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Klima und Wandel

Klima: Entkoppelung von gesellschaftlicher und fachlicher Debatte

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannMontag, 08.11.2021

Felix Heilmann, derzeit an der Berliner Humboldt-Universität tätig und bis vor kurzem Researcher bei der internationalen Klimaschutz-Denkfabrik E3G, beschreibt in einem auf medium.com veröffentlichten Beitrag eine Diskrepanz zwischen der fachlichen und gesellschaftlichen Debatte um den Klimaschutz: Die Fachwelt – nicht nur die wissenschaftlichen Institutionen, sondern auch weite Teile der Wirtschaft und der Klima-NGOs – ist sich in den Grundzügen bemerkenswert einig darüber, was getan werden muss. In der Gesellschaft und in der Politik (jenseits der Fachpolitik) kommt davon aber kaum etwas an, so Heilmann. Dort werde lieber über abseitige Themen wie die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken oder über synthetische Treibstoffe für PKWs diskutiert – Themen, die unter Experten längst abgeräumt sind.

Das ist ein Problem, schreibt Heilmann, da die Verweigerung, den fachlichen Konsens zur Kenntnis zu nehmen, dazu führt, dass wertvolle Zeit für die nötigen Klimaschutzmaßnahmen verloren geht. Doch warum ist das so? Und wie lässt sich das ändern?

Als Antwort auf die erste Frage Heilmann drei Gründe:

  • Die „Binarisierung“ von Klimapolitik – sie werde in der gesellschaftlichen Debatte als „Alles oder nichts“-Entscheidung verstanden. Das unterschlage, dass unterschiedliche Klimaschutzmaßnahmen unterschiedliche Wirkung haben, ein fachlich fundierter Streit darüber also notwendig sei. Zudem entstehe so der Eindruck, dass nur Maximalmaßnahmen sinnvoll seien.
  • In der Gesellschaft werde über Klimapolitik oft in Form kultureller Fragen diskutiert. Beispiele dafür sind die Stadt-Land-Debatten – oder auch der absurde Wahlkampf-Streit um Lastenfahrräder. Das verkenne die Materialität der Klimakrise. Klimaschutz könne nur gelingen, wenn Prozesse in der materiellen Welt verändert werden. Das seien letztlich Verteilungsfragen.
  • Gesellschaftlich stünden die Kosten des Klimaschutzes im Zentrum der Debatte – fatal, weil darüber verdrängt wird, welche Kosten entstehen, wenn die nötigen Klimaschutzmaßnahmen ausbleiben.

Heilmann fordert die Neuausrichtung der gesellschaftlichen Klimadebatte: Sie sollte aufnehmen, dass es einen enorm breiten Konsens in der Fachwelt über das Notwendige gibt. Sie sollte konkrete Maßnahmen anstatt abstrakter Ziele ins Zentrum stellen und auf die materielle Dimension von Klimapolitik abheben. Er schreibt:

Ziel sollte (…) eine Verschiebung der Konfliktlinien sein: weg von ausdiskutierten Fragen, Kulturkämpfen und nicht zielführenden Zieldebatten hin zu einer Diskussion des Widerspruches zwischen dem weitgehenden fachlichen Konsens auf der Maßnahmenseite und der fortbestehenden klimapolitischen Behäbigkeit in Deutschland.

Das bedeutet alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen – Reibungspunkte und Konflikte gibt es auch dann noch genug. Und das ist auch gut so, sagt Heilmann: Das könnte eine neue Dynamik in die klimapolitische Debatte bringen und die dringend nötige Umsetzung von Maßnahmen befeuern.

