Die Library of America ist ein in New York ansässiger Non-Profit-Verlag, der sich das Ziel gesetzt hat, den Kernbestand der amerikanischen Literatur in gut edierten Ausgaben zu verhältnismäßig erschwinglichen Preisen verfügbar zu machen. Die Bücher, die dabei entstehen, sind von der Art, dass ich sie eigentlich schon wegen ihrer schieren Buchhaftigkeit gut finde. Gute Auswahl, guter Kommentar, gutes Papier, guter Satz, gute Bindung, gut, gut, gut.

Gut finde ich auch die Website der Library of America, seit ich entdeckt habe, dass sie regelmäßig eine Short Story aus ihrem Bestand online stellen. Die Kurzgeschichte war im 20. Jahrhundert eine längere Zeit die profitabelste Form der Literatur, besonders in den Vereinigten Staaten, nirgendwo war sie so groß wie dort. Dadurch hat sich ein umfangreicher Fundus gebildet, aus dem die Library of America schöpfen kann. Jede Woche präsentiert sie eine andere Short Story, manchmal verknüpft mit aktuellen Anlässen, aber nicht zwanghaft und immer, ergänzt um eine kurze Einführung. Alle Geschichten sind den über die Jahrzehnte von der Library publizierten Sammelbänden entnommen und werden im Browser und als PDF zur Verfügung gestellt. Man stößt dabei auf Klassiker wie Nathaniel Hawthornes “The Birth-mark”, John Cheevers “The Swimmer” und die Geschichten von Kate Chopin (“The Story of an Hour”), aber auch auf eher unbekannte Autoren und randständigere Stoffe. Das macht es umso interessanter, wenn man die Seite im Feedreader abonniert hat, und nicht immer schon vorher weiß, was genau einem jede Woche vor die Füße gespült wird.