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Literatur

Haus Kreienhoop

Haus Kreienhoop

Jochen Schmidt
Schriftsteller und Übersetzer
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Jochen SchmidtSamstag, 20.02.2016

Das Heftchen über Kempowskis Haus Kreienhoop aus der Reihe über Autorenbehausungen (Oliver Matuschek: "Walter Kempowski in Nartum", Edition A.B.Fischer) habe ich mir gekauft, um zuhause festzustellen, daß ich es nicht nur schon hatte, sondern sogar schon gelesen hatte, und ich habe doch keinen Platz mehr für Bücher. Macht nichts, so war die Freude beim Lesen wie beim ersten Mal. Walter Kempowski hatte die Gabe, nicht nur seine Texte mit einer Art stilistischem Wasserzeichen zu versehen, so daß man jedes seiner Bücher aufschlagen kann und immer und auf jeder Seite garantiert besten Kempowski bekommt; er hat auch sein Leben, seine Spleens und sein Haus so eigentümlich ästhetisieren können. Haus Kreienhoop ist voller Details, in denen seine Freude an kindlichen Vergnügungen und sein Witz sich zeigen (eine DDR-Klorolle mit Hinweis, auf welcher Seite des Tagebuchbandes "Sirius" es vorkommt). So möchte man leben, denkt man bei der Betrachtung der Bilder im Heftchen ständig, hier könnte man schreiben. Aber die wenigsten hätten seinen Geschmack und seinen Humor, um so viel Raum interessant, überraschend und schön zu füllen. Den meisten Menschen, die über Platz verfügen, würde weniger Platz gut tun, denn sie wissen damit nichts anzufangen und stellen nur alles mit Gediegenheitsgerümpel voll. Kaum ein deutscher Schriftsteller hat sich sein Heim so konsequent zum Schreib- und Erinnerungsraum ausgebaut wie Walter Kempowski. Ein Haus, das mit seinem und für sein Werk wuchs, und das er als einen seiner Romane betrachtete. (26000 Mark kostete das Grundstück am Rande eines Dorfs 1971! Dafür bekommt man heute in Berlin eine Abstellkammer.) Man kennt das Haus Kreienhoop aus seinen Tagebüchern und aus den Sowtschick-Romanen ("Hundstage", in dem sein sparsames Autoren-Alter-Ego täglich und systematisch im Garten uriniert, um die Bäume zu düngen, sowie "Letzte Grüße", wo das Haus sogar einen Schwimmgang angedichtet bekommt, den es wegen der Ölkrise in Wirklichkeit nicht bekommen hat.) Ich denke immer: wenn ich nicht so leben kann, muß ich auch gar nicht erst in eine größere Wohnung ziehen. Eine Wunderkammer des eigenen Lebens, davon träumt man. Unter Kempowskis Schreibtischstuhl ist ein Stein aus seinem Bautzener Gefängnis in den Boden eingelassen. Er hat sich nach der Wende die Tür der Rostocker Untersuchungshaftanstalt seiner Mutter gesichert. Er hatte einen langen Büchergang, einen Turmanbau, eine selbst gebaute Kugelbahn, Ritterburgen, einen Günter-Grass-Puppenkopf, Schiffsmodelle der Familien-Reederei, einen Garten mit selbst gepflanzter Baum-Allee, eine sogenannte "Lotterecke" mit Fernseher und Couch. Und auch heute noch hängt an der Tür zum Arbeitskabinett sein handgeschriebener Zettel: "Tür immer zu! Wegen der Fliegen." Gerne zeigte er Gästen sein Haus, die abwechslungsreiche Anordnung von Räumen verschiedenster Funktion, Perspektiven und Bilder, die den Besucher von einem Zimmer ins nächste locken sollten, die "Omastube" bezeichnete er dann als "Bridgezimmer meiner Frau. Hier spielt sie immer mit ihren Freundinnen beim Tee". Liebevolle Legendenbildung, von der sein Werk seinen Charme bezieht.

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