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Warum Deutschlands Corona-Strategie gerade zu scheitern droht

Krautreporter Redaktion
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Krautreporter RedaktionMontag, 26.10.2020

Ob Gesundheitsämter schnell genug Kontaktketten nachverfolgen können, ist entscheidend. Können sie es nicht mehr, stecken zu viele Menschen unabsichtlich andere an. Und das sorgt früher oder später für exponentielles Wachstum. Stecken sich zu viele an, können Gesundheitsämter die Kontaktketten nicht mehr schnell genug nachverfolgen.

Das ist der Mechanismus (aka Teufelskreis), der uns im Moment alle beschäftigt. Die Fragen dazu: Bei wie vielen Gesundheitsämtern ist diese Schwelle schon überschritten? Wo verlieren die Gesundheitsämter den Überblick? Und: Braucht es deshalb einen Strategiewechsel?

Silke Jäger schaut sich in diesem Text an, wie ein Strategiewechsel aussehen könnte und was dafür nötig wäre. Als Beispiel zieht sie dazu Japan heran – ein Land mit einer ähnlich alten Bevölkerung und einer ähnlichen Behördenstruktur. Auch dort sind lokale Gesundheitsbehörden mit der Aufgabe befasst, Kontakte nachzuverfolgen. Auch dort wird das zu einem großen Teil analog organisiert. Doch die Strategie unterscheidet sich von der Deutschlands: Japan konzentriert sich auf das Finden von Clustern.

Diese Strategie passt gut zu den Eigenschaften des Coronavirus. Denn verschiedene Studien zeigen, dass nur circa 10 Prozent der Infizierten für circa 80 Prozent der Ansteckungen sorgen. Es neigt zur Clusterbildung. Japans Ansatz zielt darauf ab, jeweils den Menschen zu finden, der alle anderen um sich herum angesteckt hat. Weil sich mit dem Finden dieses Menschen die Clusterstruktur besser verstehen lässt. Damit ist das Land ziemlich erfolgreich. Obwohl es ein Risiko eingeht, denn so können natürlich auch Infektionen unbemerkt bleiben.

Jetzt könnte man denken: Ist ja klasse. Könnte Deutschland doch auch so machen. Doch so einfach ist es nicht. Denn nicht nur die Strategie der Behörden ist wichtig. Viel wichtiger ist, dass Behörden und Bevölkerung gut zusammenarbeiten. Wenn man also darüber nachdenkt, die Kontaktnachverfolgung anders zu organisieren, müssen sehr viele Dinge mitbedacht werden. Unter anderem: Passt die Strategie wirklich zu dem, was die Bevölkerung mittragen kann? Und: Was müssten Behörden ändern, um Menschen zu ermächtigen, sinnvolle Entscheidungen zu treffen? Spoiler: Appelle allein reichen nicht.

Der Artikel ist mit dem Link unten einige Tage für alle freigegeben. Krautreporter gibt es nur, weil Menschen wie du uns finanzieren – und mitmachen. Das verändert unseren Journalismus. Mehr über Krautreporter erfährst du hier.

Warum Deutschlands Corona-Strategie gerade zu scheitern droht

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Kommentare 6
  1. Gabriele Feile
    Gabriele Feile · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

    Bürokratie, das Aufrechterhaltenwollen von Geldflüssen (Gehaltszahlungen) und die fehlende Bereitschaft vieler Menschen aktiv mitzumachen sind also einige der Einflussfaktoren, die in Deutschland dem Virus "freie Fahrt" geben.

    Welche Überschrift steht wohl verbindend darüber? (In Japan ist es der unbedingte Wille, dazu zu gehören und von den Nachbarn nicht als unverantwortlich "gebrandmarkt" zu werden, laut Text)

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      Als Autorin fühle ich mich von deiner Frage angesprochen :) Leser:innen, die sich mit Japan auskennen, bestätigen das, was meine Quelle im Text sagt. Außerdem gibt es folgende These: Japan ist eine eher schambesetzte Gesellschaft, Deutschland eher schuldbesetzt. Schütze deine:n Nächste:n, damit du dir keine Vorwürfe machen musst, ist vllt eine Idee für Botschaften?
      Ich finde Botschaften, die auf Moralisches abzielen persönlich eher schwierig, aber ich könnte mir denken, dass es in einer bestimmten Gruppe funktioniert, die vllt noch nicht gut erreicht ist durch die aktuelle Info-Politik. Schade, dass das in D offenbar nicht systematisch angegangen wird: Wie erreichen wir welche Gruppe am besten? Auch im Sinne von: Wie schaffen wir es, dass möglichst viele Menschen verstehen, worauf es ankommt und deshalb mitmachen *wollen*.

