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Ein Virologe erzählt darüber, wie es ist dem Tod durch COVID-19 ins Auge zu blicken

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerSamstag, 09.05.2020

Das ist ein sehr persönlicher und lesenswerter Erfahrungbericht des Virologen Peter Piot. Er gehörte zu den Entdeckern des Ebola-Virus und widmete seine Karriere dem Kampf gegen Infektionskrankheiten. Zwischen 1995 und 2008 leitete er das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS und ist derzeit Coronavirus-Berater der Präsidentin der Europäischen Kommission.

Mitte März erkrankte er selbst an Covid, der Krankheitsverlauf war nicht mild. Piot beschreibt den Kampf als Nahtoderfahrung. Eine Woche nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wird es richtig schlimm.

Eine Woche nach meiner Entlassung wurde ich zunehmend kurzatmig. Ich musste wieder ins Krankenhaus, aber glücklicherweise konnte ich ambulant behandelt werden. Es stellte sich heraus, dass ich eine organisch bedingte Lungenerkrankung hatte, die durch einen so genannten Zytokinsturm verursacht wurde. Das ist eine Folge der überschießenden Immunabwehr. Viele Menschen sterben nicht an den durch das Virus verursachten Gewebeschäden, sondern an der übertriebenen Reaktion ihres Immunsystems, das nicht weiss, was es mit dem Virus anfangen soll. Ich werde immer noch dagegen behandelt, mit hoch dosierten Kortikosteroiden, die das Immunsystem verlangsamen. Hätte ich diesen Sturm zusammen mit den Symptomen des Virusausbruchs in meinem Körper gehabt, hätte ich nicht überlebt. Ich hatte Vorhofflimmern mit einer Herzfrequenz von bis zu 170 Schlägen pro Minute; auch das muss mit einer Therapie kontrolliert werden, insbesondere um Blutgerinnungsereignisse, einschliesslich Schlaganfall, zu verhindern. Dies ist eine unterschätzte Fähigkeit des Virus: Es kann wahrscheinlich alle Organe in unserem Körper befallen.

Erst nach sieben Wochen hat er das erste Mal das Gefühl wieder halbwegs fit zu sein.

Viele Menschen denken, dass COVID-19 1% der Patienten tötet, und der Rest kommt mit einigen grippeähnlichen Symptomen davon. Aber die Geschichte wird noch komplizierter. Viele Menschen werden mit chronischen Nieren- und Herzproblemen zurückbleiben. Sogar ihr neurales System ist gestört. Weltweit wird es Hunderttausende von Menschen geben, möglicherweise noch mehr, die für den Rest ihres Lebens Behandlungen wie die Nierendialyse benötigen werden. Je mehr wir über das Coronavirus erfahren, desto mehr Fragen stellen sich. Wir lernen, während wir segeln. Deshalb ärgere ich mich so sehr über die vielen Kommentatoren am Rande, die ohne viel Einsicht die Wissenschaftler und Politiker kritisieren, die sich sehr bemühen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Das ist sehr unfair.

Piot setzt seine Hoffnungen in einen Impfstoff, wenngleich noch überhaupt nicht klar ist, ob es sowas überhaupt geben kann. Die immer stärker werdenden Allianz der Impfgegner beunruhigt ihn.

Sein persönliches Fazit:

Wie auch immer, ich bleibe ein geborener Optimist. Und jetzt, da ich dem Tod ins Auge geblickt habe, ist meine Toleranzgrenze für Unsinn und Schwachsinn noch mehr gesunken als zuvor. Ich fahre also ruhig und enthusiastisch fort, wenn auch selektiver als vor meiner Krankheit.


Ein Virologe erzählt darüber, wie es ist dem Tod durch COVID-19 ins Auge zu blicken

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Kommentare 1
  1. Dominik Lenné
    Dominik Lenné · vor fast 4 Jahre

    Sehr beeindruckend. Dann noch seine klare Feststellung:
    "The only real exit strategy from this crisis is a vaccine that can be rolled out worldwide. That means producing billions of doses of it, which, in itself, is a huge challenge in terms of manufacturing logistics. And despite the efforts, it is still not even certain that developing a COVID-19 vaccine is possible."

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