Ein Wutausbruch sollte es werden. Am Ende schrieb Jens Jessen aber nur einen langen weinerlichen Text. Seine Titelgeschichte in der ZEIT vergangene Woche stellt Männer in Zeiten von #MeToo als Opfer einer Hexenjagd dar.

Jessens Text hat zu einer Empörungswelle in deutschen Zeitungen geführt. Wir möchten die Kritik an dieser Stelle nicht wiederholen. Uns bei The Buzzard ist aber aufgefallen, dass die aktuelle Debatte Anlass zu einer größeren Frage gibt.

Denn Feminismus ist heute mehr en vogue denn je. Neben den Millionen Deutschen, die sich zu Recht mit #MeToo solidarisieren, posieren Popstars wie Rihanna als Feministinnen auf Instagram; Audi, Dior und H&M werben mit feministischen Slogans.

An der strukturellen Benachteiligung von Frauen ändert das aber wenig. Gerade in Deutschland: Wir leben EU-weit in einem der Länder, in dem die Löhne von Männern und Frauen am weitesten auseinander liegen. Laut einer aktuellen Studie liegt Deutschland bei der Lohngleichheit auf Platz 26 von 28 Unionsstaaten. Wie sehr also hilft der moderne Feminismus den Frauen von heute wirklich?

Zwei Texte möchten wir den piqd-Leserinnen und -Lesern besonders empfehlen. Jana Baurmann zeigt in der ZEIT, wie sehr Feminismus zu einem Instrument kapitalistischer Konzerne geworden ist. Es ist schicker denn je, sich als Feminist zu bezeichnen. Wer Baurmanns Text liest, kann nachvollziehen, warum das viele Feministen wütend macht.

Für welche Werte Feminismus tatsächlich steht und warum diese Werte universell sind, erklärt die amerikanische Aktivistin Sandra Kim. Wer ihren Beitrag liest, versteht, warum es sich auch als Mann lohnen könnte, für die feministische Sache zu kämpfen.

In unserer Übersicht zeigen wir acht weitere Perspektiven mit Hintergrundinfos. Unter anderem zu muslimischen Feministinnen, zu rechten Feministinnen und zu Männerrechtlern, die darlegen, warum deutsche Gleichstellungspolitik Männer benachteiligt. Wer sich per E-Mail anmeldet, dem schenken wir vier Perspektiven.