Seit der gescheiterten Schulreform vor mehr als fünf Jahren ist das Thema Schule in Hamburg schwer vermintes Terrain. Kein Politiker traut sich mehr, Schule öffentlich nach vorn zu denken. Dabei sehen die meisten die Fehler im System. Die haben sich ja nicht in Luft aufgelöst, nur weil das längere gemeinsame Lernen per Volksentscheid verhindert wurde. Aber die Sorge, sich eine Backpfeife für progressive bildungspolitische Ideen von den lokalen Medien und reformpanischen Eltern einzuhandeln, ist groß. 

"Die Politik hat sich selbst den Mund verboten", bringt es ein frisch pensionierter Schulleiter jetzt in einem ziemlich spektakulären Interview im Hamburg-Teil der Zeit auf den Punkt. Auch seine aktiven Kollegen trauten sich nicht in die Öffentlichkeit: "Wenn einer in der Presse über Schattenseiten spricht, heißt es nachher: Wenn ihr solche Probleme habt, könnt ihr denn überhaupt eure Schu­le empfehlen?

Mit dem Interview möchte die Redaktion die Debatte über das Hamburger Schulsystem aus der Tabuzone holen. Mit fünf Thesen zu dem, was Schule ist und was sie sein sollte, provoziert der Beitrag die lähmend meinungsscheue Politik und alle, die ernsthaft glaubten, den Reformdiskurs für mindestens weitere fünf Jahre unterdrücken zu können.

Ein klasse Beispiel für Zeitung, wie sie viel öfter sein sollte: einmischend, impulsiv, konstruktiv. Der Link führt zu einem knappen Summary, das die fünf Schul-Thesen klammert. Das Interview gibt's (noch) nicht online. Aber, fest versprochen: Der Gang zum Kiosk oder Download lohnt sich.