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Literatur

Ankunft heißt Veränderung

Ankunft heißt Veränderung

Jan Kuhlbrodt
Autor und Philosoph

*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)

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Jan KuhlbrodtMontag, 06.03.2017

„Berlin, wo wir ein Jahr nach der Bar Mizwa von Mark landen, wird zur Stadt unseres Sohnes, der sich hier von Anfang an wohlfühlt. Er kommt aufs Jüdische Gymnasium und tritt, sehr zu meiner Freude, in meine journalistischen Fußstapfen: In der Jüdischen Allgemeinen schreibt er etwas über die Flüchtlingsfrage und erzählt in diesem Artikel auch von unserer Familiengeschichte, um zu sagen, nun ja, wir kennen das. Im Tagesspiegel schreibt er über die jüdische Geschichte und die jüdischen Nachbarn, die vor 1933 in unserem Bayerischen Viertel gelebt haben. Als wäre das das Normalste der Welt! In der Tat.“

Wenn ein Historiker erzählt, erzählt er Geschichte und wenn ein Historiker von sich erzählt, erzählt er seine Geschichte. Nun ist es so, dass er, wenn er seine Geschichte erzählt, den Blick des Wissenschaftlers nicht ablegen kann, und das ist gut so. Die individuelle Geschichte wird auf diese Weise eingebettet in die Verläufe, die uns als die großen erscheinen, die aber sich nicht anders vollziehen, als durch die, welche in unseren Augen die kleinen sind.

An den Abläufen zerbrechen zuweilen die Motivationen, oder besser, sie werden korrigiert. In einem Gespräch im Deutschlandradio Kultur vom November letzten Jahres sagt Belkin:

„Ich wollte hier gar nicht bleiben. Weil der Übergang von den Perestroika-Aktivitäten in die schwäbische Provinz ins Wohnheim war nicht, was einen sehr glücklich stimmte und so waren auch die ersten Jahre als Student im Tübingen so: Ich bin ein Student der Geisteswissenschaften, wir studieren sehr schnell, meine Frau und ich. Und dann gehen wir aber zurück und werden unser Land reparieren."

Er kam also nach Deutschland, um hier Geschichte zu studieren, und er kam in einer Situation Anfang der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts, als eine Welt, wie wir sie bis dahin kannten, und in welcher wir aufwuchsen, und ich sage hier wir, weil der 1971 in der Ukraine geborene Belkin in etwa in meinem Alter ist, im Umbruch war, sich auflöste, sich neu zusammensetzte. Und in diesem Prozess lösten sich auch unsere Vorstellungen auf und setzten sich neu zusammen. Etwas kam neu hinzu, zuweilen auch etwas eben, was wir im Vergangenen und als Vergangenes ansiedelten. Und anstatt nach dem Studium in die Sowjetunion zurückzukehren, die ja verschwand, blieb Belkin im sich neu formierenden Deutschland und formierte sich neu. Und genau diesen Prozess der Selbstfindung und Selbstsetzung beschreibt er in diesem Buch mit dem Titel: Germanija – Wie ich in Deutschland jüdisch und erwachsen wurde.

„Herkunft und Nationalität – wo gehören wir hin und wenn ja, warum: diese Fragen beschäftigten mich auch nach dem Erhalt des deutschen Passes dauernd. Jetzt, wo das Reisen für mich noch einfacher war, nutzte ich diese neue Freiheit nach Möglichkeit aus,..."

Belkin beschreibt ein Herantasten an ein Land und eine Religion und damit zugleich einen Prozess der Selbstfindung darin. Er studiert Geschichte in Tübingen, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und betreut heute Studentinnen und Studenten in der jüdischen ELES- Stiftung. Er ist angekommen in diesem Gebilde, das wir Deutschland nennen, und wo den Ankommenden zuweilen, nein, zu oft ein eisiger Wind entgegenweht. Aber mit jedem, der ankommt, verändert sich dieses Land.

Insofern ist Belkins Buch auch ein Lehrstück.

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