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Ist es radikal, ein Kind ohne Partner zu bekommen?

Jennifer Sutholt
psychologische Beraterin

Als psychologische Beraterin unterstütze ich alleinstehende Personen mit Kinderwunsch, baue ein Informationsportal für Co-Elternschaft auf und engagiere mich ehrenamtlich bei Solomütter Deutschland e.V.

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Jennifer SutholtSamstag, 31.10.2020
Die Kleinfamilie gilt noch immer als Ideal, dabei erodiert sie seit Jahren. Alleinerziehend zu sein, wird dagegen als Notlösung gesehen, wenn das andere nicht geklappt hat. Aber was, wenn man sich selbstbestimmt dafür entscheidet? Teresa Bücker glaubt, es könnte eine Befreiung sein – für Frauen mit Kinderwunsch, für die Liebe und die Kinder.

Und sie hat Recht. Es gibt immer mehr Frauen, die sich aktiv dafür entscheiden, ein Kind zu bekommen. Sie wählen freiwillig einen anderen Weg als die klassische Kleinfamilie. Und werden oft stigmatisiert. Zu Unrecht.

Auch die freiwillig Alleinerziehenden treffen daher Vorurteile, die ihnen ihr Elternglück absprechen wollen: Die haben doch keine*n abbekommen, oder: Das ist egoistisch, sie enthalten dem Kind eine normale Familie vor! Viele können sich nicht vorstellen, dass Menschen die Solo-Elternschaft ohne Not frei wählen, das ist unsere patriarchale Prägung. Auf die Kleinfamilie zu verzichten, als Frau ohne männlichen Partner ein Kind zu bekommen und damit die vorsorgende Funktion des Mannes in Frage zu stellen, weicht ab von dem, was viele Menschen als die Idee eines gelungenen Lebens kennengelernt haben. Aber vor allem fordert es die gesellschaftlichen Strukturen heraus – ganz besonders die Wirtschaft, die sich darauf verlässt, dass die Kleinfamilie weiterhin in Manier der Heinzelmännchen die unbezahlte Care-Arbeit übernimmt. 

Der wirtschaftliche Aspekt ist dabei wirklich der Knackpunkt. Wenn eine Frau sich alleine gegen das herrschende System stellen möchte, braucht sie Ressourcen. Doch zum Glück gibt es auch hier mittlerweile Hilfe, wenn schon nicht vom Staat, so zumindest doch von anderen Frauen, die ihre eigenen Erfahrungen teilen und damit Mut machen möchten. Der selbstbestimmte Weg ist nicht der einfachste, aber mit ein bisschen Vorbereitung funktioniert eine unabhängige Elternschaft ganz wunderbar.

So wie bei Hanna, selber Solo-Mama, die es sich zum Ziel gemacht hat, anderen Frauen auf ihrem Weg zu helfen. Mit ausführlichen Checklisten hilft sie, eine gute Entscheidung zu treffen. Sogar einen kompletten Finanzkurs bietet sie als Vorbereitung an. Und sie teilt offen und ehrlich ihre Sorgen und Ängste:

Ich hatte keinen Plan, wie es sein würde, alleinerziehend zu sein. Ob ich die Sache mit dem Mamasein vielleicht vermasseln könnte? Stand gar nicht zur Debatte.
Mein Mantra: Irgendwie schaffe ich das schon. Wie jeder Fünfte in Deutschland, der unfreiwillig alleinerziehend ist.
Und ich bin im Vorteil. Weil ich mich bewusst für dieses Familienmodell entscheide. Ich kann mich vorbereiten, kann planen, kalkulieren, abwägen. Wie 2017 übrigens 4% der Deutschen, die freiwillig alleinerziehend sind.

Ich selber habe mich auch sehr intensiv mit Finanzen auseinander gesetzt. Während Hanna Solo-Mama ist, bin ich Co-Mama, habe ein Kind mit einem Freund und teile mir die Elternschaft. Wir leben getrennt erziehend, alleinerziehend bin ich damit nicht. Finanzielle Vorbereitungen habe ich trotzdem getroffen, damit der Weg zum Wunschkind nicht in der Altersarmut endet. 

