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Merkels Öffnungsdiskussionsorgien – "mächtig wie ein Staudamm aus Stahlbeton"

Tino Hanekamp
Autor

Tino Hanekamp war Journalist und Musikjournalist, hat in Hamburg zwei Musikclubs gegründet (Weltbühne, Uebel & Gefährlich), einen Roman geschrieben (‚So was von da‘) und unlängst ein Buch über Nick Cave ('... über Nick Cave'). Er lebt im Süden Mexikos.

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Tino HanekampMittwoch, 22.04.2020

Selten lese ich einen Kommentar (oder wie in diesem Fall eine Glosse), der mich allein schon sprachlich so beglückt, dass ich bei der Lektüre mehrmals lache, Formulierungen ob ihrer fuchsigen Feinheit noch mal lese und so Louis-de-Funès-artige Staunelaute von mir gebe. Arno Frank hat so einen Text geschrieben. Eigentlich geht es um das tolle neue Merkelwort „Öffnungsdiskussionsorgien", aber natürlich geht es um mehr. Um Verschwörungstheoretiker ("So irre kann nicht jeder werden, das muss man schon wirklich wollen."), darüber, dass nun andere für einen bestimmen (Frank stellt fest, dass er sich plötzlich gerne regieren lässt), und um den Zustand unserer Gesellschaft in Zeiten des Virus. Arno Frank findet dafür ein schönes Bild:

Unsere Gesellschaft ist gerade so etwas wie ein Flugzeug mit Triebwerksproblemen. Die Pilotin hat daher eine Notlandung eingeleitet. In der Business-Class mag gezetert werden, dass nun der Geschäftstermin nicht rechtzeitig wahrgenommen werden kann. Ganz hinten randalieren die Betrunkenen, weil sie nicht umherspazieren können auf dem Gang. Mein Sitznachbar rechts meint, er wäre wegen seiner Erfahrung am Simulator ein wesentlich besserer Pilot und würde gern das Steuer übernehmen. Meine Sitznachbarin links ärgert sich, dass diese Notlandung vorher nicht basisdemokratisch besprochen worden ist. Durch das Fenster kann ich sehen, wie Mechaniker hektisch am offenen Triebwerk hantieren.

Das allein ist schon famos, und dann widmet sich Frank diesem herrlichen, wohl nur im Deutschen möglichen Wort – „ Öffnungsdiskussionsorgien“ –, einer „endozentrischen hypotaktischen Komposita“, die ihm „massiv und mächtig wie ein Staudamm aus Stahlbeton“ erscheint. Bis er das Ungetüm sprachwissenschaftlich auseinandernimmt und zu dem Schluss kommt:

Die Virtuosität der "Öffnungsdiskussionsorgie" liegt darin, dass es eigentlich gar kein langes Wort ist. Im Gegenteil. Freundlicher und knapper jedenfalls lässt sich "Ihr dürft ja gern rumplappern, aber übertreibt’s mal nicht, also haltet einstweilen einfach mal die Füße still und bleibt angeschnallt sitzen, ihr Spaßvögel, denn diese Scheiße geht noch eine ganze Weile so weiter!" einfach nicht sagen.

Das ist toll, das macht Spaß, das bringt vieles auf den Punkt – und Texte wie diesen gibt es viel zu selten.

Merkels Öffnungsdiskussionsorgien – "mächtig wie ein Staudamm aus Stahlbeton"

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