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Warum habt ihr nicht lauter geschrien?

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtSonntag, 31.05.2020

Katrin hat ihren Beitrag Mitte April geschrieben, als der Lockdown in vollem Gange war und kein Ende in Sicht. Ihre Verzweiflung hört man in ihrem Text sehr deutlich.

Ich habe geweint, als sie sagten, dass die Kitas zu bleiben...
Ich habe geweint, weil ich verzweifelt bin. Weil ich mich sehr alleine fühle. Und weil grad die Nerven blank liegen. Weil ich einfach grad nicht mehr kann und mir der Silberstreif am Horizont fehlt.
Ich bin als alleinerziehende Mama natürlich daran gewöhnt, alles alleine schultern zu müssen. Neben dem Vollzeitjob und all den täglichen Erledigungen rund um Einkauf und Haushalt eben auch Themen wie Finanzen und Versicherungen, Altersvorsorge, Renovieren, Möbel zusammenbauen, usw. – aber am schwersten wiegt die mentale Last der alleinigen Verantwortung.

Katrin ist alleinerziehend, die Kita und ihr soziales Netzwerk brach ihr weg. Sie hat darüber geschrieben. Einen Text, der eigentlich anrühren sollte. Ich selber habe darüber geschrieben, wie es sich anfühlt, in Quarantäne zu sein, 14 Tage lang gar nicht rausgehen zu können und die Last der alleinigen Verantwortung. So wie viele andere berichtet haben, wie sehr die Situation mit Homeoffice, Homeschooling und Home whatever an die Substanz geht. Sobald es erlaubt war, sind Eltern auch auf die Straße gegangen, die FAZ berichtete darüber Anfang Mai.

Tausende Eltern haben sich unter dem Hashtag #coronaeltern Luft gemacht und versucht, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Eltern haben Initiativen gegründet wie "Eltern in der Krise" und offene Briefe an so ziemlich alle Minister und Ministerien geschrieben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Erschreckendes war allerdings besonders in den Kommentaren zu lesen.

"Warum hast du denn überhaupt Kinder bekommen, wenn du dich nicht um sie kümmern willst?"

"Die faulen Mamas verlangen vom Staat, dass er sich kümmert!"

"Sollen jetzt etwa Steuergelder dafür ausgegeben werden, Eltern den Babysitter zu bezahlen?"

Von Mitgefühl und Gemeinschaft wenig zu spüren. Eltern können es einfach niemandem recht machen. Mütter sowieso nicht. Und obwohl sich so viele geäußert haben, den Hass und Spott auf sich genommen haben und erzählt haben, wie es ihnen geht, welche Probleme sie haben, wie es auch den Kindern geht, gipfelt der Hohn in diesem Podcast der ZEIT "Warum habt nicht nicht lauter geschrien, #Coronaeltern":

Deutschland ist auf dem Weg aus dem Lockdown, doch bei aller Erleichterung über die schrittweise Wiedereröffnung von Läden, Restaurants und Schwimmbädern werden die Klagen einer Bevölkerungsgruppe immer lauter: Die der Eltern, die seit bald drei Monaten Homeoffice, Homeschooling und Kinderbetreuung zugleich stemmen müssen – ein kräftezehrender Balanceakt, dessen Hauptlast in vielen Familien noch immer bei den Frauen liegt, und bei dem kaum ein Ende abzusehen ist. Die Corona-Maßnahmen der Politik drehten sich nur um die Wirtschaft, wird bemängelt, die Belange der Familien würden zu wenig beachtet.

Besser als Mareice Kaiser, die auf Kaiserinnenreich schreibt, kann man diesen Podcast nicht zusammenfassen:

Schlimmer als die Headline kann's ja nicht werden, dachte ich. Dann habe ich den Podcast gehört.
Keine der drei sprechenden Personen hat ein Kind im Kita-Alter. Die Gästin hat für ihre Kinder eine Kinderfrau. Alleinerziehende werden mit keinem einzigen Wort erwähnt.
Das Narrativ des Brandenburger Wirtschaftsministers wird erst kritisiert, später aber zustimmend wiederholt. Ja ja, es sei ja wirklich schön, die Kinder mal wirklich kennenzulernen.
Schließlich wird es den "nicht laut genug schreienden Eltern" zugeschrieben, dass sich an ihrer politischen Vernachlässigung nichts ändert. Was bedeutet das für politische Prioritäten? Es werden nur die berücksichtigt, die laut genug schreien? Really!?
Was ist mit denen, die längst keine Kraft mehr haben zum Flüstern? Wie kann man eine Diskussion so privilegiert führen, ohne Stimmen ohne diese Privilegien zu Wort kommen zu lassen? Die, die es wirklich betrifft.

Zahlen dazu, wie sich die Situation in Familien geändert haben, wer wie viel Teilzeit genommen hat, wer sich wie belastet fühlt, dazu gibt es in der FAZ einen Artikel zum Leid der Eltern

Warum habt ihr nicht lauter geschrien?

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

    hm. Sicher war und ist die corona-Problematik für Familien schwer gewesen. Dass darunter besonders Frauen und ganz besonders alleinerziehende zu leiden haben, war leider klar. Allerdings möcht ich doch anmerken dass als sog. corona-Eltern auch viele "gejammert" haben, die zu zweit und zt mit großer Wohnung Haus Balkon Pool schon nach 2 Wochen ohne schule und Kita an ihre Grenzen kamen. Als ob 2,5 tage Wochenende und zwei bis 6 Wochen Ferien sie nicht daran gewöhnt hätten, auch mal 2 Wochen mit ihren Kindern zusammen zu sein. Ja ich weiß - das ist doch was anderes wenn man nicht zur Ablenkung draußen was unternehmen kann die Kids nicht mit den Freunden abhängen oder bei Oma Opa abgeladen werden konnten. Und wenn die Unsicherheit dazu kommt. Vielleicht noch Existenzsorgen Arbeitsplatz etc. Dennoch: es ärgerte mich wenn gerade die mit den besten Möglichkeiten schon nach ein paar Wochen von Krise sprachen.

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