„Tactical Urbanism“ ist ein Fachbegriff, der in Deutschland noch recht unbekannt ist. Zu meinem piq „Klimapolitik in Deutschland gescheitert?“ vom 1. April 2023 lief eine kleine Diskussion, in deren Verlauf ich auf „Tactical Urbanism“ hingewiesen hatte. Da diese Methode bisher in Deutschland keine Resonanz gefunden hat, habe ich zu ihrer Erklärung auf ein Interview von Robert Steuteville vom 16. Februar 2017 auf dem Portal CNU Journal (CNU = Congress for the New Urbanism) hingewiesen. Eine deutschsprachige Version des Interviews habe ich mit Zustimmung des Autors im Juli 2022 auf meinem Blog veröffentlicht. Da auf eigene Publikationen hier nicht verwiesen werden soll, habe ich dieses Interview bisher hier nicht empfohlen. Aber piqer Dominik Lenné, der sich an der Diskussion zu meinem piq beteiligt hat, hat mich ermutigt, doch auf dieses Interview hier hinzuweisen. Da ich ja auch nicht Autor des Interviews bin und da die Methode „Tactical Urbanism“ – die ich ausgesprochen spannend finde – eben unbekannt ist im deutschsprachigen Raum, verweise jetzt doch noch auf dieses Interview von Robert Steuteville mit den beiden Entwicklern der Methode, Mike Lydon und Anthony Garcia.

Gestoßen bin ich auf das Interview nach einer Stadtrundfahrt per Fahrrad mit Studierenden der evangelischen Fachhochschule Freiburg durch Brüssel. Wir haben uns u. a. die Verkehrswende in Brüssel angeschaut und ein Gespräch mit dem Sprecher der Mobilitätsministerin der Region Brüssel gehabt. Er hatte in seinem Vortrag auf „Tactical Urbanism“ als einer wichtigen Methode hingewiesen, mit der die Brüsseler Regionalregierung Bürgerinnen und Bürger für die Verkehrswende begeistert und gewonnen hat. Daraufhin suchte ich im Internet nach Informationen zu dieser Methode. Eine der wenigen, aber doch sehr aussagekräftigen Quellen war dieses Interview vom Februar 2017.

Mike Lydon und Anthony Garcia sind zwar nicht die Erfinder der Methode. Elemente der Methode gab es schon länger in verschiedenen Ländern. Lyndon und Garcia haben diese Elemente dann aber zusammengebunden und zu einer eigenen Methode entwickelt. Beide Entwickler sind beeinflusst von der amerikanischen Bewegung des „New Urbanism“.

In dem Interview beschreiben die beiden die historischen Hintergründe und die Entwicklungsgeschichte von „Tactical Urbanism“. Sie beschreiben die Ziele der Methode, die praktische Umsetzung anhand von Beispielen und sie sagen auch etwas über den Erfolg und die Bedingungen des Erfolges dieser Methode. Das Interview ist sehr anschaulich und – wie ich finde – einladend und anregend zum Ausprobieren dieser Methode, gerade angesichts der vielen Versuche in Deutschland, mit der Verkehrswende und der Energiewende in Städten und Ballungsräumen endlich weiterzukommen, als es bisher der Fall ist.