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Mit alternativen Fakten gegen Ferda Ataman

Jürgen Klute
Theologe, Publizist und Politiker
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Jürgen KluteMittwoch, 06.07.2022

Die Bundesregierung hat sich entschieden, die seit 2018 vakante Position der Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung endlich wieder zu besetzten (Deutschland ist in dieser Frage schon lange eines der Schlusslichter in der EU, irgendwie tut man sich in Deutschland immer noch schwer mit der Anerkennung von Menschenrechten). Nominiert hat die Bundesregierung die Publizistin und Journalistin Ferda Ataman, die sich in vielen ihrer Publikationen mit den Themen Integration und Rassismus befasst. Sie hat sich dabei als sehr gute Beobachterin und kluge Analytikerin und Kommentatorin erwiesen. Dabei hat Ataman ein Bild der deutschen Gesellschaft aufgezeigt, das dem Bild vieler PolitikerInnen, welches sie über die deutsche Gesellschaft haben, nicht entspricht. Damit hat Ataman das gemacht, was für eine gute Publizistin und Journalistin selbstverständlich sein sollte.

Das hat allerdings auch dazu geführt, dass kurz nach Bekanntgabe der Nominierung von Ataman eine nahezu alle deutsche Medien durchziehende Kampagne gegen diese Nominierung in Gang gesetzt wurde. In dieser Kampagne werden etliche Vorwürfe gegen Ataman erhoben, die sie desavouieren und für die Position der Antidiskriminierungsbeauftragten als ungeeignet darstellen.

Stephan Anpalagan hat sich diese Vorwürfe im Einzelnen angeschaut und hat sie  anhand der Publikationen von Ataman überprüft. Nicht ein einziger Vorwurf lässt sich aus ihren Publikationen belegen, in etlichen Fällen dafür das Gegenteil. Daraus kann mensch dann auch guten Gewissens schließen, dass es sich hier um eine Kampagne gegen Ataman handelt, die durchgehend auf Unwahrheiten beruht.

Als besonders perfide erweist sich das angebliche Qualitätsmedium DER SPIEGEL, für das Ataman lange geschrieben hat und dessen Redaktion eigentlich wissen müsste, was Ataman geschrieben hat und wofür sie steht. Anapalagan:

Spiegel-Redakteure am Limit

Dass ein Medium auch einen kritischen Text über seine eigene Autorin veröffentlicht, ist ein wichtiges und gutes Zeichen für die Meinungspluralität und das journalistische Selbstverständnis eines Hauses. Was aber Alexander Neubacher, Leiter Meinung und Debatte beim Spiegel, über Ataman schreibt, ist mit unterirdisch noch freundlich beschrieben. Neubacher ärgert sich darüber, dass ein Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher – ein Verein, dem Ataman vorstand – in das Textverarbeitungsprogramm des Spiegel gelandet sei. Dieses würde beim Gebrauch problematischer Worte Gegenvorschläge anbieten. Bei „Flüchtlingen“ beispielsweise „Geflüchtete“. Mittlerweile, so Neubacher, bekäme er keine „woken“ Änderungsvorschläge mehr.

Na, Gott sei Dank.

Die Entscheidung des Bundestages über die Berufung von Ataman sollte ursprünglich in diesen Tagen erfolgen. Laut SPIEGEL wurde die Abstimmung jedoch auf den 22. Juli 2022 verschoben.* Es bleibt also noch etwas Zeit, diese Kampagne gegen Ataman mit den konstruierten und unwahren Vorwürfen gegen sie zu konfrontieren. Die nötigen Argumente dazu liefert Stephan Anpalagan mit seinem ausgezeichnet recherchierten und entlarvenden Text.

Nachbemerkung:

Es geht hier nicht um die Zurückweisung einer öffentlichen und kritischen Begutachtung einer Person, die für ein so wichtiges Amt wie der Bundesbeauftragten für Antidiskriminierung nominiert wurde. In einer Demokratie gehört eine solche öffentliche Evaluierung zum Standard. Nur eine Verleumdungskampagne, wie sie derzeit von etlichen Medien gegen Ataman gefahren wird, ist keine öffentliche Evaluierung nach demokratischen Standards. Die Medien, die sich an dieser Kampagne beteiligen, sind sich offensichtlich nicht ihrer Verantwortung und der Wirkung einer solchen Kampagne bewusst. Oder vielleicht doch? Sie zerstören schlicht das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger in die Medien und befeuern die rechten Gruppierungen, die gerne von „Lügenpresse“ sprechen, um Presse- und Meinungsfreiheit zu attackieren.

Wie sollen mit der Angelegenheit nicht vertraute Leserinnen und Leser mit dem umgehen, was DER SPIEGEL gestern brachte. Völlig unverbunden und unkommentiert erschienen gestern diese beiden Artikel:

Streit über Ataman: Die Diskriminierung der Kartoffel. Ein Gastbeitrag von Fatma Özdağlar (Anpalagan geht auf diesen Artikel auch ein).

und

Streit über Regierungsbeauftragte Ataman: Das ist eine Kampagne. Ein Gastbeitrag von Albert Scherr

Bei allem Respekt vor Frau Özdağlar, aber diese beiden unverbunden auf der Homepage des Spiegels stehenden Artikel sind in ihrer Qualität und Relevanz keine gleichwertigen Beiträge um die Diskussion von Ferda Ataman. Aber sie erwecken genau diesen Eindruck. Das ist kein Qualitätsjournalismus!

* Entgegen dieses Berichts des Spiegels entscheidet der Bundestag doch bereits am 7. Juli über die Berufung von Ferda Atamen, wie das Blatt in "Die Lage am Morgen" vom gleichen Tag berichtet. In der Mitteilung wird zwar von einer Schlammschlacht gegen Ataman geschrieben und sie kommt dort auch mit einem Zitat zu Wort. Die beiden genannten Gastbeiträge im Spiegel werden dann aber doch wieder als gleichwertige Pro und Contra-Postionen, die sie nicht sind, am Ende der Mitteilung verlinkt. Das bleibt auch in der Wiederholung unseriös.

Nachtrag:

Wie DER SPIEGEL am 07.07.2022 um 17:20 Uhr berichtete, wurde Ferda Ataman mit einer knappen Mehrheit vom BT zur neuen Antidiskriminierungs-Beauftragten der Bundesregierung gewählt.

Mit alternativen Fakten gegen Ferda Ataman

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Kommentare 3
  1. Joachim Sonnen
    Joachim Sonnen · vor mehr als ein Jahr

    Danke für den Link auf Blendle, der Artikel ist auch sehr gut. Übrigens ist es für mich völlig ok. wenn man mich als "Kartoffel" bezeichnet, klingt für mich eher familär freundlich ;-)

    Naja, der Spiegel muss sich damit abfinden, dass er für mich ein "Gurkenblatt" ist, den habe ich schon seit Jahren abgeschrieben.

  2. Omar Adam Ayaita
    Omar Adam Ayaita · vor mehr als ein Jahr

    Ich habe schon durch Mohamed Amjahid ("Der weiße Fleck") gelernt, dass viele deutsche Journalist*innen bei weitem nicht so links sind, wie es manchmal scheint (oder scheinen soll). Insofern überrascht mich das nicht mehr.

  3. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Auf Twitter entdeckte ich heute auch einen kurzen lesenswerten Kommentar über die Debatte bzw. Kampagne um und gegen Ferda Ataman: https://twitter.com/si... Der Text bei der SZ liegt hinter der Paywall https://www.sueddeutsc... ist aber ebenfalls bei Blendle verfügbar: https://blendle.com/i/....

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