    2. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als 3 Jahre

      @Silke Jäger Vielen Dank für deine Antwort, das ist sehr aufschlussreich. Zu Deutschland und seiner (geschichtlichen) "Schuld-Thematik" passt es also, dass die Politiker:innen in keinem Fall für zu viele Tote und/oder Infizierte verantwortlich sein wollen. Und die Bevölkerung? Reicht es ihr aus, wenn "die da oben" die Verantwortung (oder Schuld) übernehmen? Wofür würden sie sich schuldig fühlen? Kann man das pauschal überhaupt sagen? Ich selbst kann sagen, dass ich nicht zum Super-Spreader werden will und entsprechend agiere.

    3. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Gabriele Feile Die Schuldlogik erklärt vllt auch, warum so oft nach Schuldigen für xy gesucht wird und so oft Dinge kritisiert werden. Kritik besteht ja zu einem großen Teil aus Schuldzuweisungen oder Vorwürfen. Ich wünschte mir, dass jede:r die:der Kritik äußert, gleich noch einen konstruktiven Vorschlag macht.
      Mir fällt auch auf, dass in D, aber vielleicht nicht nur in D, niemand Schuld sein will, wenn etwas schief geht. Ich übersetze das für mich meistens so: Da will jemand nicht die Verantwortung übernehmen.
      Die Maskenskepsis passt da eigentlich ganz gut dazu: So lange nicht 100-prozentig erwiesen ist, dass meine Maske tatsächlich meine:n Nächste:n schützt – also wirklich buchstäblich – so lange muss ich die nicht tragen, denn ich könnte ja am Ende – trotz meiner sehr großen Anstrengung – trotzdem Schuld haben, wenn sich jemand ansteckt.
      Deshalb finde ich es so wichtig, dass man den Menschen erklärt, was die Wissenschaft sagt, und das ist: Je mehr Menschen eine tragen, desto schwerer hat es das Virus.
      Das heißt, man muss die Unsicherheiten mitkommunizieren. Ja, die Maske ist nicht perfekt, weil sie keinen 100-prozentigen Schutz vor der einen Ansteckung bietet, aber statistisch gesehen hat sie einen ziemlich großen Effekt. Sie bremst die Ausbreitung des Virus: Je mehr Leute Masken tragen umso effektiver.

      Bei vielen bleibt wohl nur hängen: Die Maske schützt nicht gut genug. Und vielleicht haben wir da als Gesellschaft auch ein Problem: Gut genug reicht im Zweifel nicht. Es könnte mir doch noch jemand einen Vorwurf machen. Am Ende ich mir selbst. Das ist eine psychologische Falle.

    4. Gabriele Feile
      Gabriele Feile · vor mehr als 3 Jahre

      @Silke Jäger Ich gehe d'accord mit dem Wunsch, dass Kritik nur mit einem konstruktiven Vorschlag einhergehen sollte. Dieses Prinzip habe ich in meinem Unternehmen zuletzt auch praktiziert. Es fällt uns nicht so leicht, uns Menschen, aber wir können das. Und auch das mit der Verantwortung sehe ich wie du: sich davor drücken ist total "normal". Am deutlichsten wird das immer, wenn nach Freiheit gerufen wird, aber die Veranwortung darf wegbleiben. Dazu habe ich (als Viertel-Skandinavierin - andere Geschichte) mal was geschrieben, das bis zu den Wikingern zurück geht: https://www.klub-der-k.... Und weil wir so über Nordeuropa (und die Schweden) den Kreis zu Corona schließen, passt das ja.

      Das mit deiner Einschätzung zum Maskentragen ist sehr interessant. Solange also keiner die volle Verantwortung übernimmt, dass die Masken 100% nützen, handeln manche Menschen auch nicht gerne verantwortlich. Die meisten tragen ja die Gesichts-Masken, aber mir fällt auf, dass die Gründe, warum die anderen keine tragen wollen, echt "kreativ" sind. Ich frage hin und wieder: Worum geht es dir wirklich? Und siehe da: es geht immer um was anderes. Das Stück Stoff ist also ein dankbarer "Schuldiger" für andere, weit tiefer liegende Themen, die bitte auch in der Tiefe bleiben sollen.

      Ein anderer Aspekt aus meiner Sicht: Wenn die Menschen sich gegen die anderen Masken, die sie täglich und in der Regel freiwillig tragen (Schminke, Tattoos, gefärbte Haare, aber auch Titel, Abschlüsse und Statussymbole), genau so vehement stemmen würden, sähe unsere Welt ganz anders aus. Und der Menschheit ginge es wohl besser.

  2. Renate Baumgart
    Renate Baumgart · vor mehr als 3 Jahre

    Danke fürs piqd! Eine klare Aufdröselung komplizierter Verschränkungen...

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