, ohne dafür etwas tun zu müssen. Mehrere Jahre nach dem Lesen des Romans erinnere ich mich an nicht mehr viel Konkretes, dafür umso deutlicher an ein großartiges Gefühl: Ein Road-Movie, zwei Außenseiter-Jungs auf dem Weg ins Nirgendwo und eine Stimmung, die für immer bleibt. Ich weiß nicht, wie Wolfgang Herrndorf das gelang: Diese Sprache, die für sich floss, und auch in die Figuren hinein, und aus der Geschichte heraus, zu einem einzigen, guten Gefühl. Als würde man selbst in diesem Auto sitzen.

Ein großartiges Buch zu verfilmen, ist eine Herausforderung, an der man nur mit Freude scheitern kann, und eine Kunst, die im besten Fall die visuelle und sprachliche Geschichtenerzählung so miteinander verwebt, dass man vergisst, über die Wahl des Mediums nachzudenken. Und die Vergleiche "aber im Buch..." hinten anzustellen. Tschick, der neue Film von Fatih Akin, vermag genau das: Er erzählt die Geschichte von Maik Klingenberg und Tschick auf der Leinwand, in schönen, stillen und gleichzeitig lebensbejahenden Bildern. Er zollt Wolfgang Herrndorf jeden Tribut, den dieser verdient. Er lässt Figuren aufleben, ohne ihnen etwas andichten zu müssen, und er holt dieses Gefühl zurück: Das, was man beim Lesen hatte. Das Ich-sitze-mit-Tschick-im-Lada-Gefühl.

An dem Drehbuch haben Lars Hubrich, Hark Bohm und Fatih Akin gearbeitet, und vielleicht liegt es an dem Trio, dass das Drehbuch zu keinem Zeitpunkt so wirkt, als hätte jemand daran gearbeitet. Lars Hubrich sagt, es sei ein dankbarer Text gewesen, die Dialoge hätten bereits gestimmt, und jede Szene, die man habe streichen müssen, habe geschmerzt. Das Tempo des Romans hat Fatih Akin in den Film übernommen, er hat zwei ausgezeichnete Schauspieler, hoch begnadete Jungs gefunden, die die Rollen spielen, als seien sie dafür geschaffen, als seien sie diese zwei Freunde, und an all den Stellen, an denen der Film hätte scheitern können, scheitert er nicht: Nicht an der Vorlage, nicht an den für Kitsch prädestinierten Stellen, wenn Isa zum Beispiel den schüchternen Maik fragt: "Hast du schon mal gefickt?", und er ihr schüchtern antwortet, er finde auch ihre Hand auf seinem Knie schön. Nicht an den Figuren, die in der Literatur- wie Filmgeschichte schon so häufig erzählt worden sind: Zwei Außenseiter, die sich finden, zwei, die als Einzige nicht zur Party der Klassenhübschesten eingeladen worden sind. Zwei, die gerade deshalb interessant sind.

Fatih Akin traut sich Einiges: Er lässt die Jungs drei Mal den Song von Richard Clayderman hören, er schickt einen blauen Lada in ein Maisfeld und zwischen Kühe, er lässt die beiden auf zwei Jugendliche von "Adel aufm Radl" treffen - und nichts davon rutscht in die Versuchung, das Klischee, die Übertreibung ab. Man lacht viel, an all diesen Stellen, und das Besondere an diesem Lachen ist, dass man nicht über den Film, die Dialoge, die Jungs lacht - sondern mit ihnen. Man lacht sich sozusagen in diese großartige, eine der wenigen gelungenen Literaturverfilmungen hinein.

Der Film läuft morgen in den deutschen Kinos an - und sollte gesehen werden. 

Literaturverfilmung? Ja. Diesmal ein Ja.

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