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Klima und Wandel

Das Wort "Kolonialismus" steht im IPCC – und ändert alles

Carla Reemtsma
Klimaaktivist*in bei Fridays For Future
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Carla ReemtsmaMontag, 25.04.2022

Genauigkeit – in den Ergebnissen und in der verwendeten Sprache – ist ein hohes Gut in der Wissenschaft. Um Erkenntnisse nachvollziehbar und nach wissenschaftlichen Standards festzuhalten, ist es stets ein Teil der wissenschaftlichen Arbeit, die am besten passenden Begriffe zu finden, gegebenenfalls zu definieren und zu verwenden. Begriffe formen Denken und Wissen.

Wer diplomatische Prozesse kennt oder mitverfolgt, weiß, welche Rolle und Tragweite die Verwendung einzelner Begriffe haben kann. Nicht ohne Grund wird oft bis tief in die Nacht über der Schlussfassung von communiqués und anderen hohen diplomatischen Dokumenten gerungen.

Diese sehr unterschiedlichen Bedeutungsebenen von Sprache und geschriebenem Wort unterstreichen, wie relevant eine zunächst scheinbar kleine sprachliche Änderung im neuesten Klimabericht des IPCC ist. Im sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates wird zum ersten Mal eindeutig benannt, dass der Kolonialismus einer der Hauptgründe für die Klimakrise ist und bis heute die schon am stärksten betroffenen Gruppen weiter vulnerabel macht.

In Zeiten, in denen die Klimakrise oft als technisch zu lösendes Problem physikalischer Natur betrachtet wird, ist dies inmitten eines größtenteils klimaphysikalischen Berichts eine ungemein relevante Erkenntnis. Die führenden Klimawissenschaftler*innen der Welt erkennen damit an, dass die Dekolonisierung zentral für eine gerechte und funktionierende Bekämpfung der Klimakrise ist.

Sowohl die direkte Einbeziehung Indigener Gruppen als auch ein bedeutend größerer Anteil von Wissenschaftler*innen aus den Sozialwissenschaften, BIPoC (Black, Indigineous and People of Colour) und Frauen, hat den neuesten IPCC-Bericht zum bisher umfassendsten und gerechtesten Klimabericht gemacht. Er rückt den Blick der am stärksten von der Klimakrise, Kolonialismus und Marginalisierung betroffenen Gruppen in den Vordergrund und ist ein mächtiger Baustein, um für gerechtere klimapolitische Lösungen zu kämpfen. Wie eine bessere Welt für alle aussehen kann, erklärt Yessenia Funes bei atmos.earth.

Das Wort "Kolonialismus" steht im IPCC – und ändert alles

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Kommentare 4
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor fast 2 Jahre · bearbeitet vor fast 2 Jahre

    Ist "der Kolonialismus" nun ein Grund oder einer der Hauptgründe? Und wie begründet man das? Wie hätte sich den z.B. Afrika ohne westlichen Einfluß, ohne westliche Kolonien entwickelt? Mit eigener Industrie? Womit hätten diese Länder gekocht, geheizt und gebaut? Wären alle in ihrem ursprünglichen, oft arabisch dominierten Zustand verblieben? Waren Afrikas sklavenhaltende Reiche und Stämme vor der Kolonialisierung im 19.Jh. wirklich klimafreundlich? Die alten Bergwerke und Metallindustrien jedenfalls nicht. Wie wäre es mit der Bevölkerungsexplosion, der Kindersterblichkeit und dem Hunger? Und wieso werden solche sozial-ökonomischen Zusammenhänge von Klimawissenschaftlern getroffen?

