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Pandemie-Feature von vor über 10 Jahren!

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerMittwoch, 27.01.2021

53.972 Corona-Tote gibt es bis heute in Deutschland.

Ob der Autor des Pandemie-Features „Von der Abwehr des Feindes“ aus dem Jahr 2009, Michael Lissek, sich das damals hätte träumen lassen? Beschäftigt hat er sich mit dem Thema jedenfalls ausgiebig, sprach schon damals mit Veterinärmedizinern, Epidemiologen, Soziologen. Damals ging es um die Vorhersage einer kommenden tödlichen Influenza-Pandemie. Vogel- und Schweinegrippe hatten vorab für Unruhe gesorgt. Die zunächst für unmöglich erklärte Übertragung auf den Menschen war geschehen. Pandemie-Forscher spielten Szenarien durch. Man ging von Zigtausenden Todesfällen aus und stellte Überlegungen an, was das für unsere Gesellschaft bedeuten würde:

„Wir sprechen in dem Fall von Dominoeffekten. Unsere moderne, postindustrielle Gesellschaft ist so vernetzt und so arbeitsteilig, dass natürlich keine Branche ausbleibt, die nicht betroffen werden würde von einem solchen Personalausfall.“

Es ist die Rückschau aus der heutigen Zeit, auf ein damals noch irgendwie unwirkliches, übertrieben wirkendes Szenario, was für mich den Reiz dieses Features ausmacht. Zum anderen ist es einfach wunderbar umgesetzt. Wie die Kinderstimme, die aus Edgar Allan Poes Gedicht „Der Rabe“ zitiert, oder die zarte Frauenstimme, die eine Melodie summt. Es ist der Klang der menschlichen Stimme, der hier akustisch die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz widerspiegelt.

Das Feature erlaubt dem Hörer, eine Reise zurück zu unternehmen, in diese Zeit voller Ungewissheit, in der die nur zu erahnenden Auswirkungen einer flächendeckenden Pandemie so absurd unwirklich erschienen und die doch bereits von Epidemiologen erwartet und durchdacht wurden:

„Ich brauche weiterhin …Klopapier, Mineralwasser und Milch und Butter (…), ich brauche die Transportsysteme (…) Stellen Sie sich vor, Sie müssten eine Woche zu Hause bleiben. Allein schon der Gedanke, was hieße das? Ich muss für eine Woche im Vorhinein einkaufen…allein das schon. (…)"

Auch Hamsterkäufe oder sozialen Ungehorsam sahen die Visionäre voraus – letzterer zeigt sich heute in der „Querdenken“-Bewegung als bewahrheitet:

„Wir dürfen nicht so naiv sein und glauben, dass der Staat alles regeln kann. Wir können das ja nur regeln, wenn die Menschen mitspielen. (…) Wenn die Menschen gar nicht verstehen, was da passiert und wozu es nütze ist, dann erreichen wir die Leute ja nicht. (…) Ich brauche unter Umständen sehr, sehr viele Sicherheitsorgane, sehr viel Polizei, Militär, oder was das Ganze halbwegs kanalisieren kann…“

Auch wird einem beim Hören bewusst, dass es uns durchaus noch hätte schlimmer treffen können – die Sterberate hätte noch höher ausfallen können, die Pandemie hätte altersunabhängiger um sich greifen und auch bei systemrelevanten Berufen zu unüberbrückbaren Personalengpässen führen können. Immerhin funktionieren unsere systemrelevanten Einrichtungen noch, haben die Läden des täglichen Bedarfs weiterhin geöffnet und werden Transportketten weiterhin erhalten.

Trotzdem rufen die erdachten Szenarien uns auch in Erinnerung, dass dies nicht die letzte Pandemie gewesen sein wird, und dass die nächste ganz anders ablaufen kann. Der Mensch mit all seinen wissenschaftlichen Kenntnissen, seiner Fähigkeit zur weisen Voraussicht und Planung zukünftiger Szenarien konnte die Entwicklungen im Jetzt und Heute nur bedingt erahnen. Dass er fehlbar ist und auch falsche Entscheidungen trifft, wird angesichts dieses Features und auch aktueller Diskussionen um Masken- oder Impfstoffbeschaffung usw. mehr als deutlich. Im Feature geht es eindeutig auch um den Profit, der von manchen aus der Situation geschlagen wurde: Damals wurden auf Grundlage der Entwicklungen Entscheidungen getroffen, die rückblickend mehr als fragwürdig erscheinen – in diesem Fall die weltweite millionenfache Hortung des umstrittenen Grippemittels Tamiflu, dessen Nutznießer auch der ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld war, der an den Verkäufen mitverdiente.

Man wünschte sich nur, dass solche „Horrorszenarien“ für zukünftige berechenbare Katastrophen – eine andere ist der Klimawandel – beherzter angegangen werden und nicht erst panische und falsche Entscheidungen getroffen werden, wenn es bereits zu spät ist. Das, was heute noch in weiter Ferne liegt und uns unwirklich erscheint, wird uns in der Zukunft mit voller Härte treffen.

Von der Abwehr des Feindes. Pandemie-Doku aus dem Jahr 2009 von Michael Lissek. Produktion: Deutschlandradio Kultur 2009

Pandemie-Feature von vor über 10 Jahren!

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