Als ich hier das letzte Mal einen Text von Mely Kiyak empfohlen habe, hat die Artikel-Bewertung lange im Minus gestanden. Mittlerweile ist sie wieder bei 6,7 Punkten angelangt – mit 10 Stimmen. 

Das kann mich aber nicht davon abhalten, hier erneut eine Deutschstunde von Mely Kiyak zu empfehlen. Diesmal ist sie dem in der Türkei inhaftierten Journalisten der "Welt" Deniz Yücel gewidmet. Es ist eine wunderbare Hommage an Deniz Yücel. Fünf Jahre lang haben Deniz Yücel, Mely Kiyak und andere Journalisten und Journalistinnen, deren Eltern aus ganz unterschiedlichen Länder kamen und heute in der BRD leben, Hass-Mails, die sie erhalten haben, zu einer neuen Gattung gemacht und als Hate-Poetry öffentlich vorgetragen – die vielleicht beste Art überhaupt, mit Hass-Mails umzugehen.

Mely Kiyak beschreibt diese fünf Jahre gemeinsamer Hate-Poetry und zeichnet auf diese Weise ihr Portrait von Deniz Yücel.

Ich denke, dass man einen Geist wie Deniz' besser so schnell wie möglich frei lassen sollte, denn seine Kraft, seine Energie und sein Witz, seine klugen Bemerkungen, seine unbändige Menschenliebe und seine Abscheu gegenüber jeglichem Unrecht werden den Laden, egal ob Polizeirevier, Kerker oder das Scheißkulturzentrum in dieser hessischen Provinz, das ihm so auf die Nerven ging, innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellen.
Man hat weniger Ärger mit ihm, wenn man ihm seine Freiheit gibt. Und man hat weniger Ärger mit mir, denn ich kann niemals Ruhe geben, solange mein Kollege, Hate-Poetry-Bruder und Freund Deniz Yücel nicht frei ist.

Mit diesen Worten endet Mely Kiyaks einfühlsames Portrait von Deniz Yücel. Ich hoffe, dass nicht nur Mely Kiyak keine Ruhe geben wird bis Deniz Yücel frei ist!