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Flucht und Einwanderung

Warum Blutrache in Albanien weiterhin ein Problem ist

Emran Feroz
Journalist
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Emran FerozMittwoch, 26.08.2020

In dieser hervorragenden Reportage von Franziska Tschinderle wird ein Thema behandelt, das selten (und wenn, dann meist extrem orientalistisch) behandelt wird: Blutrache in Albanien.

In Albanien, dessen Fundament im Grunde genommen auf einer strikten Stammesgesellschaft und dem dazugehörigen Gewohnheitsrecht, dem Kanun, beruht, werden viele "Probleme" weiterhin außerhalb des Rechtsstaates geklärt. 

Und dann fließt Blut. 

"Es ist unmöglich, die genaue Zahl der Menschen, die in Albanien von Blut­rache betroffen sind, anzugeben. Im Laufe der Recherche bin ich auf unter­schiedliche Angaben gestossen, die stark voneinander abweichen. Nicht­regierungs­organisationen und Versöhnungs­assoziationen sprechen von bis zu 1000 betroffenen Familien und von Hunderten isoliert lebenden Kindern. Albanische Behörden wiederum gehen von einer deutlich niedrigeren Zahl aus. Eine Sprecherin der Polizei in Shkodra etwa gab mir gegenüber an, dass es seit 1990 nur 158 Fälle in der Region gegeben habe."

Konkret bedeutet dies, dass zahlreiche Menschen weiterhin ihr Haus nicht verlassen, damit sie kein Opfer von Blutrache werden. Laut Kanun sind Frauen und Minder­jährige von der Blutrache ausgeschlossen, doch es gibt Fälle, in denen es auch sie trifft. 

"Marija war 17 Jahre alt, als sie am helllichten Tag bei der Feld­arbeit erschossen wurde", schreibt die Autorin.

Blutrache kommt ins Spiel, nachdem ein Familienmitglied getötet wurde, etwa während eines Streites. Durch den Racheakt soll die Ehre der Familie wiederhergestellt werden.

Die Reportage ist bedrückend, doch mir kam vieles nur allzu bekannt vor. Blutrache gibt es nämlich in vielen Stammesgesellschaften, darunter auch den Paschtunen in Afghanistan. Sie zieht sich oft über Generationen und endet manchmal in Massakern.

Es sind vor allem Geistliche, sprich, Imame und Priester, die derartige Streitigkeiten schlichten können.  

Interessant ist in diesem Kontext auch der historische Hintergrund des Kanuns (Wortursprung ist übrigens das griechische "Kanon", welches auch im Arabischen und Persischen als "Qanun" existiert). 

"Je nach Region gibt es verschiedene Varianten davon, wobei die berühmteste der Kanun des Lekë Dukagjini ist, der seine Wurzeln im Mittel­alter hat. Lekë Dukagjini (1410–1481) war ein mächtiger albanischer Fürst, über dessen Leben wenig bekannt ist, ausser dass er ein Weggefährte des National­helden Skanderbeg gewesen sein soll. Im 15. Jahr­hundert herrschte die Dukagjini-Familie über weite Teile der Albanischen Alpen, eines Gebirgs­massivs, das sich von Nord­albanien über Monte­negro und den West­kosovo erstreckt."

Und: 

"Die Familien lebten in kullas, wehrhaften Stein­häusern, die kleinen Burgen ähnelten. Sie waren Hirten und Bäuerinnen, vorrangig römisch-katholischen Glaubens."

Auch die kullas sind mir ein Begriff. In Afghanistan nennt man sie qalas. Der Ursprung ist gewiss derselbe. 

Zum Schluss betont die Autorin allerdings auch die "Sonnenseite" des Kanuns. Ähnlich wie beim Pashtunwali wird Gastfreundschaft besonders groß geschrieben. Dies führte u.a. dazu, dass viele Albaner jüdische Geflüchtete vor Nazis versteckten. 

Warum Blutrache in Albanien weiterhin ein Problem ist

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