Grundsätzlich ist es natürlich so, dass es jeder Frau selber überlassen bleibt, wie genau sie sich das Finanzielle überlegt. Wenn du dich dafür entscheidest, alleine ohne Partner oder als Co-Mama ein Kind zu bekommen, lohnt es sich, eine gute finanzielle Vorbereitung auf ein Kind zu haben, denn du wirst dich rechtfertigen müssen. Wirklich jeder, dem du es erzählst, wird dich fragen:“Hast du dir das gut überlegt? Weißt du, was das kostet? Wie willst du das nur schaffen? Da muss dann mal wieder der Staat einspringen! Wie egoistisch!“

Doch nicht jede Frau ist freiwillig alleinerziehend, genug Frauen kämpfen mit geringem Einkommen, zu wenig Zeit und gegen unwillige Väter. Immerhin gibt es für Alleinerziehende 2020 und 2021 einen zusätzlichen Freibetrag, um die Corona-bedingten Belastungen auszugleichen. Wie der genau aussieht, kann auf familienportal.de nachgelesen werden. Bleibt nur zu hoffen, dass auch nach der Krise Alleinerziehende steuerlich besser gestellt werden. Auch Teresa Bücker findet:

Politik, die Ein-Eltern-Familien angemessen berücksichtigen und aufgrund ihrer Vulnerabilität besonders unterstützen würde, hätte schon lange die Steuerklassen so reformiert, dass Alleinerziehende die höchste Entlastung erhalten würden und nicht Ehepaare, unabhängig davon, ob diese Kinder haben oder nicht.


Ist es radikal, ein Kind ohne Partner zu bekommen?

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Kommentare 4
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 3 Jahre

    Nun ist es ja so, dass wir in unserer Familie oft Themen aufgreifen, die hier diskutiert werden; so auch heute.
    Eines meiner drei Kinder ist der Meinung, dass es nicht radikal ist ein Kind ohne Partner zu bekommen. Sie erklärt mir, dass das eine Frage der Erziehung ist, wie ein Kind aufwächst, welche Stärken und Schwächen es hat und wie man damit umgeht, als Mensch. Ob man dabei eine klassische Rollenverteilung hat sagt nichts darüber aus, ob dem Kind was fehlt oder nicht, weil es von einer Solo-Mama erzogen wird. Sie sagt, dies ist die Gesellschaft, die so etwas ggf. unterstellt.

    1. Jennifer Sutholt
      Jennifer Sutholt · vor mehr als 3 Jahre

      Ich finde es sehr schön, dass ein Kind eine so offene Meinung hat, Glückwunsch dazu. Kinder möchten und müssen geliebt werden und gut behandelt, von wem ist eigentlich egal. Eine Solo-Mama, zwei Mamas, Oma und Opa oder klassisch Vater und Mutter. Hauptsache geliebt.

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als 3 Jahre

    Ich finde die Entscheidung, Co-Mama oder -Papa zu sein fantastisch, da ich ernste Zweifel daran habe, dass romantische Beziehungen grundsätzlich die beste Variante für das Kind sind. Natürlich wunderbar, wenn es gut geht! Aber die Chance, dass es nicht funktioniert, ist ja relativ hoch. Umso mehr sollte das Co-Model gesellschaftliche Anerkennung bekommen, damit Menschen den Mut zu dieser Variante haben.

    1. Jennifer Sutholt
      Jennifer Sutholt · vor mehr als 3 Jahre

      Danke, liebe Theresa, wir geben uns viel Mühe, das Familienmodell bekannter zu machen. Die klassische Beziehung+Kind wird immer die meist gewählte Variante sein, aber ich möchte, dass hauptsächlich Frauen auch wissen, dass es andere Wege zum Wunschkind gibt.

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