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Fundstücke

Mit Geoengineering gegen den Klimawandel?

Susanne Franzmeyer
Piqer für Radio Features
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Susanne FranzmeyerDienstag, 20.12.2022

In seinem Feature "Sonnenschirme für die Erde – kann Geoengineering den Klimawandel stoppen?" beschäftigt sich der Autor Max Lebsanft mit einem nicht unumstrittenen Thema. Zwar sind sich Wissenschaftler einig, dass der Klimawandel durch reine CO2-Einsparungen längst nicht mehr gestoppt werden kann und es dringend notwendig ist, zusätzlich CO2 aktiv aus der Atmosphäre herauszufiltern, aber man ist sich auch der Gefahren bewusst, die diese noch viel zu wenig erforschten Methoden bergen.

"Schon heute ist es möglich, Stoffe in der Stratosphäre zu verteilen, die das Sonnenlicht reflektieren. Aber weil nicht erforscht ist, was bei einer Schwefelinjektion in der Atmosphäre sonst noch so passiert, braucht es Tests."

Die natürliche Verdunkelung des Himmels nach einem Vukanausbruch zeigt, dass Schwefelwolken in der Luft verhindern, dass das Sonnenlicht auf die Erde dringt. Die Folge: Eine nicht unerhebliche Abkühlung des Klimas. Solche Phänomene machen sich Geoingenieure heute zunutze, wenn sie nach Eingriffen in die Natur zur Lösung der menschengemachten Klima-Probleme suchen. Es gibt wahnwitzige Ideen, Vorhaben und auch Testprojekte. So wollte die schwedische Weltraumagentur einen Testballon mit Schwefelaerosolen und anderen Teststoffen in die Stratosphäre aufsteigen lassen, um die Wirksamkeit hinsichtlich einer möglichen Abkühlung des Klimas zu erforschen. Aber Anwohner und Umweltschützer schlugen Alarm, der Testflug wurde gestoppt – zu gefährlich und ungewiss schien der Ausgang des Experiments für die Umwelt.

In fiktiven Berichterstattungen bekommt die Hörerschaft im Feature einen lebhaften Eindruck von dem, was jetzt noch nach Zukunftsmusik klingt. Da werden wir Zeug*innen von der oben genannten Testballonfahrt und anderen Maßnahmen, die für die Rettung unseres Planeten noch herangezogen werden könnten - und auch deren Gefährlichkeit. Diese fiktiven Tests gab es zwar bislang in dieser Form noch nicht, aber für die Zukunft und die zunehmenden Probleme, die der fortschreitende Klimawandel uns noch bescheren wird, sind solche Szenarien äußerst realistisch. Und schon jetzt wird tatsächlich an vielen Stellen in solche Richtungen geforscht, zum Beispiel von Ulf Riebesell. Mit einem großen Forscherteam will der Professor für Meeresbiologie herausfinden, wie sich die Ozeane der Welt in gigantische CO2-Speicher verwandeln lassen können, ohne dabei der Natur zu schaden:

"Wir sind gerade im Nordatlantik, im tropischen – subtropischen Gran Canaria, und untersuchen hier eine der in Betracht gezogenen Maßnahmen für CO2-Entnahme, und zwar die Ozean-Alkalisierung. (...) Wir haben hier knapp 50 Forscherinnen und Forscher vor Ort mit dabei aus sechs verschiedenen Nationen mit ner ganzen Banbreite von verschiedenen Expertisen. Also wir können praktisch von der Vire, vom Kleinsten Bakterium bis zu den großen Zooplankton-Organismen - können wir alles abdecken. Wir können die Umtausch-, Austauschprozesse im Wasser selber mit der Atmosphäre, auch in Richtung Sediment, können wir alles sehr genau erfassen. (...) Das heißt, wir können das ganze System eigentlich verstehen."

In großen Plastiksäcken, so genannten "Mesokosmen", die im Meer versenkt werden, und durch deren Wände nicht einmal Mikroben gelangen können, wenden die Forscher*innen verschiedene Szenarien der Ozean-Alkalisierung an, die genau ausgewertet werden. Dabei wird fein gemahlenes Gestein in die Beutel gestreut und dessen Auswirkung auf das Leben in den Mesokosmen genau beobachtet.

"Wir nehmen die großen Säcke, weil man natürlich nicht gleich so ne Alkalisierung im offenen Ozean durchführen möchte, sondern erstmal in abgeschlossenen Systemen."

Sollte Riebesell mit seinen Alkalisierungs-Experimenten erfolgreich sein, könnte dies mehr gegen den Klimawandel helfen, als jede andere Geoengeneering-Maßnahme, denn es würde aufgrund bestimmter chemischer Prozesse die Möglichkeit eröffnen, große Mengen CO2 im Meerwasser zu speichern.

"Abfallentsorger verbrennen jedes Jahr 48 Mio. Tonnen deutschen Müll. Das ergibt 48 Mio. Tonnen CO2 oder rund 6 % der Gesamtemissionen der Bundesrepublik. Die Zementhersteller pusten noch viel mehr CO2 in die Luft. Mit 2,8 Mrd. Tonnen pro Jahr weltweit übersteigt deren Ausstoß sogar die Emissionen von allen Flugzeugen und Computerrechenzentren auf der Welt. Da weder Müll noch Beton so bald aus der Welt verschwinden werden, ist CO2-Capturing an den Schloten von Industrieanlagen ein großer Schritt nach vorne. Doch es gibt einen großen Haken: So lässt sich nur CO2 einfangen, das in Zukunft noch ausgestoßen wird. Viele Klimaforscher glauben aber, dass das nicht mehr ausreicht. Die Welt wird auch Kohlendioxid aktiv aus der Atmosphäre entfernen müssen."

So gefährlich und ungewiss der Ausgang mancher Geoengeneering-Experimente für die Umwelt auch erscheinen mag, so werden wir über kurz oder lang wahrscheinlich nicht um entsprechende Methoden und Anwendungen herumkommen. Die Welt mit ihrem unstillbaren Hunger nach industriellem und technologischem Fortschritt auf Kosten der Umwelt, ist beim Versuch gescheitert, den Klimawandel durch Reduktion der Emissionen zu stoppen. Nun bleibt vielleicht als einziger Ausweg die kluge und bedachte Anwendung dieses technologischen Wissens, um eine menschengemachte Abwendung der schlimmsten Folgen des vorher menschengemachten Raubbaus und der Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts zu gewährleisten.


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