    1. Sylvia Hannappel
      Sylvia Hannappel · vor fast 2 Jahre

      Vielleicht ist es sinnvoller, das Wort "Treiber" anstelle des Wortes "Grund" zu verwenden. Der Kolonialismus diente der Befriedigung des Rohstoff- und Energie-Hungers der Kolonialmächte. Indem den kolonisierten Regionen die Selbstbestimmung genommen und die Machtstruktur der Kolonialmacht aufgezwungen wurde, veränderten sich die tradierten Lebensgewohnheiten der indigenen Bevölkerung, geschweige denn, dass sie überhaupt gefragt wurde . Diese Lebensgewohnheiten waren ursprünglich wohl eher nachhaltig und im Einklang mit der Natur (Klima), um das eigene Überleben über Jahrhunderte (Jahrtausende) sichern zu können. Man kann nur spekulieren, wie diese Völker sich entwickelt hätten, wäre nicht der Raubbau durch die Kolonialstaaten gewesen. Gegenwärtig geht es sogar immer bizarrer weiter, wenn es Unternehmen gibt, die Bäume in Namibia fällen wollen, um sie dann nach Europa zu verschiffen und sie in Biomassekraftwerken zu verbrennen, damit wir es hier in unserem Zuhause warm und hell haben. Namibia und auch viele andere Länder sind zwar jetzt nicht mehr Kolonien, aber es gibt weiterhin Auswirkungen der Kolonialisierung, die sich in fragwürdigen wirtschaftlichen Verträgen und Handelsabkommen zeigen, die eher nicht zu einem nachhaltigen, klimafreundlichen Wirtschaften führen, weil da dann nicht so genau hingeschaut wird.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 2 Jahre

      @Sylvia Hannappel Ich glaube, das ist eine sehr einseitige, reduktionistische Darstellung "des Kolonialismus". Er diente allem möglichen u.a. der Abschaffung der Sklaverei. Und selbstbestimmt waren die Völker in den sklavenhaltenden und -fangenden Königreichen Afrikas sicher nicht. Oder im Imperium der Inka. Und das die aktuelle Armut in Afrika heute noch mit den Folgen der Kolonialisierung erklärt wird, die Afrikaner immer noch als reines Objekt charakterisiert werden, das ist nicht hilfreich. Es sind afrikanische Akteure, die ihre Bürgerkriege führen, ihre Korruption praktizieren, ihre Kulturen gestalten oder auch nicht.

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 2 Jahre

      @Sylvia Hannappel

      Siehe auch: https://www.piqd.de/vo...

      Oder: Osterhammel: Die Verwandlung der Welt - Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts
      "Das Ende der Sklaverei im eigenen Hause verschaffte Europäern und Nordamerikanern am Ende des 19. Jahrhunderts eine neue Rechtfertigung für ihre Zivilisierungsmissionen. Die >zivilisierte Welt< hatte, so schien es, abermals ihre Überlegenheit und damit ihr Anrecht auf weltweite Führung bewiesen. Vor allem gegenüber der islamischen Welt, in der damals die Sklaverei noch weit hin als unanstößig galt, konnte man nun – und nicht ohne Grund – eine Haltung unbeschwerter moralische Superiorität einnehmen. In Afrika wurde der europäische Kampf gegen die Sklaverei sogar zu einem der wichtigsten Motive und Rechtfertigungsgründe militärische Interventionen. Kolonialismus wurde vor allem wegen seiner Frontstellung gegen Sklaverei als Kraft des Fortschritts gesehen. Progressive Imperialisten, weiße Abolitionisten und afro-amerikanische Sklaverei Gegner trafen sich in der Absicht, die Sklaverei auch auf der afrikanischen Seite des Atlantiks zu bekämpfen. Man drang in das Innere des Kontinents vor, um dort Sklavenhändlern das Handwerk zu legen und die politische Macht von Sklavenbesitzern zu zerstören. In den neu eroberten Kolonien aus der Zeit des Hochimperialismus wurden Sklaverei nicht wieder eingeführt. Ein harter Arbeitszwang war durchaus die Regel, aber nirgends in den europäischen Überseereichen wurde der Sklavenhandel zugelassen und der Sklavenstatus im Kolonialrecht festgeschrieben. Hatten Europäer in der frühen Neuzeit noch einen tiefen Graben zwischen der heimischen Rechtsgebiete auf dem europäischen Kontinent und die rechtlichen Verhältnisse in der Übersee Kolonien gelegt, so führte der Hochimperialismus zumindest auf diesem Gebiet einen einheitlichen Rechtsraum herbei. Nirgendwo in den Imperien der Briten oder Niederländer, Franzosen oder Italiener war es statthaft, andere Menschen zu kaufen, zu verkaufen, zu verschenken und Ihnen ohne staatliche Beauftragung also im Strafvollzug, schwere körperliche Grausamkeiten zu zufügen." S. 1191

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