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Literatur

Hamachers Hegel

Hamachers Hegel

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtDonnerstag, 23.12.2021

In diesem Jahr sind zwei Bücher Werner Hamachers erschienen, die dazu angetan sind, die Hamachergemeinde durchaus zu vergrößern, denn sie bringen sowohl die denkerische Eleganz, als auch den intellektuellen Weg Hamachers zum Vorschein.
Gleichzeitig umgrenzen sie ein Gelehrtenleben, zeigen Auftakt und Schlusstein, die offenen Grenzen der Zeit in beiderlei Richtung. Hamacher wurde 1948 geboren und starb 2017.

Nichts, das beginnt, ist ein absoluter Anfang und das Ende als Offenes widerspricht dem Enden selbst. Theorie, wo sie begründen will, muss ihren Zirkel verlassen. Was der Begriff fasst, ist zugleich weniger als das zu Erfassende, weist aber im selben Moment darüber hinaus, in die Sciencefiction gewissermaßen einerseits, aber auch in eine Art Archäologie, die zuweilen auf Spuren trifft, die sie selber gelegt hat.
 Begriff und Begriffenes; Begriffliches und Empirisches.

„Über ihre Erinnerungsbilder ist die Intelligenz nicht Herr. Sie haben eine von ihr unabhängige Zeit und Kausalität.“

Biegt man das zurück auf Zeit, wird der Zustand scheinbar verworren. Schon grammatikalisch.

Am Anfang, der keiner ist, sondern vielleicht ein Beginnen, steht Hamachers Buch „pleroma – zu Genesis und Struktur einer dialektischen Hermeneutik bei Hegel.“ Herausgegeben von Shinu Sara Ottenbuger und Peter Trawny. Es ist Hamachers Dissertationsschrift von 1978. Man begegnet darin den Philosophen Hegel als Lesenden, auch als Lesenden seiner selbst.

Hamacher beendet damit seine eigene Hegellektüre nicht, sondern kommt in der Sammlung „Mit ohne Mit“ darauf zurück. 

Hamachers Lesen zum Beispiel der Hegelschen „Wissenschaft der Logik“ darin ist detektivisch. Sie Geht auf Verborgenes, spürt dem „gesagt Ungesagtem“ nach, dem, was „die Sprache verschweigt“, und in diesem Verschweigen ausdrückt. So heißt es in schon  pleroma:

„Das Lesen wiederholt Hegel und wiederholt – noch einmal – , um seine Voraussetzungen zu lösen, sich selbst. Wiederholen muss es, weil es zuvor verlieren musste. Doch was es wieder zurückholt, ist vom Verlorengegangenen zum Teil unterschieden."

Sichtbarer noch wird dieser Hamachersche Move, wenn er sich in einem Aufsatz dem ersten Band des Marxschen Kapital zuwendet, und das, was bei Marx als Warensprache bezeichnet, als Sprache ernst nimmt. Wenn er das, in „Vom Messianismus der Warensprache“ entmetaphorisiert. Als sei die Sprache der Texte eine Metaphernhülle, die es zu lüften gilt, um das Eigentliche freizulegen. Und Hamacher beobachtet in diesem Aufsatz auch Derrida dabei. Er hört ihm gewissermaßen beim Marxlesen zu. 

Die Erkenntnis also, wenn man davon reden kann, das, was der Text bedeckt, erscheint als mehrfach gebrochen und abgelenkt. Und das Sprechen ist ein Versprechen, ein Wechsel auf die Zukunft, deren Grammatik sich erst noch erweisen muss. Lenin, der große Vereinfacher des Marxschen und des Hegelschen Gedankengebäudes hat irgendwo behauptet, dass Marx Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt habe, als könne man mit den Füßen denken und auf dem Kopfe gehen. Dass das nicht funktioniert war schon Büchners Lenz sauer aufgestoßen. Es war der Gedanke an Hamachers Dekonstruktivismus, der in mir diese Erinnerung auslöste.

Es geht hier zu wie bei Derrida, von dem Sarah Kofman schreibt:

„Weder zufällig noch empirisch. Weder willkürlich noch unwillkürlich empfängt er seine Regel von einer Notwendigkeit, die eher von der Kraft assoziativer Anziehung, als von der rationalen Logik abhängt.“

Hamachers Texte machen aus mir keinen Hamacherianer, aber, Leute, wenn das Denken stockt, sind sie goldwert.

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