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Literatur

Die schartige Kante des Lebens

Die schartige Kante des Lebens

Jochen Schmidt
Schriftsteller und Übersetzer
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Jochen SchmidtFreitag, 11.03.2016

Mit seinem neuesten Roman ("Traveling Sprinkler", 2013 erschienen) hat Nicholson Baker, der auf dem Klappenfoto inzwischen so aussieht, wie sein Held Paul Chowder sich selbst beschreibt: "Ein Golf-Caddy von den äußeren Hebriden" (weißer Bart, Halbglatze, blasse, gerötete Haut), eine Fortsetzung von "Der Anthologist" geschrieben. Ein Regenmobil ist (soweit ich das verstanden habe) ein Rasensprenger, der einen Parcours abfährt, wobei er die Antriebskraft seiner Bewegung (das Wasser) auch für die Richtung nutzt, denn durch ein Führungsrad folgt er dem ausgelegten Schlauch. Egal, jedenfalls sammelt Paul Chowder diese Geräte und sieht ihnen gerne beim durch-den-Garten-Zuckeln-zu. Seine Schreib- und Gerümpelscheune kracht irgendwann halb zusammen, immer noch hofft er, seine Ex-Freundin Rosslyn wiederzubekommen (siehe "Der Anthologist"), aber die geht jetzt mit einem Arzt aus, der die Pharmaindustrie kritisiert und bei Kongressen "unangenehme Fragen" stellt. Paul sitzt den Sommer über in seiner Scheune und hat keine Lust mehr auf Lyrik, Gedichte hätten doch nur einen Sinn, wenn man sie auch singen könne. Also versucht er, Gitarre zu lernen, um Protestsongs zu schreiben, denn jeder gute Song sei schon deshalb ein Protestsong, weil man, während man ihn höre, nichts Böses tun könne. "Ich will das Wissen um das Böse nicht verbreiten. Ich will einfach nur von Liebe wissen." Durch die Hintertür kommt aber erstaunlich viel von der Weltlage und der Verantwortung der USA daran zur Sprache, Obamas Drohnen, die Verbrechen der CIA ("Deshalb muß die CIA sofort abgeschafft werden"), die Lügen der Pharmaindustrie, Monsanto, Amazon (das weltweit den Einzelhandel zerstören wolle), man muß den Kopf nur ein bißchen rausstrecken aus seinem Nestchen, um zu verzweifeln. Dagegen hilft nur, Songs zu schreiben, die die Menschen zum Tanzen bringen. Paul fängt an, starke Zigarren zu rauchen ("Eine Zigarre macht aus der schartigen Kante des Lebens eine gerade Klinge"), er geht zu Quaker-Andachten, deren Ablauf überzeugend und sympathisch klingt, auch für Leute, die nicht an Gott glauben. Der Lyrikexperte schreibt mit der Musik-Software logic Dancesongs aus Onelinern. Und jeden Tag passieren Dinge, die nur ein Nicholson Baker bemerkt und aufschreibt. (Wenn man mit dem Auto an den Spurrand der Straße gerät und über die unterbrochenen weißen Linien fährt: "Das Geräusch war fft, fft, fft, wie Papier, das aus einem Kopierer springt." Zu einem Versprecher im Radio, "Georgia ist der Staat mit der höchsten Penisproduktion", bemerkt er: "Die Fehlbarkeit von Nachrichtensprechern war beruhigend.") Ausgiebig kommt Debussy und "La mer" zur Sprache, denn Paul hat früher Fagott studiert, ein seltsames Instrument, das wenig Soli bekommt ("Ein brauner Schnorchel, der schräg aus dem Orchester herausragt. Man hat fast das Gefühl, man könnte es unter Wasser spielen, während die Geiger und Oboisten japsen und prusten.") Ein Instrument, mit dem man auf einem Ton meditieren kann. Und es gibt sogar eine Art Happy End mit der "liebfreundlichen" Rosslyn, das ich kaum einem Buchhelden je so sehr gegönnt habe. Und dass bei einem Autor, den man sich als Reisenden kaum vorstellen kann, dann auch noch Douarnenez erwähnt wird (siehe: "Gebrauchsanweisung für die Bretagne"), hat mich natürlich besonders gefreut.

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