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Klima und Wandel

Verkehrswende: Das Saubere vom Himmel schwindeln

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 25.09.2019

Während Industrie und Stromwirtschaft ihren Treibhausgasausstoß seit 1990 in Deutschland reduziert haben, ist im drittgrößten Sektor die Treibhausgas-Schuld praktisch auf dem Niveau von 1990 stehen geblieben: Der Verkehr ist für 18,2 Prozent der deutschen Emissionen verantwortlich, mehr als Haushalte und Landwirtschaft zusammen.

Es muss also etwas passieren im Verkehrssektor. Fragt sich natürlich was! Eric Heymann, Analyst bei DB Research, dem "Denkinstitut" der Deutschen Bank, hat aufgedröselt, warum die Politik in die völlig falsche Richtung denkt:

Mythos 1: Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist möglich

Eben nicht, urteilt Heymann: Zwar stieg die Frachtrate auf der Schiene von 8 auf 9 Prozent der Gesamtlasten. Aber das nur weil die Binnenschifffahrt sehr stark abgebaut hat. Um wirklich viel Lkw-Verkehr auf die Schiene zu bekommen, müsste erstmal das Netz stark ausgebaut werden.

Mythos 2: Elektromobilität ist die Rettung für das Klima

Eben nicht, urteilt Heymann: Die Emissionen von batterieelektrischen Autos sind nicht null, wie immer argumentiert wird. Auch das Carsharing oder Ridesharing zum Klimaschutz beitragen sei Mythos: Sie erzeugen zusätzlichen Verkehr, statt fossil betriebenen zu ersetzen. Mythos 4 und 5 sind synthetische Kraftstoffe und Flugscham, die auch nichts bringen.

Empfehlenswert ist Heymanns Conclusio!

Interessant sind in diesem Zusammenhang Zahlen aus Kalifornien, wo besonders ehrgeizige Pkw-Effizienzstandards die CO₂-Emissionen verringern sollten. Das allerdings hat nicht geklappt, weil immer mehr gefahren wird: So stieg die Fahrzeugeffizienz zwischen 1990 und 2016 zwar um 35 Prozent, gleichzeitig aber auch die Fahrleistung um 50 Prozent. Ergebnis: Die Emissionen legten um 21 Prozent zu.

Die Luftreinhaltungsbehörde Carb verfolgt deshalb drei Ziele, um die Emissionen bis 2035 um 20 Prozent zu reduzieren: fünf Millionen E-Autos, 20 Prozent mehr H₂ und Biodiesel als Kraftstoffe und 20 Prozent weniger Fahrleistung.

Verkehrswende: Das Saubere vom Himmel schwindeln

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Kommentare 3
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre

    Klar herausgearbeitet. Wenn die Verfügbarkeit von Mobilität abnimmt, und das tut sie, gibt es einen verschärften Verteilungskonflikt. Klassengegensätze, die bisher durch den Überfluss entschärft wurden, treten wieder stärker hervor. So wie bei der Gentrifizierung im Wohnungsmarkt. Damit müssen wir irgendwie konstruktiv umgehen. In den Städten ist die Kombination Rad - ÖPNV kaum zu schlagen. Auf dem Land bieten sich Sammeltaxis auf Carsharingbasis an, verbunden mit intelligenter digitalisierter Fahrt-Organisation, vielleicht sogar autonomem Fahren.
    Im Übrigen meine ich, dass die Einbeziehung ins Cap-and-trade - System und die schnelle Senkung des Caps stattfinden müssen.

    1. Kerstin A.
      Kerstin A. · vor mehr als 4 Jahre

      Wo kommt nur dieses "Denken" her, dass in Großstädten "die Kombination Rad - ÖPNV kaum zu schlagen" wäre? Da winken älter werdende Menschen, alte Menschen, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, Familien mit mehreren Kindern usw einfach nur ab. Genauso wie jene Menschen, die nicht in fußläufiger Nähe die Möglichkeiten zum Einkaufen des Alltagsbedarfs haben. Oder Menschen, die mit ÖPNV innerhalb einer Großstadt von der Wohnung zur Arbeit mind. eine Stunde Fahrtdauer einplanen müssen. (Ich brauche mit dem ÖPNV täglich fast drei Stunden, um von der Wohnung zur Arbeit zu kommen und zurück innerhalb der Stadtgrenzen. Mit dem Auto 30 min.) Auf dem Land sieht das dann noch extremer aus. Da sind die Menschen froh, wenn wenigstens der Schulbus für die Kinder mit sinnvoller Taktung fährt. Ansosnten verlassen sich die Leute auf ihr eigenes Auto. Um zur Arbeit zu fahren, zu den Ärzten, zum Einkaufen ...

    2. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Kerstin A. Es ist richtig, dass ich hier etwas zu stark von mir auf Andere geschlossen habe. Wobei alte Menschen, die noch rüstig sind, sehr gut mit dem Rad fahren können - zumal mit den heutigen Ebikes. Sie haben einen geringeren Zeitdruck und die Bewegung nützt allen. Das trifft auch auf die Frage der Fußläufigkeit zu - mit dem Rad habe ich einen dreimal größeren Radius bei gegebener Zeit als zu Fuß, und höhere Transportkapazität. Wobei ich hier beim Rad noch eine Eigenschaft vermisse, die das Auto so praktisch macht: dass man Einkäufe einfach reinschmeißen kann und bei der nächsten Station abgeschlossen sicher verwahrt weiß, während man erledigt, was zu erledigen ist. Dass Leute mit den Öffentlichen 1,5 h one way zur Arbeit brauchen, kann man zumindest erheblich vermindern durch entsprechende Investitionen. Hier muss Geld und Intelligenz her.
      Das Land habe ich ja in meinem vorigen Posting auch ausgenommen und einen Vorschlag dafür ausgedacht. Es wäre vielleicht auch möglich, die Existenz von kleineren Geschäften auf dem Land staatlich zu gewährleisten, um die Einkaufswege zu verkürzen.
      Ich bestreite nicht, dass das Auto vieles sehr erleichtert und auch erst möglich macht - und dass Autofahren auch großen Spaß macht, mir jedenfalls. Trotzdem müssen wir von den fossilen Energieträgern runterkommen, soweit es irgend geht. Die Alternative ist halt, den Planeten zu ruinieren. Und eine massenhafte E-Mobilität in demselben Umfang, wie wir heute eine fossile Mobilität haben, kann ich noch nicht sehen, vor allem wegen der Rohstoff-Frage (Lithium, Kobalt, Platin &c), aber auch wegen der Verfügbarkeit von regenerativ erzeugtem Strom, der auf lange Zeit hin ein knappes Gut bleiben wird. Man bedenke, dass der Stromverbrauch der Industrie im Zuge der Dekarbonisierung erheblich zunehmen wird.

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