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Klima und Wandel

Die Alpen verlieren ihren "Klebstoff"

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 06.07.2022

Apropos Bergabsturz am italienischen Marmolata-Massiv: Die Alpen erleben derzeit einen nie dagewesenen Sommer! Noch nie war die Schneelage auf den Gletschern im Wallis so dramatisch wie derzeit. Noch nie hat Ende Juni so wenig Schnee auf den Gletschern gelegen wie derzeit. Allein zwischen dem 15. und 21. Juni hätten die Schweizer Gletscher 300 Millionen Tonnen an Eis und Schnee verloren, wie aktuelle Daten des Schweizerischen Gletschermessnetzes Glamos zeigen. An der Gipfelstation des Hohen Sonnblick (3.106 Meter) in den Hohen Tauern in Salzburg liegt kein Schnee mehr. Es handelt sich um den frühesten Verlust der Schneedecke seit Messbeginn im Jahr 1938. Normalerweise liegen am Zugspitzblatt Mitte Juni noch rund 2 bis 3 Meter Schnee. Nun aber ist da nicht mehr viel übrig. Ähnlich früh, so berichtet der Deutsche Wetterdienst, war es zuletzt 1960 der Fall, dass kaum mehr Schnee auf Deutschlands höchstem Berg lag.

In den Alpen vollzieht sich der Klimawandel mit besonders drastischer Geschwindigkeit. In Berchtesgaden registrierten die Behörden einen Temperaturanstieg von 3,7 Grad in nur 10 Jahren. Erste Zeitungen fragen: Ist Wandern noch sicher? Mittlerweile verändere sich die Landschaft so massiv, dass Bergführer bei gewissen Routen nicht mehr sicher sagen können, ob sie gefahrlos sind. Erfahrungswissen der Alpenbewohner, von Generation zu Generation weitergegeben, gilt nicht mehr. Der Hochvogel ist mit 2.592 Höhenmetern beispielsweise einer der markantesten Gipfel der Allgäuer Alpen – zumindest noch. Denn zunehmende Extremwetter setzen dem Berg derart zu, dass er auseinanderzubrechen droht. "Am Mont-Blanc-Massiv gab es in Höhen um 3.000 Meter im vergangenen Jahrzehnt bereits Hunderte Felsstürze", sagt Michael Krautblatter, Geologieprofessor an der TU München. Im Aletsch-Gebiet (Kanton Wallis) sind bereits Wanderwege verlegt worden, weil Fels plötzlich instabil ist. Im norditalienischen Val Ferret wurden im August 2020 für einige Tage Straßen gesperrt und Häuser evakuiert, am Planpincieux-Gletscher an einer Flanke der Grandes Jorasses im Mont-Blanc-Gebiet waren 500.000 Kubikmeter Eis ins Rutschen geraten und drohten, abzubrechen und ins Tal zu donnern.

Nicht nur die Gletscher schmelzen rasant, auch der Permafrost, der Berggipfel zusammen und Hänge festhält, zieht sich zurück. Der Deutsche Alpenverein beschreibt diesen Permafrost als "Klebstoff der Alpen": Permafrost komme an den Südhängen der Alpen ab rund 3.000 Höhenmetern vor, an Nordhängen bereits ab 2.400 bis 2.600 Höhenmetern. Klar ist, dass dieser Frost dauerhaft keine 10 Grad Celsius Lufttemperatur aushält, wie jetzt im Marmolata-Massiv gemessen wurde. Der Wissenschaftler Krautblatter hat mit Kollegen ermittelt, dass die "Bruchzähigkeit, Druck- und Zugfestigkeit um bis zu 50 Prozent und mehr abnimmt, wenn intaktes wassergesättigtes Gestein auftaut." Bedeutet: Es rauscht zu Tal, was die Bindung verliert.

Die Alpen verlieren ihren "Klebstoff"

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Kommentare 3
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 2 Jahre

    Was ich aus dem verlinkten Text von blick.ch noch interessant fand: "«Wird das Pariser Klima-Abkommen umgesetzt, können wir rund 40 Prozent der heutigen Gletschermasse in der Schweiz retten», sagt Huss. Falls kein Klimaschutz betrieben wird, könnten sie allerdings bis zum Ende des Jahrhunderts ganz verschwunden sein."

    Das Ergebnis werde irgendwo dazwischen liegen, sagt Matthias Huss, Leiter des Schweizer Gletschermessnetzes Glamosan der ETH Zürich.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 2 Jahre

      Das wissen wir nicht. So wie die negativen Prognosen mit Unsicherheit behaftet sind, sind es die halbwegs optimistischen. Tatsche ist, dass wir bislang keine Reduktion von Treibhausgasen feststellen, im Gegenteil. + alles, was aus dem Bereich Methanemissionen lesen können ist zutiefst beunruhigend.

    2. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor fast 2 Jahre

      @Daniela Becker Ich plädiere für die Verbreitung konstruktiver Dringlichkeit als Grundgefühl.
      Es kommt die letzten Jahre Schlag auf Schlag.
      Aber es dringt nur langsam in den Mainstream ein.

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