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Klima und Wandel

1,5 Grad mehr: Für die Korallen viel zu viel

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 02.02.2022

Wenn sie ein Erinnerungsvermögen hätten und antworten könnten, würden uns Korallen von den Dinosauriern erzählen: Ihre Riffe gibt es seit mehr als 225 Millionen Jahren, die Dinosaurier starben erst am Ende der Kreidezeit aus, vor etwa 65 Millionen Jahren. Perfekt haben sich Korallen, die Bewohner der Unterwasserwelten, an alle Veränderungen seitdem in der Erdgeschichte angepasst. Machtlos ausgeliefert aber sind sie den Hitzewellen, die es als Folge des menschgemachten Treibhauseffekts auch in den Ozeanen immer häufiger gibt: Tage mit unnormal hoher Wassertemperatur. Ihre Häufigkeit hat in den letzten hundert Jahren global um 34 Prozent zugenommen, ihre Dauer um 17 Prozent, wie Forscher ermittelten. Nach einer Untersuchung Schweizer Wissenschaftler hat sich die Zahl der Hitzetage in den Weltmeeren zwischen 1982 und 2016 verdoppelt. Und die Entwicklung wird weitergehen.

Die Tauchgründe vor den Seychellen, die Korallenbänke im Roten Meer, die exotischen Riffe vor Sansibar oder die besonders artenreichen rund um Bali – solche tropischen Korallenriffe werden fast vollständig absterben. Nicht nur das: Die Klimaerhitzung sorgt dafür, dass mehr als 90 Prozent der heute bestehenden Korallenriffe durch den Hitzestress zugrunde gehen. Um die Korallen zu schützen, wäre es demnach notwendig, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen auf deutlich weniger als die im Pariser Abkommen vereinbarten 1,5 Grad zu begrenzen. Das ist Ergebnis einer großen britischen Studie. Wir sind aber global schon bei 1,1 Grad Erwärmung. Und haben durch die Kippelemente weitere drei bis vier Zehntel ausgelöst.

Ein Team um Adele Dixon von der University of Leeds nutzte die neuesten Klimamodelle des Weltklimarats IPCC und kombinierten diese mit hochauflösenden Satellitenmessungen, die mit einer Genauigkeit von einem Kilometer die Oberflächentemperaturen der Meere weltweit erfassen. Dramatisch ist die Lage der Weltmeere unter anderem deshalb, weil sie laut IPCC 93 Prozent der Wärmeenergie absorbiert haben, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt zusätzlich auf der Erde geblieben ist. Bis 2019, ermittelte ein Forscherteam um den Atmosphärenphysiker Lijing Cheng, haben die Ozeane die unvorstellbare Menge von 228 Zettajoule Energie aufgenommen: Die Vorsilbe "Zetta" steht für eine 1 mit 21 Nullen. Um diese Energiemenge anschaulich zu machen, verglich das Team um Cheng diese Energiemenge mit jener der Hiroshima-Bombe: "Über die letzten 25 Jahre haben wir den Meeren die Wärme von 3,6 Milliarden Hiroshima-Atombomben zugeführt", so Cheng. Das entspricht etwa vier Hiroshima-Bomben pro Sekunde. Ein Vierteljahrhundert lang.

Mojib Latif, Professor am Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, urteilt über die Zukunft der Korallenwelt: "Tot ist tot, mit dramatischen Folgen für die Artenvielfalt und die Nahrungskette." Selbst wenn die Temperaturen später durch strengen Klimaschutz wieder sänken, würde es mehrere Tausend Jahre dauern, bis ein Korallenriff wieder herangewachsen ist. Der Weltklimarat IPCC erwartet, dass bereits bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 1,5 Grad Celsius zwischen 70 bis 90 Prozent aller Korallenriffe verloren gehen, bei zwei Grad sogar 99 Prozent. Und das nicht erst im Jahr 2070. Machen wir so weiter wie derzeit, werden die 1,5 Grad mehr schon Mitte des Jahrhunderts erreicht.

1,5 Grad mehr: Für die Korallen viel zu viel

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Kommentare 1
  1. Nick Reimer
    Nick Reimer · vor 2 Jahren

    Besonders ausgeprägt sind marine Hitzewellen im Indischen Ozean, im Südatlantik und im Nordpolarmeer. Das ist Ergebnis einer Studie des Monterey Bay Aquariums in Kalifornien in Zusammenarbeit mit der Duke University (North Carolina): https://journals.plos....

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