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Klima und Wandel

Benutze Vergleiche zwischen Corona- und Klimakrise zielgenau

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerMontag, 10.01.2022

Die Autorin Katharina Nocun twitterte kürzlich

„Glaubt eigentlich noch irgendwer ernsthaft, dass wir die #Klimakatastrophe verhindern werden? Ist’s nicht viel wahrscheinlicher, dass nach spätestens 2 Jahren massiver Anstrengung den CO2-Ausstoß zu senken, Leute klagen: „Puh, ist mir alles zu anstrengend. Will aber…“

Ich kann den Impuls und den Frust sehr gut verstehen. Die allermeisten Menschen sind nach zwei Jahren Pandemie und leider oft schwer verständlichem, schlecht kommuniziertem, ineffektivem oder gar kontraproduktivem deutschem Pandemiemanagement erschöpft und verärgert.

Der Vergleich mit der Klimakrise liegt nahe. Immerhin gehen die Entwicklungen noch immer komplett in die falsche Richtung: Der Ausstoß von Treibhausgasen ist in der Bundesrepublik 2021 kräftig gestiegen. Die Konzentration von Methan und CO2 steigt global weiter. Menschen verharmlosen die Klimakrise – oder leugnen sie gar.

Aber es gibt sehr gute Gründe diesen Vergleich nicht, oder nur sehr wohlüberlegt, anzuwenden.

In der Klimakatastrophe gibt es kein 1 oder 0. Jede Tonne Treibhausgase, die verhindert wird, ermöglicht eine weniger schlimme Zukunft. Und die Klimakrise wird für sehr lange Zeit auch nicht vorüber sein. Denn die Emissionen der Vergangenheit werden die Erdatmosphäre noch für lange Zeit erwärmen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf das „Handbuch Klimakommunikation“ verweisen, das Christopher Schrader im letzten Jahr gemeinsam mit klimafakten.de geschrieben hat. Darin gibt es auch das verlinkte kurze Kapitel über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Pandemie und Klimakrise sowie Hinweise darauf, was wir aus der Pandemie vielleicht auch in Bezug auf Klima lernen können.

Noch wichtiger ist vielleicht das Kapitel 15. „Meide Katastrophismus“: Dort heißt es:

Angst löst bei Menschen einen „Kampf oder Flucht“-Reflex aus. Als Klimakommunikator:in hofft man auf Kampf, bekommt aber häufiger Flucht. Es kann darum sogar nach hinten losgehen, bedrohliche Szenarien der Zukunft zu präsentieren, weil Menschen dann abschalten, abstumpfen, sich manipuliert fühlen oder gar – wenn die Warnung drastisch war und (kurzfristig) als überzogen erscheint – Zweifel an der Glaubwürdigkeit der ganzen Aussage bekommen.
Natürlich soll man die katastrophalen Folgen der Klimakrise nicht verschweigen. Das wäre unredlich und falsch. Was also sollen wir tun? Genau darum geht es in diesem Kapitel: wie man über die bedrohlichen Folgen der Klimakrise spricht, wie man mit Angst, Resignation, Fatalismus oder zerstörten Hoffnungen umgeht.

Die Antwort lautet in Kürze: Wenn wir über die katastrophalen Folgen der Klimakrise sprechen, ob sie nun schon eingetreten sind oder uns noch bevorstehen, dann gehört dazu zwingend ein weiteres Element: Die Information, wie man Schäden, Verletzungen und Verluste, Leiden und Schmerzen verhindern, begrenzen, verringern, überleben – oder dies zumindest versuchen – kann.

Wer besser über Klimaschutz reden möchte – und vor allem effektiver –, der kann hier insgesamt viel lernen. Einfach mal reinklicken, es ist kostenfrei. Und, keine Sorge: auch ich verfalle oft genug in Katastrophismus, denn natürlich kann man in Anbetracht der gewaltigen Aufgaben, die vor uns liegen, Angst haben. Aber das heißt ja nicht, dass man es beim nächsten Mal nicht besser machen kann.

Benutze Vergleiche zwischen Corona- und Klimakrise zielgenau

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Kommentare 21
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre · bearbeitet vor mehr als 2 Jahre

    Ja, ich verstehe, das viele Medien nicht zu sehr vergleichen möchten. In beiden Fällen Angstmache, unsicheres Wissen über die Zukunft, das als Gewißheit hingestellt wird, manipulierte oder zumindest schlampig erhobene Daten und ein weltanschaulicher Bias bei den Akteuren. Ein Schelm, wer da Vergleiche zieht.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Gutes Beispiel, wie man einen Vergleich nicht zielgenau nutzt.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniela Becker Ja, finde ich auch. Man kann natürlich auch zielgenau danach suchen. Wird einem aber sofort vorgeworfen - Klimaleugner etc.. Weil, welcher der Aktivisten möchte das schon? 😏

    3. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 2 Jahren

      Schade dass man nicht auch mal Daumen runter klicken kann...

