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Literatur

CHICAGO, MANHATTAN: GOODBYE!

Quelle: Werbung für Stadtrundfahrten

CHICAGO, MANHATTAN: GOODBYE!

SABINE SCHOLL
Autorin
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SABINE SCHOLLMontag, 27.11.2017

Sich von Autorinnen verabschieden zu müssen, die man einmal liebte, ist traurig, manchmal aber nötig. 

Kürzlich erwischte es gleich zwei auf einen Schlag.

Die eine hatte ich vor langen Jahren kennengelernt, als Krimiheldinnen meist noch mittelalte bis ältere Damen waren oder harte Männer, die sich an den immer gleichen Locations mit der Aufklärung von Verbrechen abmühten. Damals bretterte Vic Warshawski in Seidenbluse, Blazer mit Schulterpolstern und Stiefeletten durch die gefährlicheren Gegenden Chicagos. Sie war Single, befreundet mit einer Ärztin, die als Kind vor dem Holocaust gerettet worden war, sowie einem alten Latino, der auf ihre zwei Doggen aufpasste, während sie ermittelte. Die Heldin beherrschte Kampfkünste, konnte auch verbal austeilen, war wagemutig, launisch und stur. Ich begab mich gern mit ihr durch die ausführlich beschriebenen Stadtlandschaften und Straßen Chicagos. Die Heldin von Autorin SARA PARETSKY ist inzwischen jedoch zu einer schwachen Kopie ihrer selbst mutiert. Immer gleiche Sprüche, Abläufe und Konflikte, fehlende Motivation, bloßes Behaupten ihrer Toughheit lassen mich die Lektüre abbrechen, mit Bedauern. Und: während ich älter geworden bin, ist Vic stets die gleiche geblieben. Verändert haben sich nur die zugegeben gut recherchierten Problematiken, die zum Teil weit in die Geschichte Chicagos zurückreichen: Mafia, Gangs, soziale Konflikte, Korruption, Segregation, Bürgerrechtsbewegung, Gentrifizierung usf.

Ersatz für die einst vertraute Detektivin bieten mir bislang nur die liebenswerten Hauptfiguren in Krimis von LISA CODY, Milieustudien aus den Grauzonen Londons, das ich bei weitem nicht so gut kenne wie Chicago.

Enttäuschender jedoch geriet die Lektüre des letzten Romans von JENNIFER EGAN, „Manhattan Beach“. Bislang fand ich ihre Werke innovativ, inspirierend, vielschichtig, kühn. Ihre Short Stories perfekt konstruiert, die Romane mit wechselnden Perspektiven ein Genuss, ihre Versuche einer Weiterentwicklung von Erzählformen unter Einbeziehung digitaler Medien, wie im Twitter-Roman „Black Box“ aufregend, ihre Heldinnen wahrhaftig und notwendig und klug. Im Meer von immer gleichen Helden des Literaturbetriebs, meist männlich und mit meist männlicher Problematik und Sichtweise versehen, mit ewig gleicher Sichtweise auf Frauen, falls Frauen überhaupt vorkamen, eine unglaubliche Wohltat. Und jetzt?

Ich hatte Jahre gewartet, das Buch sofort bestellt - eine deutsche Übersetzung gibt es noch nicht - , die Vorfreude war groß. Ich las. Und las. Und wartete, dass sich irgendwann die erhoffte Begeisterung einstellte. Las weiter und musste nach 180 Seiten gestehen, dass ich immer noch nicht „drinnen“ war, dass ich immer noch wartete, dass die Hauptperson mich nur mäßig interessierte, dass das Setting mich nicht interessierte, dass die vielen szenisch aufbereiteten Einblicke in die Entwicklung des Tauchergewerbes während des Zweiten Weltkriegs mich nicht fesselten, dass es keine perspektivischen Überraschungen gab. Dass mir alles grau erschien, obwohl mich die Geschichte der ersten weiblichen Tiefseetaucherin interessieren hätte können, da ich mich literarisch gerade mit dem Thema Frauen und Wasser beschäftigte. So traurig. Aber ein Sachbuch dazu wäre mir inzwischen lieber. Ich las ein paar Besprechungen des Romans, die ebenfalls lau klangen. Die Rede war von „Diese Autorin kann eben alles, auch konventionell erzählen“ und so weiter. Dabei habe ich gegen konventionelles Erzählen von Zeit zu Zeit gar nichts einzuwenden. Sofern es gut gemacht ist, lasse ich mir ALLES, aber wirklich auch ALLES einreden. Dieses Buch leider nicht. Ich legte es halb gelesen zur Seite. Und suche wieder.

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