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Klima und Wandel

Forscher warnen vor "Zombieviren" aus dem Permafrost

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 22.04.2020

Der Permafrost: Ein Viertel der Landfläche der Nordhalbkugel ist dauerhaft gefroren. Alaska, Nordkanada, weite Teile Sibiriens – auf 23 Millionen Quadratkilometern wirkt der Permafrost wie eine riesige Tiefkühltruhe: Im festgefrorenen Boden sind gigantische Mengen abgestorbener Pflanzenreste eingeschlossen. Taut das Eis, werden diese durch Mikroben zersetzt und dabei Treibhausgase wie Lachgas, Methan oder Kohlendioxid frei.

Methan ist in der Erdatmosphäre rund 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid, Lachgas sogar 298-mal. Allein im oberen Bereich der Permafrostböden stecken bis zu 1.600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das ist fast doppelt so viel, wie sich derzeit in der gesamten Erdatmosphäre befinden. Wird auch nur ein Teil davon frei, wäre das eine Katastrophe: Ist ein bestimmter Punkt der Erderwärmung einmal überschritten, lässt sich das Auftauen nicht mehr stoppen, weil die freiwerdenden Treibhausgase den Tauvorgang beschleunigen.

Doch nicht nur für die Erderhitzung birgt die sich öffnende Kühltruhe gigantische Gefahren. "Sonne weckt tödliche Bakterien im Permafrost", lautete im Sommer 2016 eine Zeitungsschlagzeile. Damals war es im Nordwesten Sibiriens ungewöhnlich warm, die Temperaturen kletterten am Polarkreis im Juni und Juli auf bis zu 35 Grad Celsius. Plötzlich erkrankten Menschen an Milzbrand, einer hochansteckenden Krankheit, die seit 1941 in Sibirien als ausgerottet galt. Russische Experten gehen davon aus, dass Sporen des Bacillus anthracis jahrzehntelang gefroren in vergrabenen Kadavern überlebten, nun aber von den ungewöhnlich hohen Temperaturen wieder zum Leben erweckt wurden. Eine Epidemie konnte 2016 verhindert werden, weil die dünn besiedelte Region schnell abgeriegelt und mehr als 40.000 Rentiere geimpft wurden und es so gelang, den Übertragungsweg zu kappen.

Niemand weiß, was der Permafrost noch so alles verborgen hält. Mit dem Auftauen gibt er aber immer neue Funde preis: Belgische Biologen beschrieben in einer Studie mit dem sinnigen Titel "Zurück in die Zukunft in einer Petrischale" 2017, welche Gefahr von im Permafrost eingefrorenen Mikroben ausgehen kann. Sie hatten im 700 Jahre altem Karibu-Kot zwei Viren gefunden, die sie im Labor wiederbeleben konnten. Zwar handelte es sich um Erreger, die Pflanzen bzw. Insekten befallen, doch "bemerkenswerterweise waren diese Viren auch nach 700 Jahren im Eis noch intakt und infektiös", schreiben die Autoren.

2018 wurde in Jakutien, Nordsibirien, einen Vogel gefunden, dessen Alter schwedische Forscher auf 46.000 Jahre bestimmten. Er gilt als Vorfahre von Lerchenarten, die heute in Sibirien und der Mongolei anzutreffen sind. 2014 gruben französische Forscher einen Riesenvirus aus, der zuvor 30.000 Jahre im Eis überdauert hatte. Pithovirus sibericum ist mit seinen 0,0015 Millimetern in etwa so groß wie ein Bakterium und gehört zu einer bis dato unbekannten Familie. Innerhalb der Gruppe der Riesenviren waren zuvor nur die Megaviren und die Pandoraviren bekannt. 2015 fanden die Wissenschaftler im Permafrost dann den Sibirischen Weichvirus, Mollivirus sibericum: auch dieser Erreger war rund 30.000 Jahre alt und konnte im Labor wieder zum Leben erweckt werden. Zwar glauben die Forscher, dass Riesenvieren für den Menschen ungefährlich sind. Besser ist aber offensichtlich, der Permafrost würde solche Geheimnisse genauso verborgen halten, wie die Treibhausgase.

Forscher warnen vor "Zombieviren" aus dem Permafrost

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