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Flucht und Einwanderung

Vom Evangelium aufs Sharepic: Wie viel Flüchtling passt in einen Jesus?

Fabian Goldmann
mal Journalist, mal Islamwissenschaftler, je nachdem

...hab damals den Einschreibungstermin für Theoretische Physik verpasst. Das hab ich jetzt davon.

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Fabian GoldmannDienstag, 12.12.2017

Bevor ich zum Thema komme, muss ich eine Sache loswerden: Wenn es überhaupt noch eines Beweises bedurfte, dass diese Geschichte vom christlichen Abendland für uns allenfalls noch dann relevant ist, wenn sie uns ein paar arbeitsfreie Tage beschert oder wir Migranten damit auf die Nerven gehen können, dann liegt er hiermit vor: Ich habe einmal auf piqd, dem führenden Barometer für journalistische Relevanz, nachgeschaut, wie viele Beiträge sich dort mit Jesus beschäftigen. Ihr wisst schon: der Welterlöser und Erbsünde-Tilger, Gott und Gottes Sohn, Erfinder der Nächstenliebe und Stifter des Christentums. Das Ergebnis: Von geschätzt 15.000 Einträgen handeln gerade einmal 3 von Jesus. Damit liegt die Relevanz des mythologischen Urahnes unseres Abendslandkultes sogar noch hinter neuzeitlichen Götzen wie Sexrobotern (vier Einträge) und Amazons sprechendem Shopping- und Abhörmobiliar Alexa (fünf Einträge). 

Hier geht es eigentlich erst los

Nur wenig besser sieht es jenseits der piqschen Atheisten-Bubble aus. Dort  erwacht der Totgeglaubte zumindest zur Weihnachtszeit gelegentlich zu neuem Leben. Z.B. als Sharepic vom "Flüchtlingskind Jesus", das  - wie in diesem Fall durch die Satirezeitschrift Titanic - Unterstützung in neuzeitlichen politischen Auseinandersetzungen spendet. (Das soll allerdings auch schon auf piqd passiert sein.

Ich habe versucht herauszufinden, wie es abseits aktueller Instrumentalisierungsversuche wirklich um Jesus' Asylbiographie bestellt war und welche Bedeutung seinem Flüchtlingsstatus in den Evangelien beigemessen wurde. Das ist schwieriger als es sich anhört. Denn im überwiegenden Anteil der angebotenen journalistischen Antwortversuche steckt dann doch weniger Bibel-Exegese als ein Statement zur gegenwärtigen Flüchtlingspolitik.


So richtig geht es doch erst hier los  

Irgendwann stieß ich dann auf Theologie-Professor Thomas Söding, der ein ganzes Buch über "Das Flüchtlingskind in Gottes Hand" geschrieben hat. Im Interview mit dem Deutschlandradio stellt er zunächst die Basics klar: Engel warnt Josef vor Kindermörder Herodes, der flieht mit Frau und Kind nach Ägypten, sechs Verse des Matthäus-Evangeliums später ist die kurze Flüchtlingskrise auch schon wieder überwunden. Historisch belegt ist davon so wenig, wie vom Rest von Jesus' Leben. 

Interessanter - auch in Bezug auf heutige Verwendbarkeit - sind hingegen die Motive hinter der Entstehung der Fluchtgeschichte: Matthäus ging es mit seiner Erzählung um die Einbettung Jesus' ins Volk Israel, um die Aufrechterhaltung von Traditionslinien zum Alten Testament, um das Bild einer ägyptischen Willkommenskultur... 

Die Geschichte vom "Flüchtling Jesus" war damit immer schon ein politisches Statement und das Matthäus-Evangelium gewissermaßen das Sharepic jener Zeit. Das klingt zwar etwas ernüchternd, hat doch aber auch etwas versöhnliches.

Vom Evangelium aufs Sharepic: Wie viel Flüchtling passt in einen Jesus?

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Kommentare 1
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor mehr als 6 Jahre

    dein piq "drei-teiler" ist deutlich interessanter als der gepiqte beitrag in deutschlandfunkkultur, vielen dank!

    fabian, sagt dir der bild-teaser etwas, die 'flucht nach aegypten'? oder hast du ihn piq-artig von der gepiqten seite übernommen, wie es die piq maske vorsieht? egal, ich mag diese spätmittelalterlichen steinmetzarbeiten aus autun, und als mein 'sharepic' dazu dieser link > https://i.pinimg.com/o... aus derselben kirche, vom selben steinmetz, gislebertus (nein, ich bin kein kunsthistoriker). ich finde nicht, daß das einfach nur kirchenschmuck ist, sondern daß da richtig geschichten erzählt werden (einer der 3 weisen blinzelt! weil sich jemand an der decke zu schaffen macht?).

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