Klima: Entkoppelung von gesellschaftlicher und fachlicher Debatte

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Kommentare 7
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

    es stimmt sicher dass vieles in der Öffentlichkeit und Politik diskutiert wird was längst wissenschaftlich völlig klar ist.
    (sieht man an der corona-Diskussion auch gerade mal wieder).
    Aber ich würde das nicht so binär sehen zwischen Fachleuten auf der einen und Politik Gesellschaft auf der anderen Seite.
    im Gegenteil. in der Gesellschaft beobachte ich oft einen großen konsens etwa zu 130 auf den Autobahnen und impfpflicht im zb Altenheimen.
    Da treibt die Politik Kühe durchs Dorf die längst geschlachtet sind. und traut sich nicht obwohl die Wähler schon viel weiter sind.
    traut sich nicht oder ist lobby-vereinnahmt...
    wenn man sieht wie die Mehrheit auf Klimakonferenz-Ergebnisse reagiert oder die merkwürdigen Ergebnisse der Koalitionsvereinbarungen der Rot-Grünen-Gelben Parteien (=was bisher bekannt ist), fragt man sich schon, ob die Regierenden ihrem Volk n i c h t mehr aufs Maul schaut?

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

    Im großen und ganzen stimme ich zu. Aber warum sollte die Verlängerung von AKW-Laufzeiten ein abseitiges Thema sein? Eher im Gegenteil - es wäre ein schneller und einfacher Schritt zur Reduktion von CO2. Wenn man dafür schnell aus der Kohle aussteigt.

    1. Ralph Diermann
      Ralph Diermann · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

      aus vielerlei Gründen - zum Beispiel: Die AKW-Betreiber wollen selbst nicht mehr, siehe etwa RWE-Finanzchef Michael Müller: https://www.boersen-ze...

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

      @Ralph Diermann Das gilt für Deutschland. Die Energieerzeuger wollten auch früher eher Kohle als Atom. Man hat sie zum Jagen getragen. Genau wie bei Wind und Sonne. Da mußte man auch politischen und wirtschaftlichen Druck ausüben. Davon kann ich ein Lied singen aus meiner aktiven Zeit. Das ist nun wirklich kein Argument von Experten. Und das die Konzerne inzwischen mehr am Gewinn orientiert sind als an einer sicheren Energieinfrastruktur, dass sollte uns zu denken geben. Und die Windlobby ist natürlich auch aktiv. Ich würde in einem so ideologisierten politischen Klima auch nicht dort investieren. Was also soll also RWE sagen?
      Das könnte tragisch werden. Sagen jedenfalls einige technische Experten, der IPCC und auch Klimaaktivisten.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

      @Ralph Diermann Die Experten vom Economist sehen es so:
      https://www.economist....

    4. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre

      atomkraft ist die teuerste EnergieForm und die Entsorgung nicht geklärt. vom Risiko ganz zu schweigen. und die nötigen uran-Ressourcen sind endlich - je nach Zahlen zwischen 30 und 100 jahren!
      Da lohnt sich der Aufwand einfach nicht - vorallem wenn das Ganze miss/gebraucht würde, den Ausbau regenerativer Energien zu verringern.

    5. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

      @Cornelia Gliem Das alles stimmt einfach so nicht. Folgt der Wissenschaft und nicht der Ideologie, der Angst.
      Das teuerste Energiesystem ist eins, das versucht nur auf Sonne und Wind zu beruhen. Uran reicht, man kann die vorhandenen "Atom-Abfälle" nutzen und Thorium geht auch. Nur mal so zum Beispiel:

      "Ist die Kernenergie eine Klimaschutztechnologie? Die „Scientists for Future Germany“ beantworten diese Frage in einem 100-Seiten-Papier mit einem eindeutigen Nein. Doch diese Antwort stand wahrscheinlich schon vor der Diskussion fest. Das Papier hat einen deutlichen Bias zu Ungunsten der Kernenergie, der durch Verstöße gegen Wissenschaftsstandards erzeugt wurde: dazu gehören eine selektive Kenntnisnahme der Fachliteratur und des Forschungsstandes zu Problemen der Reaktorsicherheit und des Kernkraftwerksbetriebs, voreingenommene Interpretation vorliegender Daten, Doppelstandards im Vergleich von (abgelehnter) Kernenergie und (erwünschten) Erneuerbaren Energien sowie Strohmann-Argumente."

      https://www.gwup.org/1...

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