Theoretisch würde ich mich ja gern mehrfach täglich eisbaden, und dieselbe Prozedur würde ich irgendwann meinen Kindern ebenfalls antun, welche wiederum schwören oder unterschreiben müssten, dass auch sie ihre Kinder regelmäßig in die Eistonne stecken, damit irgendwann die Gesellmanns dieser Erde vom Gefühl der Eiseskälte auf ewig befreit wären, das mir im Moment die schmächtigen Schultern schüttelt, wenn ich das Haus verlasse. Ich gründe meinen eigenen Generationenvertrag, ganz uneigennützig, denn persönlich habe ich ja nichts davon, wenn meine Nachfahren nicht mehr frieren müssen, weil ich die Kälteempfindlichkeit aus ihnen rausselektiert habe. 

Auf die gleiche Weise lassen sich übrigens auch andere Umweltärgernisse aus der DNA schaffen: 

Laktoseintoleranz kann weggetrunken werden, dafür muss die Milch aber stetig durch die Jahrhunderte fließen, Dünnpfiff hin oder her, bis die Enzyme auch im Erwachsenenalter fröhlich weiter spalten. 

Einige Generationen Dunkelheit können die evolutionäre Verbesserung der Vitamin D-Produktion der Future Gesellmanns vorantreiben, die dann weniger schwermütig wären, denen es auch leichter fiele, auf Fisch und Fleisch zu verzichten. Sie müssten sich zwar häufiger mit Sonnencreme einschmieren, aber das ist okay, verglichen mit dem massiven ernährungstechnischen Effizienzgewinn (+20%), den es bedeutete, die Proteine der Milch direkt im Rohzustand verdauen zu können, statt den ganzen Käse erst fermentieren zu müssen. 

Tatsächlich, das lernen wir in diesem Artikel von Brian Handwerk, haben Veränderungen in der Ernährung und variierende Umwelteinflüsse für extrem schnelle Veränderungen in der menschlichen DNA gesorgt. Leider bedeutet extrem schnell in diesem Zusammenhang immer noch so Minimum 10.000 Jahre. 

Interessant ist das deshalb: Wie dieser Prozess beschleunigt werden kann, wie also genetische Verbesserungen für längeres oder "besseres" Leben sorgen können, ist als eines der ganz großen Themen aus der Dunkelkammer zurückgekehrt.