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Literatur

In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter

In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter

Andreas Merkel

Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).

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Andreas MerkelMittwoch, 28.11.2018

Seit einiger Zeit zeichnen sich meine Tage dadurch aus, dass es mittendrin so eher unplötzliche Momente von plotloss gibt - morgens im Berufsverkehr auf der Leipziger Straße (nichts geht mehr, weiter Blick auf helle Hochhäuser in der kalten Morgensonne, verschmutzte Panoramafenster aufgegebener Hotels, die Stadt wie eine osteuropäische Metropole, in der man auch noch mal leben könnte, wenn man nicht schon zu lange hier wohnen würde), mittags beim Rauchen nach dem Essen oder abends im Tor, wenn der Ball in der gegnerischen Hälfte rumtrudelt ...: kein Innehalten, eher ein Zustand der Versenkung (oder Gefährdung). Poetisches Nicht-Wissen, was noch mal der Plot war (oder ob es jemals einen gab).

Auf das Buch "In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter", eine Sammlung von moderner Tanka des japanischen Dichters Wakayama Bokusui (in der Übersetzung von Eduard Klopfenstein bei Manesse erschienen) stieß ich durch eine Rezension von Nico Bleutge in der Neuen Zürcher, als ich gerade mit einer Gedichtinterpretation des Songs "Sickomode" von Travis Scott festsaß und nicht weiterwußte (hierzu demnächst mehr). "Tanka" nennt sich die älteste Gedichtsform Japans, die als Vorläufer des Haiku gilt. Wakayama Bokusui lebte von 1885 bis 1928 und gilt als ihr "Großmeister". Er verfügt über eine schöne Autoren-Biographie, die andererseits auch nur aus dem ganz normalen, für diese Berufsgruppe vorgesehenen Abfuck besteht: glückliche Kindheit, schwierige Abnabelung von der Heimat, erste große unglückliche Liebe, viel Rumgereise, Fremdheit, Aufgehobensein und Einsamkeit in der Natur und natürlich Armut, Alkohol und Arbeiten für Zeitungen.

Vor genau hundert Jahren, im November 1918, schrieb er die folgenden beiden Tanka:

Das Wetter ganz

wie's in der Zeitung stand:

vom Sprühregen

gestern Abend ein feuchter Glanz

über den Buschkleeblüten


An einer Baumwurzel

hocke ich hingekauert -

Die Vögel

sehen mich wohl als Stein

Unbekümmertes Zwitschern


Auf Seite 132 in dem Buch gibt es ein schönes Autorenfoto von Wakayama Bokusui, sitzend an eine Kiefer gelehnt, Hut auf dem Kopf, Zigarette im Mund. Außerdem gilt Bokusui als der Autor, der das "Moderne Ich" in die japanische Literatur eingeführt hat und beim Lesen von "In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter" fragte ich mich, ob es im Japanischen den Begriff "Einsamkeit" überhaupt gibt. Das Internet behauptet ja und schlägt "Kodoku" vor.

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