Jordan Younger hatte Angst, große Angst, als sie vor ein paar Jahren diesen Post für ihren Blog "The Blonde Vegan" schrieb. Denn die junge Frau hatte zehntausende Fans, die ihre vegane, stark rohkostbasierte Ernährungsweise und ihre "Cleanse"-Programme, die den Körper reinigen und gesund machen sollten, bewunderten und nachahmten. 

Dann aber stellte Younger fest, dass ihre Ernährungsweise, die ihr eine ganze Weile sehr gut getan hatte, nun zu schaden schien. Sie hatte ständig Heißhunger auf Süßes, ihr Haar fiel aus, ihre Haut verfärbte sich orange, weil sie so viele Karotten und Süßkartoffeln aß. Ihre Periode setzte aus, sie war zu dünn und hatte Schmerzen. 

Es dauerte lange, bis Younger bereit war, sich einzugestehen, dass ihre körperlichen Probleme nicht mit einer noch strikteren Ernährungsweise zu lösen waren. Dass sie nicht gesund lebte, sondern eine ernsthafte Essstörung hatte. Dass ihr Körper ihr Signale sendete, die sie nicht länger übersehen konnte.

Also fing sie an, allmählich Fisch und Eier zu essen. Mit großer Überwindung, und nur aus den biologischsten, regionalsten Quellen, die sie finden konnte. Sie begann eine Psychotherapie und fühlte sich allmählich besser. Und schrieb dann diesen Blogpost, in dem sie erklärte, warum nicht alle Menschen eine vegane Ernährung vertragen. In dem sie dafür plädierte, Ernährungsformen nicht mehr mit Etiketten zu versehen und ihnen quasi-religiös zu folgen, sondern auf den eigenen Körper zu hören - und das, was der Körper braucht, mit anderen Werten (Nachhaltigkeit, Klimaschutz etc.) soweit wie möglich in Einklang zu bringen. 

Eine ziemlich ausgewogene Botschaft. Weswegen sich Younger auch von "The Blonde Vegan" in "The Balanced Blonde" umbenannte. Ein großer Teil ihrer Fans nahm ihr das sehr übel, tausende hörten auf, ihr zu folgen, sie wurde übel beschimpft und bekam sogar Morddrohungen. Was letztlich, mehr als alles andere, ein Argument dafür ist, dass Younger recht hat.