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Flucht und Einwanderung

Unpiq: Was zeigt das Verhältnis zur Migration? Der Streit um Jörg Bernig

Achim Engelberg
Dr. phil.
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Achim EngelbergDienstag, 16.06.2020

Die Wahl Jörg Bernigs zum Kulturamtsleiter von Radebeul führte zu einer Kontroverse, die hohe Wellen schlug – bis er verzichtete

Wird die Meinungsfreiheit in unserem Land beschnitten? Kann ein Rechter nicht einmal Kulturamtsleiter in Radebeul werden?

Immerhin ist Jörg Bernig Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste und des PEN.

Letzterer gab dieses Statement dazu ab.

Neben Publikationen in rechten Medien, geriet Jörg Bernigs Kamenzer Rede in den Mittelpunkt.

Im unpiq kann man sich diese vorlesen lassen und hier findet man die Endfassung als PDF, gehalten im Jahr 2016.

Bernig gibt sich als Aufklärer, der hinter den Ankommenden 2015 einen Plan erkennen will:

Und nun sollten nach dem Willen der sich einer Begrenzung der Migration verweigernden deutschen Bundeskanzlerin und der mit ihr verbündeten Migrationsbefürworter Menschen aus der muslimischen Welt, vor allem dem arabischen Raum und Afghanistan, in Millionenzahl nach Europa kommen.

Da das deutsche Volk das nicht will, so Bernig, verband sich das "journalistische" mit dem "politischen Milieu" zu einer Symbiose, die "steuern" will.

Machtgeschützt wird dem Volk in einem fort gesagt, was richtig ist, was es zu denken hat bzw. was richtige Gedanken sind. Und dass das Volk sich nicht mehr als Volk, sondern besser als formbare Bevölkerung sehen soll.

Der springende Punkt bei Jörg Bernig, aber auch anderer "Rechter" oder "Populisten", ist das Unvermögen, die globalen Zusammenhänge der großen Wanderung zu sehen.

Ist das in einer Rede nicht zu viel verlangt?

Ein anderer Kamenzer Auftritt, der von Volker Braun, beweist das Gegenteil. Ich empfahl diesen auf piqd.

Einwanderung – oder Sozialstaat: scheint die Alternative. Aber nicht die Flüchtlinge machen das Problem, sie machen es bewusst.

Es sind die Steuerflüchtlinge und Renditeschlepper, wegelagernden Lobbys, das vagabundierende Kapital. Nicht der Zuzug zertrampelt das Land, sondern der Geschäftsgang. Deutschland, wo nur jeder Zweite noch tariflichen Schutz genießt, und ganze Firmen fürchten verkauft zu werden, setzt sich selbst herab. Auch verödete Dörfer sind gewissermaßen "national befreite Zonen". Diese schöne Erde ... Wer zerstört sie? Die Verwüstungen richten wir selber an, die Zersiedlung, Vernutzung, Devastierung der Fluren. Und die Unsicherheit und Armut sind von hier, sie wandern nicht ein.

Volker Braun weist auf eine sich verschärfende Lage, die den Aufstieg der Rechtsextremen befördert, er kritisiert aber die Verursacher vollkommen anders.

Aber läuft das nicht doch auf eine verengte Meinungsvielfalt hinaus? Argumentierten nicht auch ehrenwerte Kollegen für Jörg Bernig? Hier das Beispiel vom großen Essayisten Friedrich Dieckmann.

Schauen wir also noch mal in Jörg Bernigs Rede. Er argumentiert häufig anscheinend progressiv, beruft sich auf Lessing und zitiert indirekt Brechts berühmtes Gedicht Die Lösung. Bei Bernig heißt es:

Dazu scheint der Kanzlerin das Volk nicht zu genügen. Also wählt sie sich ein neues.

Da ist es nicht mehr weit entfernt, das Geschwätz von "Umvolkung". In diese Richtung tendieren auch andere Passagen:

Was geschieht, wenn einmal Nachzugsregelungen installiert werden? Dann kommen mit Sicherheit Frauen für diese Männer nach, um Familien mit Kindern und so eine arabisch-nordafrikanisch-muslimische Gruppe zu gründen. Sie wird den gegenwärtig 10 Millionen gleichaltrigen deutschen Staatsbürgern in Millionenzahl gegenüberstehen. Diese Gruppe wird die Floskel von der ›Integration‹ wohl schlicht quantitativ abschlägig beantworten ... Die jetzt das Land Regierenden greifen mit dieser Veränderung auf fundamentale Weise in den zukünftigen Verlauf des Lebens in Deutschland ein.

An eine andere Kamenzer Rede, die von Wenzel, sei erinnert. Er beleuchtet das Ausgeblendete:

Im Jahr 2016 wurden auf sieben islamische Länder 26.171 Bomben abgeworfen. Der Krieg gegen den Terrorismus forderte allein im Irak, Afghanistan und Pakistan 1,3 Millionen Todesopfer.

Im Gegensatz zu Volker Braun oder Wenzel ist Jörg Bernig nicht widerständig, sondern seine Kamenzer Rede zeigt ihn als die feinste Zunge der neuen Härte, die sich gegen Migranten aus anderen Kulturkreisen formiert, eine deutsche, abendländische Kultur feiert, die es selbst auf dem klassischen Höhenzug so nicht gab. Goethe schrieb und fand den Ausdruck "Weltliteratur".

Aber als geistige "Muckibude", um besser rechtsextreme Muster zu erkennen, lohnt es sich, gerade die Beiträge von Jörg Bernig, die nicht in dezidiert rechten Publikationen erschienen, zu lesen.

Unpiq: Was zeigt das Verhältnis zur Migration? Der Streit um Jörg Bernig

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Kommentare 2
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor fast 4 Jahre

    Sehr lesenswert auch Patrick Bahners ausführlicher Text in der FAZ https://www.faz.net/ak...

    1. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor fast 4 Jahre

      Danke! Ich überlegte schon, den auch noch zu verlinken, aber da schien mir das Gleichgewicht etwas flöten zu gehen. Gut, dass Du das machst!

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