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Papa bleibt bei den Kindern?

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtSamstag, 26.02.2022

Viel Text bietet der Zeit-Artikel nicht, dafür aber schön aufbereitete Grafiken, die die Zahlen des Väterreports 2021 veranschaulichen. Der ist etwas trocken zu lesen, lohnt sich aber doch. Dort wurden zum Beispiel Mütter und Väter zur gefühlten Verteilung der Care-Arbeit befragt, die Ergebnisse sind nicht überraschend:

 14 Prozent der Trennungsväter geben an, etwa die Hälfte der Betreuung oder mehr zu übernehmen, 27 Prozent etwas weniger als die Hälfte und 41 Prozent einen kleinen Teil. Immerhin 14 Prozent übernehmen kaum etwas oder sogar nichts.
Vergleicht man die Antworten der Trennungsväter mit den Antworten der Trennungsmütter, zeigt sich ein etwas anderes Bild. Hier geben 45 Prozent an, dass der Vater kaum etwas oder nichts von der Betreuung übernimmt (im Vergleich zu 14 Prozent aus Sicht der Väter). Ein Grund für diesen Widerspruch könnte sein, dass die je eigenen Leistungen bei der Betreuung den Befragten ungleich deutlicher vor Augen stehen als die Leistungen des anderen Elternteils. Fast alles, was Trennungsmütter oder -väter für die Kinder tun, geschieht außerhalb der Wahrnehmung des früheren Partners oder der früheren Partnerin. Darüber hinaus könnte sich auch der eigene Wunsch, sich in ein möglichst gutes Licht zu setzen, jeweils eine Rolle spielen. (Seite 25)

Spannend ist auch die Zahl der Männer, die gerne Elternzeit nehmen möchten.

72% der Männer planten im Jahr 2020, nur die Mindestdauer von 2 Monaten Elternzeit zu nehmen.

Warum eigentlich? Dazu gibt es einen zwar nicht ganz aktuellen, aber sehr aufschlussreichen Artikel in der Zeit vom März 2018. Dort erzählen drei Männer, warum sie keine Elternzeit genommen haben. 

Als meine Frau das erste Mal schwanger wurde, habe ich mit vielen Vätern Gespräche über das Elternsein gesucht. Dabei fiel immer wieder ein Satz: "Die wichtigste Aufgabe der Eltern ist es, dafür zu sorgen, dass es ihnen selbst gutgeht." Das heißt: Nur wenn wir Eltern ausgeglichen und zufrieden sind, können es auch unsere Kinder sein. Mit dieser Erkenntnis im Rücken wurde mir ziemlich schnell klar, dass ich nicht in Elternzeit gehen würde. Ich mache meinen Job nämlich unheimlich gerne und könnte es nur schwer ertragen, müsste ich ihn für längere Zeit an den Nagel hängen... Klar hätte meine Frau es lieber gesehen, hätte ich wenigstens die zwei Vätermonate genommen. Aber finanziell hätten wir das definitiv zu spüren bekommen, einfach weil ich besser verdiene als sie. Wir hatten mein volles Einkommen also ziemlich nötig. Mit null Verdienstausfall hätte ich mich vielleicht darauf eingelassen. Vielleicht aber auch nicht. Weil ich mich kenne und weiß, wie gerne ich arbeite. Das ist eben meine Art und Weise, für meine Familie zu sorgen: indem ich darauf achte, dass es mir gutgeht.

Ein dazu sehr passendes Interview wurde von der Berliner Zeitung mit Bundesfamilienministerin Anne Spiegel diesen Monat geführt. Hier ein Auszug:

Berliner Zeitung: Das glaube ich Ihnen. Aber in der Art, wie die Grünen das 24-monatige Elterngeld konzipiert haben, gibt es doch den Versuch, die jungen Paare zu einem 50:50-Modell zu "erziehen". Und mir scheint, dass die Dreißigjährigen von heute dieses Modell auch vor Augen haben: Im Anschluss an die Elternzeit möchten beide Partner etwa 30 Stunden im Beruf arbeiten und sich die Betreuung der Kinder gleichmäßig aufteilen, zusammen mit Kitas und bezahlten Helfern. Warum auch nicht! Gefährlich ist nur, wenn man sagt: Dieser Hut passt auf jeden Kopf!
Anne Spiegel: Das stimmt, und doch müssen wir die Vereinbarkeitsdebatte vor allem als Umverteilungsdebatte führen!
Berliner Zeitung: Aber vielleicht nicht nur als eine Umverteilung von weiblichen auf männliche Schultern, sondern auch im Lebenslauf. Wir müssen nicht alles auf einmal wollen, sondern können vieles nacheinander machen - studieren, arbeiten, lieben, Kinder erziehen, pausieren, uns weiterbilden, wieder arbeiten, reisen, Enkel hüten. Mit etwas Glück haben wir 90 Jahre Zeit dazu!

Der Interviewer würde die Last der Care-Arbeit lieber nicht von Frauen auf Männer umsortieren, sondern über das Leben der Frau gleichmäßig verteilen. All das spiegelt leider wider, wie wenig weiter wir in den letzten Jahren gekommen sind, die Elternschaft gleichberechtigter zu machen und dafür zu sorgen, dass die Last des Mental Loads gerechter verteilt wird.

Wie großartig es sein kann, als Vater die Hälfte der Elternzeit zu übernehmen, das beschreibt Johannes Staemmler auf Edition F aus dem Jahr 2017. Sein Fazit nach der Elternzeit ist durchaus positiv und lesenswert.

Mir leuchtet heute nicht mehr ein, warum Väter diese Chancen verstreichen lassen, die sich ihnen mit der Geburt ihrer Kinder bieten. Die finanzielle Sicherheit der Familie kann man planen und sich als Paar teilen. Die Karrieren brechen durch eine Pause selten ab. Die Angst vor den abfälligen Blicken der Kollegen könnte einen eher herausfordern als hemmen. Eine Partnerschaft gewinnt, wenn man auch die Kinderpflege auf Augenhöhe gestalten kann. Es gibt noch unzählige weitere Gründe, die aber alle nur vorgeschoben sind.
Wer Vater wird, hat Emotionen. Und wer wirklich Zeit mit seinen Kindern verbringt, der hat davon viele. Davor, glaube ich heute, fürchten sich Männer, weil es ihrem Selbstbild nicht entspricht. Die Kinderpflege als Frauenzeug abzutun ist eine Schutzreaktion, um nicht aus dem traditionellen Männerkonzert aus Maloche, Bier und Hobbykeller auszubrechen. „I have to provide for my family“, knurrt Walter White in Breaking Bad und kocht noch eine Ladung synthetischer Drogen. Da ist sie, die vorgeschobene gute Intention für die andauernde Abwesenheit eines Vaters, die am Ende zu großer Entfremdung zwischen den Partnern und vor allem zwischen Vater und Kindern führt. Wer wenigstens eine Chance haben will, als Vater dieses Schicksal nicht zu erleiden, der muss viel Zeit mit seinen Kindern verbringen.
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