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 2 Jahren

      @Cornelia Gliem Ja, find ich auch …..

  2. Omar Adam Ayaita
    Omar Adam Ayaita · vor mehr als 2 Jahre

    "Als Klimakommunikator:in hofft man auf Kampf, bekommt aber häufiger Flucht."

    Man kann vor der Klimakatastrophe gar nicht fliehen - außer im persönlichen Sinne, indem man sich versucht so einzurichten, dass die Krise einen möglichst wenig trifft, oder indem man stirbt. Es geht in Wirklichkeit also nicht um Angst-bedingte Flucht, sondern um Egoismus: Die meisten Menschen sind zu egoistisch, um sich umweltbewusst zu verhalten, und versuchen lieber mit gewohnten Verhaltensweisen irgendwie persönlich durchzukommen.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Vielleicht wäre "verdrängen" oder "nicht wahrhaben wollen" der bessere Ausdruck gewesen. Im Moment haben wir eher das Problem, dass einzelne Menschen sich denken, warum soll ich mich anders verhalten wenn die anderen und insbesondere Unternehmen das nicht tun. Deswegen sind gerechte Regeln, die für alle gelten, so wichtig im Kampf gegen die Klimakrise.

    2. Daniel S
      Daniel S · vor mehr als 2 Jahre

      Die „Flucht“ vor den Herausforderungen vor der Klimakrise denke ich ist völlig nachvollziehbar und hat wenig mit Egoismus zu tun, sondern vielmehr mit Überforderung. Die Klimakrise als Hyperobjekt lässt sich für den menschlichen Verstand schwer greifen - auch wenn die Maßnahmen die wir ergreifen müssten um etwas zu ändern, relativ klar sind. In der Kommunikation über die Klimakrise kommen wir schnell in Verzichtsdebatten - denke es ist natürlich, davor „fliehen“ zu wollen - wir sollten es hinbekommen (vor allem Politik und Medien) nicht darüber zu sprechen, was wir alles verlieren könnten, sondern was wir durch umgestalten gewinnen können.

      Gerade zu Flucht und Kampf zeigt die aktuelle Netflix-Produktion „Don‘t Look Up“, was es damit auf sich hat. In dem Zuge möchte ich die aktuelle Folge des Piratensender Powerplay-Podcasts empfehlen, indem Samira El Ouassil und Friedemann Karig einerseits den Film vor dem Hintergrund der Klimakrise dezidiert besprechen und wie immer rhetorisch ausgezeichnet auf genau die Probleme der Klimakatastrophe eingehen, und was es bräuchte um sie zu lösen.
      https://open.spotify.c...

    3. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniel S Danke für den Hinweis.

    4. Omar Adam Ayaita
      Omar Adam Ayaita · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniel S Es ist nicht "nachvollziehbar" oder "natürlich", zu versuchen, vor der Klimakrise zu fliehen. Diese Flucht ist schlicht nicht möglich, außer wie gesagt in einem persönlichen, egoistischen Sinn, indem man versucht, irgendwie selbst während der eigenen Lebenszeit durchzukommen. Jeder Mensch, der nicht schwachsinnig oder geistig krank ist, weiß, dass er ansonsten nicht vor der Klimakrise fliehen kann. Deshalb halte ich dieses Motiv "Flucht aus Angst" für nicht glaubwürdig. Es geht nach meiner Meinung um einen sehr kühlen Egoismus - gekoppelt damit, dass der Einzelne den Unterschied, den er selbst machen kann, möglicherweise für zu gering hält, um sich zu einer grundlegenden Veränderung zu motivieren.

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      @Omar Adam Ayaita Aus Klimakommunikations-Sicht hilft es nicht, Leuten zu unterstellen, sie seien schwachsinnig oder geistig krank, wenn sie sich nicht mit der Klimakrise beschäftigen. In dem Handbuch geht es ja gerade darum, wie man Leute, die Angst haben, skeptisch sind, etc. dazu bewegen kann, sich mit dem Thema konstruktiv auseinanderzusetzen.

