Geklärt ist der Fall noch lange nicht. Scotland Yard berichtet, sie brauche noch mehrere Monate, bis sie alle Fragen beantworten könne. Klar ist aber jetzt schon: Der Giftgasanschlag auf den Agenten Skripal hat das Verhältnis des Westens zu Russland nachhaltig beschädigt.

Die diplomatische Krise fällt ausgerechnet in die Zeit direkt nach Putins Wiederwahl. Bis mindestens 2024 werden die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland immer auch um Putin kreisen. Ob sie das will oder nicht – die Bundesregierung wird eine Haltung zu Putin finden müssen. Zum Politiker Wladimir Putin. Aber auch zum System Putin, das Russland noch lange prägen wird.

Auf TheBuzzard.org haben wir Perspektiven von russischen Journalisten, von amerikanischen Politikwissenschaftlern und deutschen Russland-Analysten gesammelt, die erläutern, wie das System Putin funktioniert und was wir über Putin nicht wissen.

Zwei Texte möchten wir besonders empfehlen. Chris Miller ist ein Geschichtsprofessor aus den USA, der keineswegs unter dem Verdacht steht, Putin-Fan zu sein. Er sieht Russland äußerst kritisch, argumentiert aber, dass das System Putin besser funktioniere, als man im Westen denke. In seinem Beitrag im Magazin FOREIGN POLICY erläutert er, warum Russlands Wirtschaft so stabil bleibt, auch nach jahrelangen westlichen Sanktionen, und weshalb so viele Russen Putin nach wie vor gut finden.

Jens Siegert war Russland-Korrespondent der Heinrich-Böll-Stiftung und lebt noch immer in Moskau. In einem Beitrag auf dem RUSSLAND-BLOG der Böll-Stiftung zeigt Siegert, dass Putin sein System der Machterhaltung selbst zum Verhängnis werden könnte: Es gibt keine Alternative zu Putin. Wenn er gehen würde, würde Russlands politisches System kollabieren, schreibt Siegert.

Mehr Perspektiven, auch Übersetzungen aus dem Russischen und Hintergrundanalysen, zeigen wir in unserer aktuellen Debatte. Wer sich per E-Mail anmeldet, liest vier Beiträge kostenlos in ganzer Länge.