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Literatur

Der innere und der äußere Kolonialismus

Der innere und der äußere Kolonialismus

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtMontag, 07.09.2020

Dorothee Elmiger hat für meine Begriffe mit „Aus der Zuckerfabrik“ ein Hammerbuch vorgelegt, nicht zuletzt, weil sie die Begriffe, die sich Literaturwissenschaft und Feuilleton über die Jahre und Jahrzehnte mühsam zurechtgelegt haben, so durchscheinend werden lässt. Auch in dieser Hinsicht erfährt man in der Lektüre die inneren Verflechtungen. Leichtfüßig überspringt Elmiger die Grenzen der Gattungen Roman, Essay, Bericht bis hin zum Aphorismus, und das Erstaunliche ist, dass der Leser dadurch nicht etwa verwirrt wird, sondern in die Klarheit der Konstruktion hineingezogen, unterhalten und, hier sei dieses Wort erlaubt, belehrt, denn er wird vergnüglich belehrt.

Was die Schweizer Autorin Elmiger erzählt, ist nicht weniger als eine Geschichte des Kapitalismus und seiner Basis, die Unterwerfung der Welt durch eine Produktionsform, die nicht nur das Andere, Fremde vereinnahmt, konsumiert wie Zucker, sondern auch sich selbst dem Heißhunger opfert. 

Das Innere des Menschen wird somit selbst Kolonie. Alles dient der Zuckerproduktion.

Und so ist es auch kein Wunder, dass auch der Vater der klassischen politischen Ökonomie Adam Smith im Text auftaucht, und zwar als zuckerverrückter Sonderling, der sich, während er sich Gedanken macht, oder nachdem er sich zum Reichtum der Nation geäußert hat, an den Zuckerwürfeln auf dem Tisch seiner Cousine bedient, bis man sich gezwungen sieht, ihm das Gefäß zu entziehen. Das aber ist nur eine winzige Episode im Buch, eine allerdings, die aufzeigt, wie alles mit einander in Beziehung steht oder stehen könnte.

Bei Susan Bruck die Frage, ob Smiths Lust auf Zucker womöglich als eine Verschiebung von Smith' sexueller Begierde nach seiner Kusine verstanden werden könne.

Im Buch also tauchen Lektüren auf und werden referiert. Lektüren von Texten, die der Protagonistin begegnen, die sich ihr ereignen wie Begegnungen mit Landschaften und Menschen. Das Material zumindest profitiert von einer Entwicklung des Kapitalismus und der Ware, die alles auf eine vergleichbare Ebene bringt.

Darüber hinaus erzählt das Buch eine Geschichte, und zwar die der permanenten Zunahme seines Materials im historischen Kontext:

Die Routen der Handels- und Passagierschiffe, die interkontinentalen Flüge, die sich hier abzeichnen, dieses Netz der transatlantischen Beziehungen und Zusammenhänge berührt mein Anliegen in seinem Innersten. Was wurde nicht alles über dieses Gewässer, diesem Spalt zwischen den Kontinenten geschafft im Laufe der Zeit.

Es folgt eine Aufzählung, die im Grunde das absteckt, was der Roman enthält, von indischen Textilien, Zuckerbergen, über Lohnarbeiter bis hin zu liebeskranken Dichterinnen und Touristinnen. 

Gegengeschnitten wird die Geschichte eines Schweizer Lottokönigs, die Geschichte also eines Mannes, der durch einen Lottogewinn für einen Moment seiner proletarischen Lage entronnen scheint, die Welt bereist, bevor er, weil er im Umgang mit Geld als Kapital ungeübt ist, in das Proletarische zurücksinkt. Innerer und äußerer Kolonialismus.

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