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Unpiq: Wie gefährlich sind die arabischen Clans?
Dr. phil.
picker für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
schreibt u. a. für die Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) und die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Zuletzt erschien als Hardcover sein literarisches Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Klar, es gibt arabischstämmige Großfamilien in Neukölln und an anderen Orten mit etlichen kriminellen Menschen.
Klar, es gab (und wird geben?) spektakuläre Straftaten wie den Raub einer großen Goldmünze im Bode-Museum oder einen Überfall aufs KaDeWe oder naja, leicht kann man ergänzen.
Aber die überbordende Berichterstattung gibt diesen hochkriminellen Tätern eine gesellschaftliche Bedeutung, die sie nicht haben.
Spiegel TV versteigt sich im ausgewählten Special zur Behauptung, dass die Clans eine Bedrohung der deutschen Zivilgesellschaft darstellen.
Aber nicht mal Neukölln beherrschen sie – wie ich es fast täglich erlebe.
Drei Tatsachen, die dem als Unpiq ausgewählten Beitrag widersprechen:
- Die Frontstellung zwischen archaischen Clans, die aus der Wüste der arabischen Welt in die Großen Städte unserer Welt gekommen sind, ist falsch. Die organisierte Kriminalität ist ein modernes Phänomen.
- Laut BKA werden nur 8 (acht!) Prozent aller Verfahren zu organisierter Kriminalität den "Clans" zugeordnet. Nicht der gesamten Kriminalität in Deutschland, sondern nur der organisierten!
- Die Razzien in Shisha-Bars bringen oft wenig bis nichts. Aber diese Orte werden rassistisch markiert. (Letzteres wird oft nicht einmal nach einem Anschlag wie dem von Hanau thematisiert.)
Wer noch mehr wissen will, findet in diesem Beitrag von Sheila Mysorekar weiteres (Journalistin und Vorsitzende der "Neuen deutschen Medienmacher*innen", einem Verein von Medienschaffenden mit Migrationsgeschichte).
Natürlich sollten Beiträge über Verbrechen veröffentlicht werden:
Allerdings sollte die Berichterstattung sachlich und faktenbasiert sein. Und kritisch – auch gegenüber der Polizei. Die typischen Reportagen über »Clan-Kriminalität« sind es jedoch nicht, sondern erklären die kriminelle Energie Einzelner mit der angeblichen Gewaltbereitschaft ganzer Völker.
Gegen Ende des Beitrages gibt es die Preisverleihung der GOLDENEN KARTOFFEL 2020 für die Clan-Berichterstattung von Spiegel TV.
Quelle: SPIEGEL TV - Gegenrede: Sheila Mysorekar Bild: Spiegel TV www.spiegel.de
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"Die typischen Reportagen über »Clan-Kriminalität« sind es jedoch nicht, sondern erklären die kriminelle Energie Einzelner mit der angeblichen Gewaltbereitschaft ganzer Völker."
Wer erklärt denn Clans zu ganzen Völkern? Das ist doch reine Polemik oder schlimmer ....
Danke für den Unpiq. Den Spiegelartikel hatte ich schon gesehen, aber es war mir zu nervig, diesen Artikel zu lesen. Gleichzeitig hatte ich mich auf eine nervige FB-Debatte über die sog. Clan-Kriminalität eingelassen. Über die Verleihung der schrumpeligen Kartoffel an den Spiegel für diese Berichterstattung hatte ich in der taz gelesen. Die Debatte über vermeintliche Clan-Kriminalität (Clan bezieht sich ja auf Verwandtschaftsstrukturen und konstruiert m.E. eine Art Sippenhaft, die rechtsstaatswidrig ist) ist m.E. eine Ablenkungsdebatte von Ermittlungsdefiziten oder Personaldefiziten im Polizeibereich. Gut, mal dagegen zu halten gegen diese Debatte durch einen Unpiq.