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Literatur

„Frame“ von Thomas Podhostnik

„Frame“ von Thomas Podhostnik

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtDonnerstag, 14.10.2021

Es ist das Verdienst unabhängiger Verlage wie der Parasitenpresse, aber auch mikrotext und anderen, dass sie Texte veröffentlichen, die die gängigen Formate unterlaufen, die etablierten Formen und Genres sprengen, entweder aufgrund ihrer Länge explodieren oder eben aufgrund ihrer Kürze implodieren lassen. Wobei es eher die kleineren Formen und kürzeren Texte sind, mit denen die Marktbeherrschenden Unternehmen sich schwer tun. Sie Unterwerfen sich damit einer Vorstellung des Marktes, der sie erst durch diese ihre Unterwerfung eine Existenz verleihen, die ihr im Grunde nicht zukommt. 

Der Leipziger Autor Thomas Podhostnik liefert in schöner Regelmäßigkeit entsprechend explosive Texte, die er zuletzt in der Kölner Parasitenpresse veröffentlichte, die seiner Prosa „Unter Steinen“ auch noch eine russische Übersetzung des Buches folgen ließ.

Nun liegt eben dort das Buch „Frame“ vor, ein Mikro-Roman, wie auf dem Vorsatz zu lesen ist.

Die künstlerische Qualität und Größe eines literarischen Projekts drückt sich nicht in der Anzahl der Zeichen aus. 

Wie der Titel das Romans andeutet, der der technischen Sprache der Filmproduktion entlehnt ist und in diesem Zusammenhang ein Einzelbild bezeichnet, bedient sich Podhostniks Schreiben Errungenschaften dieser Parraleldisziplin und sieht sich damit an der Seite solch grandiosen Vorgängern wie Arno Schmidt, der eine Reihe Kurzromane vorlegte und die Parallelen seiner Arbeiten zum Filmschnitt theoretisch beleuchtete.

Podhostnik dreht die Spirale jedoch noch ein wenig weiter, denn er beschreibt in seinem Buch die Arbeit einer Crew, speziell des Kameramanns einer Crew, die Bilder und Filmsegmente für verschiedene Auftraggeber anfertigt, vom Porno bis zur Abendnachricht, beziehungsweise auf eigene Faust filmt, und das Material dann verschiedenen Verwertern anbietet.

Die Kamera schiebt sich während der Aufnahme zwischen Auge und Ereignis und verändert den Blick der Kameramanns. Im Grunde nimmt er nichts mehr unmittelbar und direkt wahr, sondern alles ist durch die Kameraoptik vermittelt, was die Bedeutungsschwere der Ereignisse selbst auf eine gewisse Weise einebnet. Sie gleichen sich als technische Herausforderungen hinsichtlich der Aufnahme einander an. Der Zugang zu einem Unfallgeschehen mit tödlichem Ausgang gleicht somit in dieser Hinsicht einem Politikerinterview. 

Die Filmcrew selbst scheint zum Bestandteil des Ereignisses zu werden. Irgendwann fällt der Satz:

„Ein Feuerwehrteam schenkte uns Kaffee und Suppe aus, als wären wir hilfreich.“

Der Kameramann aber, der in der Hierarchie der Filmcrew am unteren Ende zu stehen scheint, und aus dessen Sicht das Ganze geschildert wird, entwickelt über seine Arbeit im Reflex auf dieses Phänomen eine spezifische Form der Empathie. Man könnte von einer Demokratisierung des Blickes ausgehen, was sich letztlich in Rückblenden erweist. Als Kind hat er seine Großmutter zu Putzjobs begleitet, und sie hat sich in seinen Augen auch im Putzen als Schönheit dargestellt. In der Schule wird ihm aber nahegelegt, nichts von dieser Erfahrung zu erzählen. Während seine Großmutter putzt, zeichnet der Junge und entwickelt seine Art künstlerischer Weltsicht.

Das alles beschreibt Podhostnik in eindringlichen Sequenzen und Szenen, die in harten Schnitten montiert sind. Ein großes Buch von 100 Seiten.

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre

    Danke für die interessante Empfehlung : - )

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