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Was wäre so schlimm daran, ein bisschen gewöhnlich zu sein?

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinFreitag, 26.08.2022

Unsere Kultur bombardiert uns mit Anleitungen darüber, wie wir glücklicher, fitter, schöner und reicher werden können. Dieser Text von Josh Cohen, Psychoanalytiker und Literaturprofessor, stellt den Anspruch, etwas Besonderes zu sein, infrage. Und den damit verbundenen Perfektionismus.  

Der Druck gesellschaftlicher Erwartungen ist natürlich kein neues Phänomen, heute aber sind die Erwartungen besonders vielfältig und widersprüchlich.

 Der Perfektionismus der 1950er Jahre war in den Normen der Massenkultur verwurzelt und wurde in berühmten Werbebildern der idealen weißen amerikanischen Familie festgehalten, die heute selbstironisch wirken.

Es ging also darum, dass man sich nahtlos an allgemein anerkannte Werte, Verhaltensweisen und Ansprüche an das Aussehen anpasste: kantiges Selbstvertrauen für Männer, zurückhaltende Anmut für Frauen. Der Perfektionist, so Cohen, stand unter dem Druck, so auszusehen wie alle anderen, nur noch besser. 

Die Perfektionisten von heute hingegen fühlen sich verpflichtet, sich durch ihren eigenwilligen Stil und Witz abzuheben, wenn sie in der Aufmerksamkeitsökonomie Fuß fassen wollen.

Perfektionismus scheint, so schrieben die beiden britischen Psychologen Thomas Curran und Andrew Hill 2017, gerade bei jüngeren Menschen exponentiell anzusteigen. Das glaubt auch der US-Philosoph Michael Sandel.

In seinem 2020 veröffentlichten Buch "The Tyranny of Merit" argumentiert Sandel, dass der Leistungskapitalismus einen permanenten Zustand des Wettbewerbs in der Gesellschaft geschaffen hat, der die Solidarität und die Vorstellung vom "Gemeinwohl" untergräbt. Dieses System hält eine Ordnung von Gewinnern und Verlierern aufrecht, die bei Ersteren "Hybris und Selbstbeweihräucherung" und bei Letzteren ein chronisch geringes Selbstwertgefühl hervorruft.

Soziale Medien erzeugen zusätzlichen Druck, ein perfektes öffentliches Bild zu konstruieren, was Gefühle der Unzulänglichkeit noch verstärkt.

In Ermangelung eines inneren Wertgefühls neigen Perfektionisten dazu, ihren eigenen Wert an äußeren Maßstäben zu messen: akademische Leistungen, sportliche Fähigkeiten, Beliebtheit, berufliche Erfolge. Wenn sie hinter den Erwartungen zurückbleibt, fühlt sie sich beschämt und gedemütigt.

Das Problem: Man kann es nicht schaffen. Das perfekte Selbstbild bleibt für immer unerreichbar, oder ist zumindest nur für kurze Zeiten zu haben. Und es ist als Motivator überbewertet. 

Perfektionismus mag uns scheinbar zu erwachsenen Erfolgen anspornen. Aber in Wahrheit ist es eine grundlegend kindische Einstellung. Sie vermittelt uns die Überzeugung, dass das Leben in der Tat endet, wenn wir die Hoffnung aufgeben, die beste Version von uns selbst zu werden. 
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