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Literatur

Keine Wortspiele mit Zen

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMittwoch, 26.04.2017

Im Herbst 1987 gab mir mein Philosophielehrer (Otto Carstens) ein Buch: hier Merkel, das ist was für Sie. Es war "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" von Robert M. Pirsig. Es handelte von einem geisteskranken Amerikaner, der mit seinem elfjährigen Sohn auf einem Motorrad durch die USA fuhr und sich zeitweise für eine Figur aus den Dialogen Platons hielt. Ich weiß noch, wie schwer ich in das Buch reinkam: neben großartigen Roadmovie-Elementen gab es lange philosophische Überlegungen über einen besseren Umgang mit Technik (... es ging darum, die Dinge, die du benutzt, auch zu verstehen beziehungsweise nicht gleich wegzuschmeißen, wenn sie kaputt sind, sondern lieber zu versuchen, sie zu reparieren, was natürlich bei einem Motorrad schon ein komplexeres Unterfangen bedeutet - ich versuche es eher auf mein Fahrrad anzuwenden, das ich aber nichtsdestotrotz immer noch gern in die Werkstatte bringe) und zur Philosophiegeschichte.

Wie es im antiken Griechenland eine Art Glaubenskrieg gegeben hatte, den die Sophisten und Vorsokratiker gegen die Platoniker und Aristoteliker verloren haben, deren dualistisches Weltbild sich dann bis heute durchgesetzt hat. Als unglaubliche Erfolgsgeschichte (Kernenergie, Autos, Parship-Internetfragebogen) und gleichzeitig Krise des abendländischen Denkens: Wenn wir etwas "subjektiv" und "objektiv" unterscheidbar finden. Wenn wir versuchen, unser "Ego" zu überwinden. Wenn wir "sophistisch", "zynisch" und "Zyniker" nur noch negativ verwenden - obwohl Kyniker damals die coolsten Denker waren, Besitz und Rechthaberei ablehnten und sich einfach mittellos und ungeschützt an irgendeine Straßenecke stellten, um ihre Erkenntnisse unters Volk zu bringen.

Ich habe "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten" gelesen wie wenig andere Bücher davor und danach: Salingers "Fänger im Roggen", Richard Fords "Sportreporter", Bolaños "2666". Mit diesen Büchern hat es genauso wenig oder viel zu tun wie mit dem titelgebenden "Zen" (also vielleicht alles). Am Ende spürt der Ich-Erzähler, dass die Geisteskrankheit, eine Figur aus Platons Dialogen, ihn einholt. Aber er überlebt die eigene Geschichte, gemeinsam mit seinem Sohn, der - wie ein Nachwort informiert - dann Jahre später als Erwachsener vor einem Zen-Center in San Francisco von einem Fremden erstochen wurde.

Das Buch wurde angeblich von 121 Verlagen abgelehnt, bevor es dann bei William Morrow erschien und ein weltweiter Bestseller (mit den üblichen Missverständnissen) wurde. Danach hat Robert Maynard Pirsig nur noch ein Buch geschrieben: "Lila - ein Versuch über Moral" (1991) handelt von seiner Flucht vor dem Ruhm auf einem Hausboot und enthält immerhin noch eine grandiose Szene, wie Pirsig mit Robert Redford über die Filmrechte zu "Zen..." verhandelt - und sich dann zum Glück dagegen entscheidet. Vorgestern ist er mit 88 Jahren gestorben. Siehe unten. Rest in peace, Robert!

Keine Wortspiele mit Zen

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