Vor zwei Jahren wurde viel über die in Griechenland ankommenden Flüchtlinge berichtet. Auch darüber, dass ihnen nur mit Hilfe von Schmugglern die Überfahrt gelingen konnte. Nachdem aber der Zugang nach Westeuropa geschlossen wurde, die Türkei den Menschenschmuggel konsequent verfolgte und die Migration über die Ägäis auf einige Dutzend am Tag sank, sind Flüchtlinge und Schmuggler aus der Berichterstattung weitgehend verschwunden. Doch was ist mit jenen, deren Schmuggelgeschäft einging, was mit jenen, die sich eine Flucht nach Europa nie leisten konnten? Die New York Times sprach mit einem ehemaligen Schmuggler und einem 15-jährigen Flüchtling.

Das Bild von den Schmugglern, die Flüchtlinge ausnutzen, ist komplizierter. Das fängt schon damit an, dass der Interviewte selbst syrischer Flüchtling ist. Er half seinem Sohn, Verwandten und Freunden nach Griechenland zu gelangen. Aber auch Tausenden anderen. Und er verdiente gut: $800.000 schätzt er. Wie es den Geflüchteten dabei erging bleibt unklar. Doch wie sicherlich viele auf diesem Schwarzmarkt, sieht er sich als einer der Guten - was immer das auch heißt.

Der 15-jährige Ismail konnte sich eine Flucht nach Europa jedenfalls nie leisten, heute schon gar nicht mehr. Statt zur Schule zu gehen arbeitet er auf einem Feld, um seine Familie zu unterstützen, die in einem Zelt lebt. Sein Verdienst beträgt nicht einmal die Hälfte des Minimallohns. Legale Jobs sind fast unmöglich zu bekommen. Stattdessen zieht die Familie durch das Land, auf der Suche nach neuen Jobs.

Flüchtlingspolitik ist letztlich eine von individuellen Leben.