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Ein schöner Longread zum Hintergrund des Narrativs der "biologischen Uhr" der Frau, die spätestens ab Mitte 30 unaufhörlich tickt und tickt und tickt.
"The story of the biological clock is a story about science and sexism."
Moira Weigel, die in ihrem Buch "The Labour of Love" analysiert hat, wie der Kapitalismus das Datingverhalten der Menschen beeinflusst, sucht nach den Wurzeln der Idee, dass in Frauen eine Uhr ticken könnte - als seien sie Zeitbomben. Tatsächlich hat ja die "biologische Uhr" einen ähnlichen Effekt, sie kommt als Imperativ daher: "GEBÄRE!" Und sie impliziert, dass Frauen ihr komplettes Liebesleben immer auch um die mögliche Kinderplanung herum planen müssen. Die Vorstellung der tickenden Uhr in der Frau wurde wohl auch nicht zufällig "erfunden", als gerade mehr und mehr Frauen in die männliche Arbeitswelt eindrangen und Karrieren machten.
"More and more women were breaking into the previously male world of well paid work. Nonetheless, conversations about the biological clock suggested that reproduction was an exclusively female concern."
Weigel untersucht, inwiefern mit Hilfe der Idee, dass Frauen irgendwann "zu spät" dran seien, dass sie am Ende gar "bereuten", wenn sie keine Kinder hätten, versucht worden sei ein traditionelles Bild von Familie und geteilter Arbeitswelt zu verteidigen. Sie beleuchtet auch die wissenschaftlichen Fakten hinter dem Mythos und zeigt, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer mit zunehmendem Alter an Fertilität einbüßen - es wird nur seltener thematisiert. Zwar stellt sie zwischendrin fest: Ja, Frauen läuft die Zeit davon! Aber:
"the reason that women began to feel that they were racing against time had less to do with some mysterious biological force than the fact that they were beginning to enter the professional workplace, while continuing to do most of the unpaid domestic labour. In other words, they were busier than ever before"
Ein Plädoyer für gleiche Verantwortung der Geschlechter in Liebe, Arbeit & Familie.