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Jammert lauter

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtMittwoch, 28.04.2021

Ihr seid doch die Erwachsenen“, so lautet die Überschrift des Artikels auf Zeit Online. Und in ihm wundert sich Anja Maier über die heutige Elterngeneration:

Nichts für ungut. Aber was ist mit dieser Elterngeneration los? Warum verhalten sich manche in dieser Krise so, wie es eigentlich ihrem Nachwuchs angemessen wäre? Ängstlich, verzagt, wütend austeilend. Es ist gar keine Frage, dieses Corona-Jahr ist der Wahnsinn. Wohnungen sind plötzlich alles: Büro, Kita, Schule, Spielplatz. Die Kinder vermissen ihre Freundinnen und Großeltern. Ihnen wird tatsächlich sehr viel abverlangt: Abstand, Vernunft, Disziplin, Einsicht. Lauter Zeug, was in einer Kindheit der "Normalzeit" eher selten abgefragt wird. Aber mal ehrlich, wäre ihnen nicht eher geholfen, wenn Mama und Papa so etwas wie Zuversicht ausstrahlten: "Wird schon"? Stattdessen richten sich die Altvorderen in einem öffentlichkeitswirksam bewirtschafteten Jammertal ein. 

Denn während heute die Eltern über Streik nachdenken, habe ihre Mutter drei Kinder, Studium und Job mit links gewuppt. Ohne sich zu beschweren:

Sie war da um die Vierzig, hatte drei Schulkinder und den Ehrgeiz, zusätzlich zu den Vorlesungen an ihrer Uni auch wissenschaftlich zu arbeiten. Für uns fühlte sich das manchmal nicht so gut an. Aber es hatte auch etwas Beruhigendes, zu wissen: Erwachsene regeln Angelegenheiten. Wenn es anstrengend und eigentlich kaum zu schaffen ist, machen sie trotzdem weiter und abends gibt es Stullen und Tee.

Und obwohl es sich nicht so gut angefühlt hat, für die Kinder, scheint keines sich gefragt zu haben, wie es denn der Mutter damit gegangen sein könnte. Oder ob es ihnen selbst auch nicht gut getan hat.

In seinem Antwort-Artikel, ebenfalls auf Zeit Online, „Werdet erwachsen, zeigt Schwäche!“ fasst Hannes Leitlein zusammen, was leider immer noch in vielen Köpfen der Nachkriegsgenerationen herumspukt: „Uns hat das doch auch nicht geschadet.“ Vielleicht doch:

Maier nutzt den Rekurs auf ihre Kindheit, um zu sagen: Früher war es für Eltern auch hart, aber sie haben kein so großes Gewese darum gemacht! Ich hatte gedacht, diese Verklärung der Nachkriegselterngeneration wäre überstanden. Denn natürlich hatte auch diese Generation ihre Mittel, um mit der Last fertigzuwerden. So hat etwa die Bestsellerautorin und Bindungsexpertin Susanne Mierau kürzlich treffend festgestellt: "Früher haben Frauen Frauengold getrunken, um zu entspannen, Kinder wurden schreien gelassen, haben Alkohol oder andere Drogen bekommen." Dass Erziehung früher vermeintlich ein Selbstläufer war, sei ganz wesentlich auch auf den Schultern der Kinder ausgetragen worden. Das betrifft sicher nicht alle Eltern dieser Generation, aber so zu tun, als wären die Kinder von damals völlig unbeschadet geblieben, übergeht doch viele familiäre Realitäten sowohl in Ost- wie Westdeutschland.

Patricia Cammarata sieht in ihrem Artikel Problem und Lösung der unhaltbaren Situation von Eltern bei Arbeitgebern und Staat:

Überforderung kann auch durch unzureichende gesellschaftliche Organisation von Sorgearbeit entstehen. Unzureichend war Sorgearbeit schon lange organisiert. Zu wenig Kita- und Hortplätze, zu wenig qualifiziertes Personal, zu wenig bezahlbare Plätze für kranke und alte Angehörige, zu wenig alles. Die Probleme von Alleinerziehenden hat man im Großen und Ganzen einfach ausgeblendet. Selbst schuld, wären sie doch bei ihren Partnern geblieben. Selbst schuld, was bekommt ihr auch Kinder, wenn ihr sie nur wegorganisieren wollt. Selbst schuld, selbst schuld, selbst schuld. Deswegen: Klappe halten! ... 
Dass das Leben von Eltern Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat langsam auseinanderfällt, die Energien schwinden, Nerven blank liegen und alles auf Burnout zusteuert, das interessiert nicht. Einzig und allein die Wirtschaft zählt. Die produktive Arbeit! Die Erwerbsarbeit! So als sei das alles völlig losgelöst vom Thema Sorgearbeit, als habe das nichts miteinander zu tun...
Ja. liebe Turbokapitalist*innen – Sorgearbeit ist Arbeit. Auf jeder Ebene**. Egal, ob mit Kindern oder kranken und pflegebedürftigen Angehörigen. Und Sorgearbeit macht Erwerbsarbeit erst möglich. Und weil Erwerbsarbeit ja so wichtig ist, ist es auch Staatspflicht Sorgearbeit zu übernehmen. Denn das eine geht nicht ohne das andere.

Deshalb lautet ihr Aufruf: Jammert lauter! Denn wer weder gesehen noch mitgedacht wird, sondern nur selbst schuld ist an einer Situation, an der er/sie nicht schuld ist, der/die wird irgendwann vielleicht doch streiken.

Jammert lauter
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