    6. Marcus von Jordan
      Marcus von Jordan · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniela Becker ohnehin natürlich schwer pauschal zu beantworten....ich sehe viele Menschen, die sich in so einer Art emotionalem Frust gefangen haben. Sie wissen letztlich genau, dass sie über ihre eigene, alternative Lebensführung nachdenken müssten, dass sie selber ihre Privilegien in Frage stellen müssten. Und sie ärgern sich über diesen Druck, über ihr schlechtes Gewissen und unterstellen lieber anderen, dass sie angeblich diesen Druck auf sie ausüben (Verbotspartei) wollen und stehen plötzlich für einen diffusen Freiheitskampf ein, der sie früher nie interessiert hätte. Oder reagieren ihr hämisch und aggressiv auf andere, die sich auch nur theoretisch konfrontieren mit diesem Anspruch auf Alternative. Jedenfalls geht es glaube ich um die abstrakte Angst vor Veränderung und davor eben Privilegien einzubüßen, wenn diese Veränderung eintritt. Ich kenne das eh auch aus meinem Kopf. Das ist nicht rational und nicht gut, aber es ist kein kalter Egoismus.
      Ein Ausweg mag sein, dass nachhaltigere Politik auch solidarischere Politik ist und dass hoffentlich viele bald merken, dass es für die meisten auch um mehr Freiheit geht. Oder eigentlich für alle, weil eben eine "gesunde" und friedliche Umwelt dann doch recht offensichtlich der höhere Freiheitswert ist, als der, dass man sich permanent umwelt- und menschenfeindlich optimieren darf.
      Insgesamt, scheint mir, reden wir zu viel über alles, was passieren muss und zu wenig darüber, was dabei "drin" ist für uns.

    7. Omar Adam Ayaita
      Omar Adam Ayaita · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniela Becker Ich habe nicht gesagt, dass Leute schwachsinnig oder geistig krank seien, wenn sie sich nicht mit der Klimakrise beschäftigen. Sie wären aber schwachsinnig oder geistig krank, wenn sie dächten, die Klimakrise ließe sich dadurch vermeiden, dass man die Augen davor verschließt. Zu denken, dass Angst-bedingte Ignoranz die Klimakatastrophe abwenden würde, ist absurd. Und das wissen die allermeisten Leute ganz genau.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniela Becker Was heißt sich konstruktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen? So wie diese Klimaforscher?

      "Stop blaming the climate for disasters"
      https://www.nature.com...

  3. Silke Jäger
    Silke Jäger · vor mehr als 2 Jahre

    Danke, liebe Daniela, das ist ein wahre Fundgrube, die mich auch noch mal zum Nachdenken über meine Kommunikation – und die der wichtigen Akteure – in der Corona-Krise inspiriert. Was mir immer wieder auffällt: Viele ordnen sich irgendwann Teams zu, die sich dann gegenseitig behaken. Man streitet sich, ob die Reduktion von Treibhausgasen wichtiger ist oder Anpassung und Aufklärung über die Folgen. Dabei bräuchten wir ganz dringend die Erkenntnis, dass alle Teams zusammengehören. Aus dem "Entweder-Oder" und "Wer hat Recht?" muss ein "Sowohl-als-Auch" und "Wir haben alle Recht, aber darum geht's jetzt nicht" werden. Die Frage ist nur: Wie?

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Ich bin ein relativer großer Fan von Bürgerräten, weil das alle Seiten an einen Tisch zwingt und gute Kompromisse findet. Natürlich löst das nicht das Problem, wie man die politischen Entscheider zum Handeln bringt und auch nicht, wie man die Erkenntnisse in die Breite trägt. https://www.riffreport...

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 2 Jahre

      @Daniela Becker Ein großes Dilemma bei der Frage, wie man die Erkenntnisse in die Breite trägt ist meines Erachtens, dass die Nachrichtenformate ohne Einordnung wiedergeben, was Politiker A sagte und Expertin B meint. Weil sich viele Menschen ausschließlich über solche Formate informieren, dreht sich die Debatte in den heutigen Agoren (SoMe, Stammtische, Freundeskreis) immer wieder im Kreis.

  4. Silvio Andrae
    Silvio Andrae · vor mehr als 2 Jahre

    Vielen Dank. Das Buch ist ein wunderbares Produkt. Alle Kapitel sind gut aufbereitet. Kapitel 13 finde ich sehr gut, wo es um Kunst und Klima geht. Ich bin gespannt auf die noch verbleibenden beiden Kapitel. Bitte die Inhalte unbedingt in verschiedene Sprachen übersetzen.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Diesen Hinweis am besten direkt an Klimafakten.de senden!

  5. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor mehr als 2 Jahre

    danke für's piqn, daniela!

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor mehr als 2 Jahre

      Gerne

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